Die Welt der Stahl- und Metallindustrie: Fundament der deutschen Wirtschaft
Stahl und Metalle – das klingt vielleicht auf den ersten Blick trocken, doch hinter diesen Begriffen verbirgt sich ein enorm bedeutender Teil der deutschen Wirtschaft. Die Gruppe “Stahl und Metalle” deckt nicht nur große Teile der Metallerzeugung und -bearbeitung ab, sondern umfasst auch die Herstellung verschiedenster Metallprodukte. Vom Roheisen über Nichteisenmetalle bis hin zu hochspezialisierten Produkten – dieser Bereich der Industrie ist breit gefächert und umfasst Verfahren wie Gießen, Schmieden und Kaltziehen. Die Vielfalt dieses Sektors ist so groß, dass er in verschiedene spezialisierte Branchen unterteilt wird, die sowohl traditionelle Strukturen als auch gewachsene Verbandslandschaften widerspiegeln.
Die deutsche Stahlindustrie: Ein Schwergewicht im globalen Markt
Die deutsche Stahlindustrie ist das Rückgrat vieler Wertschöpfungsketten in der Industrie. Mit einem Umsatz von rund 55,2 Milliarden Euro im Jahr 2022 und etwa 90.000 Beschäftigten zeigt sie ihre wirtschaftliche Bedeutung. Im gleichen Jahr wurden in Deutschland rund 36,8 Millionen Tonnen Rohstahl produziert – eine beeindruckende Zahl. Aber das ist noch nicht alles: Rund 23,1 Millionen Tonnen Walz- und Schmiedeerzeugnisse wurden exportiert, während gleichzeitig 22,6 Millionen Tonnen Stahlprodukte ins Land importiert wurden. Die größten Akteure der Branche sind keine Unbekannten: thyssenkrupp Steel Europe, ArcelorMittal Germany und die Salzgitter AG dominieren die Stahlproduktion in Deutschland. Allein thyssenkrupp steuerte 2021 etwa 11 Millionen Tonnen Stahl bei, gefolgt von ArcelorMittal mit 7 Millionen Tonnen und Salzgitter mit 6,75 Millionen Tonnen. Besonders Nordrhein-Westfalen spielt eine zentrale Rolle in der deutschen Stahlproduktion und hält einen Anteil von etwa 38 % der nationalen Gesamtproduktion.
Deutschland in der internationalen Stahlliga
Im globalen Vergleich mischt Deutschland ebenfalls weit vorne mit. 2022 war das Land der siebtgrößte Rohstahlproduzent weltweit, nur übertroffen von Ländern wie China, Indien, Japan und den USA. Innerhalb der EU führt Deutschland das Feld an – vor Stahlriesen wie Italien, Frankreich und Spanien. China dominiert jedoch nach wie vor die Weltproduktion und liefert über die Hälfte des weltweit produzierten Stahls. Die Stahlindustrie ist damit mehr als nur eine Branche – sie ist das Herzstück der deutschen Industrie. Ohne Stahl wären die Autobauer, der Maschinenbau und selbst der Bau von Häusern nicht denkbar. Jährlich nutzen die Deutschen etwa 240 kg Stahl pro Person.
Doch die Zukunft ist ungewiss: Hohe Energiekosten, internationale Konkurrenz und Überkapazitäten bedrohen die Stahlproduktion. Die „Stahl-Allianz“ kämpft daher für den Erhalt der Standorte. Gleichzeitig setzt sich die Industrie das ehrgeizige Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden.
Stahl – der Stoff, der die Welt verändert
Ein faszinierender Aspekt von Stahl ist seine Nachhaltigkeit. Etwa zwei Drittel des in Deutschland produzierten Stahls stammt aus integrierten Hüttenwerken, die auf den Einsatz von Eisenerz und Hochöfen setzen. Der Rest wird über die Elektrostahlroute aus Stahlschrott gewonnen, was den Rohstoff fast vollständig recycelbar macht. Dies schont natürliche Ressourcen in erheblichem Maße. Doch Stahl ist nicht nur ein Werkstoff – er treibt ganze Industrien an. Ob Automobil- oder Maschinenbau: Die Innovationen, die aus der Stahlbranche kommen, ermöglichen Erfolge in vielen weiteren Sektoren. Moderne Stähle finden auch in nachhaltigen Technologien Anwendung, etwa in Windkraftanlagen oder in leichteren, effizienteren Automobilkarosserien.
Herausforderungen auf dem Weltmarkt
Der internationale Stahlmarkt ist ein hart umkämpftes Terrain. Durch die hohe Stahlproduktion und den massiven Export Chinas stehen die Preise weltweit unter Druck. Die Marktsättigung in China hat die Nachfrage verringert, aber die Produktionskapazitäten wurden nicht entsprechend angepasst. Dies belastet den globalen Markt und stellt die deutsche Stahlindustrie vor wirtschaftliche Herausforderungen.
Die Bedrohung der Stahlproduktion
Die globalen Herausforderungen sind erheblich: Internationale Märkte schotten sich ab, Zölle steigen und die Energiekosten explodieren. Vor allem die CO²-Zertifikate und die Auswirkungen der Corona-Krise haben die Branche stark belastet. Die Stahl-Allianz, bestehend aus führenden Wirtschaftsverbänden und den Industrie- und Handelskammern der Stahlstandorte, hat sich zusammengeschlossen, um den Fortbestand der Produktion in Deutschland zu sichern.
Der Plan für die Zukunft: Handlungskonzept Stahl
Um diese Herausforderungen zu meistern, hat die deutsche Bundesregierung im Jahr 2020 das „Handlungskonzept Stahl“ vorgestellt. Ziel ist es, die Stahlindustrie in Deutschland langfristig zu stärken, ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und gleichzeitig klimaneutral zu machen.
Fairer Wettbewerb und internationale Zusammenarbeit
Doch der Weg in eine erfolgreiche Zukunft erfordert mehr als nur Innovation. Auf politischer Ebene setzt sich das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz dafür ein, weltweit faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Dies ist besonders auf Ebene der Europäischen Union und im Rahmen der G20 von Bedeutung. Zu den Maßnahmen zählen auch handelspolitische Schutzinstrumente wie Antidumping- oder Antisubventionsmaßnahmen. Diese erlauben es der EU, Ausgleichszölle zu verhängen, wenn unfaire Handelspraktiken die Wirtschaft schädigen.
Globale Zusammenarbeit zur Reduzierung von Überkapazitäten
Ein weiteres globales Problem der Stahlindustrie sind die Überkapazitäten. Seit 2016 arbeiten die G20- und OECD-Staaten im „Global Forum on Steel Excess Capacity“ an einer Lösung. Ziel ist es, staatliche Subventionen und Beihilfen abzubauen, die zu einem Überangebot an Stahl führen, und die Produktionskapazitäten weltweit zu reduzieren.
Klimaschutz als Wegweiser
Die Entwicklung der spezifischen energiebedingten CO²-Emissionen hat sich in den letzten 30 Jahren klar verbessert – heute wird pro Tonne Stahl deutlich weniger CO² ausgestoßen. Mit den gängigen Produktionsverfahren ist die CO²-Einsparung allerdings an ihre Grenzen gekommen. Für eine weitere Emissionsreduktion müßte die Umstellung auf wasserstoffbasierte Verfahren erfolgen. Der Weg zur Klimaneutralität ist für die deutsche Stahlindustrie klar definiert. Bis 2050 soll die Produktion komplett CO²-frei sein. Dieser ambitionierte Plan verlangt massive Investitionen und eine technologische Transformation. Doch Deutschland möchte nicht nur die Herausforderungen meistern, sondern global als Vorbild fungieren, indem es zeigt, dass Hightech-Industrien klimaneutral produzieren können, ohne ins Ausland abwandern zu müssen. Beispiele:
Die Forderungen der Branche mit klaren Forderungen an die Politik:
1. Schutz vor subventionierten Billigimporten und Einführung einer CO²-Abgabe für Importe.
2. Keine weiteren Verschärfungen der CO²-Ziele und Stabilisierung des Emissionshandels.
3. Sicherung und Förderung industrieller Arbeitsplätze durch gezielte Maßnahmen.
4. Finanzielle Unterstützung für die Umstellung auf klimafreundliche Stahlproduktion.
5. Gewährleistung wettbewerbsfähiger Energiepreise, einschließlich Kompensation für Strompreissteigerungen.
6. Schnellere Umsetzung der nationalen
Wasserstoffstrategie.
7. Verbesserung der Infrastruktur, um den Transport von Stahl effizienter zu gestalten.
Blick in die Zukunft
Die Zukunft der deutschen Stahlindustrie steht auf dem Spiel. Der Übergang zur Klimaneutralität ist unumgänglich, aber die Herausforderungen sind gewaltig. Um dies zu bewältigen, sind umfangreiche politische, technologische und wirtschaftliche Maßnahmen erforderlich.
Die Stahlproduktion in Deutschland sollte als Schlüsselindustrie nicht nur erhalten bleiben, sondern als nachhaltiges und innovatives Modell in eine grüne Zukunft führen.
Dieser Plan erfordert sowohl nationale als auch europäische Anstrengungen. Die grüne Transformation der Stahlindustrie kann gelingen – aber nur, wenn die richtigen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden.
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