Für deutsche Unternehmen hat sich die Fachkräftesicherung zu einer prioritären Zukunftsaufgabe entwickelt. Angesichts des demografischen Wandels und des daraus resultierenden „War for Talents“ wird es insbesondere für kleine und mittelständische Betriebe immer schwerer, hoch qualifizierten Nachwuchs für sich zu gewinnen. „Das Personalrecruiting befindet sich im Wandel: Unternehmer müssen heute kreativer, engagierter und vor allem schneller sein als früher, um auf sich aufmerksam zu machen“, sagt Brigitte Jansen, Vorstand der wir4. Die interkommunale Wirtschaftsförderung für die Städte Moers, Kamp-Lintfort, Neukirchen-Vluyn und Rheinberg unterstützt die regionale Wirtschaft deshalb aktiv bei der Suche nach klugen Köpfen – und zwar auf vielfältige Weise. Unter anderem engagiert sich das wir4-Team im „Netzwerk für Ausbildung und Beschäftigung im Kreis Wesel“, einem losen Zusammenschluss von ansässigen Unternehmen. Gemeinsam machen sie sich für eine gute Aus- und Weiterbildung von Arbeitskräften stark und entwickeln Projekte zur Fachkräftesicherung.
„connect me“ mit Besucherrekord
Zusammen mit der Hochschule Rhein-Waal ist es ihnen beispielsweise gelungen, die Berufsorientierungsmesse „connect me“ zu etablieren. „Ziel ist es, Talente von morgen mit den Unternehmen der Region zusammenzubringen. Das Besondere: Schüler und Studenten können sich hier sowohl über Praktika als auch über Ausbildung, Studium und Berufseinstieg informieren“, erklärt Birgit Mosler, Innovations- und Netzwerkmanagerin der wir4. „Das wachsende Interesse an der Messe zeigt, welch große Bedeutung die Fachkräftesicherung für die Unternehmen in unserer Region hat. So nutzen beispielsweise Betriebe mit eher unbekannten Berufsbildern die Chance, sich zu präsentieren und den Schülern und Studierenden fundierte Informationen zu geben.“ Den Erfolg belegen auch die Teilnehmerzahlen der letzten Auflage: Anfang Oktober präsentierten sich 45 Betriebe knapp 1.000 Besuchern.
„Nur wer sich früh um den Nachwuchs bemüht, wird offene Stellen mit seinen Wunschkandidaten besetzen können“, betont Brigitte Jansen. Daher setze sich wir4 auch dafür ein, Unternehmen und Studierende zusammenzubringen. Dieses Vorhaben gelingt insbesondere durch die enge Zusammenarbeit mit der Hochschule Rhein-Waal. So führt wir4 beispielsweise das Backoffice des Fördervereins Campus Camp-Lintfort, der durch die Vermittlung von Betriebspraktika und Praxissemestern sowie von Semester-, Bachelor- und Masterarbeitsthemen die Netzwerkbildung fördert.
Vielfältige Fördermöglichkeiten
Unterstützung erhalten Firmen darüber hinaus von der Regionalagentur NiederRhein, die Auskunft über Fördermöglichkeiten gibt. „Neben dem Fachkräftemangel müssen sich Unternehmen mit der zunehmenden Dynamik von Veränderungsprozessen durch die fortschreitende Digitalisierung auseinandersetzen“, sagt Projektberater Ulrich Rose, der im Hause der wir4-Wirtschaftsförderung in Moers zu Förderthemen berät. „Die Geschäftsleitungen werden derzeit stärker denn je gefordert, Lösungen zu entwickeln, um den Personalstand zu sichern und drohende Fachkräftelücken abzuwenden.“ Dabei haben sie die Möglichkeit, auf Förderprogramme zurückzugreifen.
Dazu zählt u. a. „unternehmensWert: Mensch“. Das Programm greift kleinen und mittelständischen Betrieben bei der Entwicklung mitarbeiterorientierter Personalstrategien unter die Arme. „Sollen Mitarbeiter zudem im Bereich Digitalisierung geschult werden, ist es empfehlenswert, sich mit dem Programmzweig ,unternehmensWert: Mensch plus‘ zu beschäftigen“, rät Rose. Dabei werden im Rahmen eines betrieblichen Lern- und Experimentierraumes spezifische Lösungen und Strategien entwickelt, um die eigenen Mitarbeiter für den Einsatz in digitalen Aufgabenbereichen fit zu machen.
Ziel der Wirtschaftsförderung ist es letztlich, die Talente von morgen in der wir4-Region zu halten. „Schließlich ist die Verfügbarkeit von Fach- und Führungskräften ein wichtiger Erfolgsfaktor für Unternehmen und ein entscheidender Standortfaktor für die Region“, ist Brigitte Jansen überzeugt. Es ist daher wichtig, die Besonderheiten und Qualitäten der Region herauszustellen. „Von der guten Anbindung an Ruhrgebiet und Rheinland über die vielen spezialisierten und erfolgreichen Unternehmen und zahlreichen Bildungseinrichtungen bis hin zu den vielfältigen Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten am Niederrhein haben wir schließlich einiges zu bieten.“ Eine gute Gelegenheit, die Attraktivität dieses Wirtschafts-, Kultur- und Lebensraumes greifbar zu machen, bietet z. B. die Landesgartenschau, die von Frühjahr bis Herbst 2020 in Kamp-Lintfort stattfinden wird.
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