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Datenbroker und ihre Auswirkungen auf die digitale Sicherheit

Warum die Entfernung persönlicher Daten wichtig ist.

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von REGIO MANAGER 21.01.2025
Datenbroker - die unheimlichen Datensammler des Internet (Bild: Dall-e)

Die digitale Welt bringt unzählige Vorteile mit sich, von einfacher Kommunikation bis hin zu personalisierten Dienstleistungen. Doch sie hat auch eine Schattenseite: Datenbroker, deren Geschäftsmodell darauf basiert, persönliche Informationen zu sammeln, zu analysieren und weiterzuverkaufen. In diesem Artikel beleuchten wir, welche Gefahren mit diesem Handel verbunden sind und wie Unternehmen und Privatpersonen sich schützen können.

Was sind Datenbroker?

Datenbroker sind Unternehmen, die Informationen aus verschiedenen Quellen sammeln, aggregieren und verkaufen. Sie beziehen Daten aus öffentlichen Registern, sozialen Netzwerken, Online-Käufen und vielen weiteren Kanälen. Ziel ist es, detaillierte Profile von Individuen zu erstellen, die für Werbetreibende, Finanzinstitute oder andere Unternehmen von Interesse sind.

Die Mechanismen der Datensammlung

Datenbroker nutzen mehrere Methoden, um Informationen zu sammeln:

  • Öffentliche Quellen: Dazu gehören Melderegister, Gerichtsakten und Grundbuchdaten.
  • Soziale Netzwerke: Informationen, die Nutzer öffentlich teilen, wie Interessen, Beziehungen oder Aufenthaltsorte, sind leicht zugänglich.
  • Geschäftliche Transaktionen: Unternehmen verkaufen oft Kundendaten weiter, um zusätzliche Einnahmen zu generieren.

Ein einzelner Datensatz mit grundlegenden Informationen wie Name, Alter und Adresse wird für nur wenige Cent gehandelt. Werden jedoch sensible Daten wie finanzielle Details oder Gesundheitsinformationen hinzugefügt, steigt der Wert signifikant.

Risiken des Datenhandels

Der Handel mit persönlichen Daten birgt zahlreiche Risiken:

  1. Identitätsdiebstahl: Gestohlene Daten werden oft für betrügerische Aktivitäten genutzt. Laut einem Bericht von Javelin Strategy & Research waren 2021 allein in den USA 42 Millionen Menschen von Identitätsdiebstahl betroffen, was zu einem finanziellen Schaden von über 52 Milliarden US-Dollar führte.
  2. Unerwünschte Werbung: Personalisierte Werbung mag auf den ersten Blick harmlos erscheinen, doch sie basiert auf der Auswertung von Verhaltensmustern und Interessen. Dies führt nicht nur zu einer Flut von Spam, sondern kann auch manipulative Marketingstrategien begünstigen.
  3. Cyberangriffe: Persönliche Daten, die in die Hände von Kriminellen gelangen, erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Phishing-Angriffen. Der Bericht Data Book 2023 der Federal Trade Commission zeigt, dass 2022 rund 36 % aller Cyberangriffe auf Datenmissbrauch zurückzuführen waren. Demnach gab es insgesamt 5,5 Millionen Fälle, bei denen persönliche Daten missbraucht wurden. Davon entfielen über 2 Millionen Fälle auf Phishing-Angriffe, bei denen E-Mail-Adressen und Telefonnummern am häufigsten genutzt wurden. Diese Angriffe zielten darauf ab, Nutzer durch täuschend echte Nachrichten zur Preisgabe weiterer sensibler Informationen zu bewegen.

Ein aktuelles Beispiel liefert ein Bericht von Incogni. Am 19. Januar 2025 wurde demnach ein mutmaßlicher Datenverstoß bei der North Pole Company Canada festgestellt. Dabei wurden über 500.000 Kundendatensätze kompromittiert, darunter Namen, Telefonnummern sowie Privat- und E-Mail-Adressen. Diese Informationen wurden in einem Forumsbeitrag veröffentlicht und könnten von böswilligen Akteuren missbraucht werden. Der Vorfall zeigt, wie wichtig Überwachung und schnelles Handeln im Umgang mit Datenlecks sind.

Rechtliche Rahmenbedingungen

In der Europäischen Union bietet die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) einen umfassenden rechtlichen Rahmen. Diese garantiert:

  • Das Recht auf Auskunft, welche Daten gesammelt wurden, ist in Artikel 15 der DSGVO geregelt. Dieses Recht umfasst detaillierte Informationen darüber, welche Daten gesammelt, wie diese genutzt und mit wem sie geteilt wurden. Laut der DSGVO müssen Unternehmen auf solche Anfragen innerhalb von 30 Tagen reagieren. Dies gibt Nutzern die Möglichkeit, besser zu verstehen, wie ihre persönlichen Informationen verarbeitet werden, und darauf basierend fundierte Entscheidungen zu treffen. Dabei kann auch eine Kopie der gespeicherten Daten verlangt werden, was Transparenz in der Datenverarbeitung erhöht.
  • Das Recht auf Löschung, auch bekannt als “Recht auf Vergessenwerden”, ist in Artikel 17 der DSGVO geregelt. Es ermöglicht es Individuen, die Löschung personenbezogener Daten zu verlangen, wenn diese nicht mehr notwendig sind oder unrechtmäßig verarbeitet wurden. Unternehmen sind verpflichtet, diesem Anspruch nachzukommen, es sei denn, es bestehen rechtliche Verpflichtungen zur Aufbewahrung der Daten. Dies gibt Nutzern ein wirksames Werkzeug, um ihre digitale Privatsphäre zu wahren.

Allerdings gibt es Herausforderungen, insbesondere bei der Durchsetzung der Rechte gegenüber außerhalb der EU ansässigen Datenbrokern. Viele Unternehmen reagieren jedoch nicht auf entsprechende Anfragen oder verlangen unverhältnismäßige Nachweise.

Wie kann man sich schützen?

Der Schutz persönlicher Daten erfordert proaktive Maßnahmen:

  1. Bewusster Umgang mit Daten: Teilen Sie nur die notwendigsten Informationen online. Nutzen Sie Einstellungen zur Privatsphäre auf Plattformen wie Facebook oder LinkedIn.
  2. Datenschutzdienste: Diese Dienstleister bieten Services an, um Ihre persönlichen Daten aus Datenbanken zu entfernen.
  3. Technische Schutzmaßnahmen: Der Einsatz von Virtual Private Networks (VPNs), Anti-Tracking-Tools und sicheren Passwörtern ist essenziell. Zudem sollten Updates für Betriebssysteme und Software regelmäßig installiert werden.

Fazit

Datenbroker spielen eine zentrale Rolle im digitalen Zeitalter, doch ihr Geschäftsmodell birgt erhebliche Gefahren für die Privatsphäre und Sicherheit. Es liegt an jedem Einzelnen, die Kontrolle über die eigenen Daten zu übernehmen. Gleichzeitig sind Unternehmen und Gesetzgeber gefordert, klare Richtlinien zu schaffen und deren Einhaltung sicherzustellen. Die Entfernung persönlicher Daten ist kein Allheilmittel, aber ein wichtiger Schritt, um die digitale Sicherheit zu erhöhen.

 

 

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