Die Wirkung von Tageslicht auf Menschen ist durch Forschungen hinreichend belegt. Über Jahrmillionen hat sich im biologischen Rhythmus des Menschen eine innere Balance zwischen Tag und Nacht, Hell und Dunkel entwickelt. Wir fühlen uns wohler, wenn es hell ist und die Sonne scheint, sind leistungsfähiger und motivierter, unsere Aufgaben anzugehen. Leider lässt sich die Sonne nicht nach Belieben an- und ausschalten und in Arbeits- und Büroräume gelangt sie auch nicht auf Knopfdruck. Mit neuster Beleuchtungstechnik lässt sich genau die Wirkung erzeugen, die Tageslicht auf den Menschen hat.
Uwe Greff vom Andree Bürozentrum Höxter ist Experte mit 30 Jahren Erfahrung für qualifizierte Einrichtungsplanung. Zu seinen Schwerpunktthemen zählt auch das biologisch wirksame Licht.
OWLM: Was verbirgt sich hinter dem Begriff „biologisch wirksames Licht“?
Uwe Greff: Biologisch wirksames Licht greift Wirkelemente des Tageslichtes auf. Über intelligente Beleuchtungssysteme wird eine Lichtatmosphäre erzeugt, die von Menschen als ebenso angenehm und förderlich erlebt wird wie Tageslicht. Interessant ist dabei, dass Licht zwar über das Auge wirkt, aber seine biologische Wirkung unabhängig vom Sehen entfaltet. Diese Erkenntnis verdanken wir einer Entdeckung aus dem Jahr 2002, den speziellen Ganglienzellen im Auge, die als dritte Rezeptoren neben Stäbchen und Zapfen aktiv sind. Diese Zellen wirken besonders auf blaues Licht, wie es im Tageslicht enthalten ist. Und sie beeinflussen neben dem Sehen auch die gesamte Steuerung des Körpers und Wohlbefindens. Biologisch wirksames Licht greift diese Erkenntnis auf und setzt sie in Beleuchtungssysteme um.
OWLM: Wo ist biologisch wirksames Licht relevant?
Uwe Greff: Grundsätzlich ist biologisch wirksames Licht überall relevant, wo sich Menschen aufhalten. Besonders wichtig ist sie an Arbeitsorten, an denen sich Menschen über eine längere Zeit am selben Platz befinden. Je angenehmer das Licht für den Beschäftigten, umso leistungsfähiger und motivierter ist er. Biologisch wirksame Lichtplanung bedeutet also eine Win-win-Situation für alle Seiten.
OWLM: Wie sieht biologisch wirksames Licht bei der Gestaltung der Raumbeleuchtung konkret aus? Worauf ist zu achten?
Uwe Greff: Am Anfang steht die Betrachtung jedes einzelnen Arbeitsplatzes. Bei der Auswahl der Beleuchtung wird besonders die Wirkung bestimmter Lichtfarben einbezogen. So ist aus Studien bekannt, dass Lichtfarben den biologischen Rhythmus unterstützen, weiß-blaues Licht verbessert z.B. die Leistungsfähigkeit, stabilisiert aber auch die innere Uhr. Um ein optimales Ergebnis zu erzielen, wird bei der Auswahl der Systeme das vorhandene Tageslicht genutzt und die natürliche Lichtausbeute optimiert oder simuliert. Dies geschieht vor allem durch Arbeitsplatzleuchten, die jeder Mitarbeiter über eine App seinem individuellen Tagesrhythmus anpassen kann. Aber auch mithilfe von Stehleuchten, deren Licht so programmiert wird, dass es dem natürlichen Lichtverlauf entspricht, lässt sich biologisch wirksames Licht in den Arbeitsplatz integrieren.
OWLM: Lässt sich biologisch wirksame Lichtplanung mit den Vorschriften für die Beleuchtung am Arbeitsplatz und dem Wunsch nach effizientem Energieeinsatz in Einklang bringen?
Uwe Greff: Auf jeden Fall. Durch den Einsatz von energiesparender LED-Technik wird oft weniger Energie verbraucht als mit herkömmlicher Beleuchtung. Und die DIN SPEC 67600 empfiehlt sogar ausdrücklich eine integrierende, ganzheitliche Licht- und Raumplanung, bei der alle Faktoren abgewogen und einbezogen werden. Studien weisen eindeutig nach, dass Licht einen Einfluss auf Gesundheit, Wohlbefinden und Motivation hat. Die biologisch wirksame Lichtplanung bietet Lösungen, diese Erkenntnisse in allen Arbeitsräumen im Interesse aller Beteiligten optimal zu realisieren.
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