Immobilien (Technik)

Steigendes Sicherheitsbedürfnis

Die Branche der Sicherheitstechnik wächst rasant. Neue Technologien eröffnen Privatleuten und Unternehmern zusätzliche Möglichkeiten, Eigentum und Personen zuverlässig zu schützen.

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von Regiomanager 01.08.2017
Revier Manager 2017/01
Foto: © klenger – stock.adobe.com

Das Thema Sicherheit nimmt einen immer größeren Stellenwert in Unternehmen ein. Auf der einen Seite ist die Anzahl der Einbrüche seit Jahren auf einem hohen Niveau. Auf der anderen Seite legt der Gesetzgeber die Sicherheitslatte immer höher. Letzteres wird vor allem beim Brandschutz besonders deutlich. Der verheerende Brand in einem britischen Hochhaus zeigt wie wichtig es ist, wirksame Sicherheitsvorschriften zu entwickeln und umzusetzen. Deutlich gestiegen sind außerdem die Hackerangriffe. Zusätzlich eröffnen neue Techniken, unter anderem Drohnen, weitere Schlupflöcher für kriminelle Aktivitäten.

Der Markt wächst

Für Unternehmen wird es deswegen wichtiger, sich bestmöglich abzusichern. Das spürt auch die Sicherheitsbranche. „Der Markt der elektronischen Sicherheitstechnik hat sich 2016 besser entwickelt als erwartet. Der Umsatz der Unternehmen in Deutschland ist im Vergleich mit dem Vorjahr um 6,2 Prozent auf knapp 3,95 Milliarden Euro gestiegen“, heißt es in einer Mitteilung des Zentralverbandes Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI), Fachverband Sicherheit. Das sieht auch der Bundesverband Sicherheitstechnik e.V. (BHE) so. Besonders starke Zuwächse von jeweils acht Prozent verzeichneten die Einbruchmeldetechnik und der Einbau von Video-Sicherheitssystemen. Mit einem Zuwachs von acht Prozent auf 511 Millionen Euro legte die Videosparte 2016 am stärksten zu. Immer mehr Betriebe setzen auf ihrem Gelände auf Videotechnik. Sie nimmt auch bei der Überwachung von öffentlichen Plätzen einen immer größeren Raum ein. „Das Image der Videoüberwachung hat sich in den letzten Jahren verändert“, erklärt Dr. Urban Brauer, Geschäftsführer des BHE. „Durch die angespannte Sicherheitslage findet die Video-Überwachung gerade im öffentlichen Bereich eine höhere Akzeptanz und wird als wichtiges Instrument der polizeilichen Aufklärungs- und Präventionsarbeit verstanden“, so Brauer weiter. Die Aussichten für Video-Sicherheitsanbieter seien positiv. Dazu trägt auch der Beschluss der Bundesregierung bei, die Videoüberwachung bundesweit auszuweiten. Im neuen Bundesdatenschutzgesetz verankert der Gesetzgeber mehr Freiräume für den Videoeinsatz und seine Zulässigkeit. Das wird, davon geht die Branche aus, die Nachfrage weiter erhöhen. Abzuwarten bleibt, welche Auswirkungen der Gesichtserkennungsversuch der Berliner Polizei mit sich bringt. Am Berliner Bahnhof Südkreuz testet die Polizei seit Anfang August eine spezielle Software, die Personen gezielt erkennen kann. Sie könnte für Zutrittssysteme relevant werden.

Steigendes Sicherheitsbedürfnis

Besonders das Segment Einbruchmeldetechnik profitiert seit Jahren von steigenden Einbruchszahlen. „Bei den Bürgern steigt das Sicherheitsbedürfnis, gleichzeitig wirkt sich die Förderung der Kreditbank für Wiederaufbau (KfW) sehr positiv aus“, erklärt Norbert Schaaf, Vorstandvorsitzender des BHE. Allein in 2016 seien von der KfW mehr als 40.000 Zuschussanträge für Einbruchschutzmaßnahmen gewährt und somit rund 50.000 Wohneinheiten mit Sicherungstechnik ausgestattet worden. Doch auf  Elektronik allein sollten sich Unternehmen nicht verlassen. Schlecht gesicherte Fenster und Türen sind noch immer die häufigsten Einfalltore für ungebetene Gäste. Je besser der mechanische Schutz ist, desto größer die Sicherheit. Pilzkopfsicherungen und Sicherheitsglas verhindern Einbrüche, bei denen es vor allem um schnell umsetzbare Ware oder Bargeld geht. Die neuen Anforderungen im Brandschutz führten nach BHE-Angaben in der Sparte Brandmeldetechnik zu einer Umsatzsteigerung auf rund 1,81 Milliarden Euro in 2016 (+6,8 Prozent gegenüber 2015). Durchaus positiv entwickelten sich auch die Sprachalarmsysteme (+ 5,3 Prozent).

Schwachstelle Mitarbeiter

Neue Techniken führen oft zu neuen Problemen. Drohnen zählen inzwischen dazu. Neben der Ausspähung können sie auch für Sabotageakte genutzt werden. Doch hier hängt der Gesetzgeber beim Eigenschutz noch nach. Dem Einsatz von Störsendern stehen fernmeldetechnische Regelungen entgegen. Eine wie auch immer geartete Zerstörung der Drohnen stellt eine Sachbeschädigung dar und kann zu Schadenersatzansprüchen führen. Werden beim Abschuss auch noch Personen verletzt, greift  das Strafrecht: Denn einen Notwehrtatbestand muss der Ausgespähte nachweisen. Ein filmischer Beweis  kann dabei helfen – allerdings sollten die  Persönlichkeitsrechte Dritter nicht verletzt werden. Aber nicht nur von außen droht Gefahr. Vielfach nutzen Mitarbeiter Sicherheitslücken in Unternehmen aus. Die Palette reicht vom Warendiebstahl bis hin zur Weitergabe von Unternehmensunterlagen. Das führt zu der Frage, wer wann welches Firmenareal betreten darf und wie Personen sicher identifiziert werden können. Die oft noch bestehenden Kartensysteme lassen sich leicht überlisten. Viele Unternehmen haben das erkannt. Dementsprechend stieg 2016 der Umsatz im Segment der Zutrittskontrolle um 4,8 Prozent auf 307 Millionen Euro. Oft sind dabei biometrische Systeme im Einsatz.

Gute Aussichten

Die Zukunft der Sicherheitstechnik sieht Uwe Bartmann, Vorsitzender des Fachverbands Sicherheit im ZVEI, in der weiteren elektronischen Vernetzung. „Die elektronische Sicherheitstechnik wird integraler Bestandteil im Smart Home und Smart Building. Sensoren der Sicherheitstechnik bieten neue Möglichkeiten zur Datenerhebung.“ Wohin die Reise in Sachen Sicherheit geht, muss jedes Unternehmen für sich entscheiden.
Das führt schnell zu der Frage, was individuell nötig ist. Für kleinere und mittlere Unternehmen sind die Präventionskommissariate der örtlichen Polizei eine gute Anschrift. Die Beratung ist kostenfrei und bietet einen guten Überblick. Ein Blick in die DIN VDE 0833-3, DIN VDE 0834 und DIN EN 50131-1 kann ebenfalls nicht schaden. Der BHE hat zudem Checklisten entwickelt. Wer ohnehin bauliche Veränderungen vornimmt, sollte ein Sicherheitskonzept mit einplanen. Grundsätzlich warnen alle Sicherheitsverbände davor, Anlagen von der „Stange“ einzubauen. Der Einsatz bestimmter Techniken bedürfe unter Umständen der Zustimmung des Betriebsrates. Angesichts der Komplexität der Systeme und der unterschiedlichen Interessen von Eindringlingen, sollte die Sicherheitsplanung Chefsache sein. Die Verbände raten zudem, sich von Experten beraten zu lassen.

Dirk Heuer | redaktion@regiomanager.de

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