Management

DEEP DIVE ISM: Die digitale Revolution lässt in der Immobilienwirtschaft auf sich warten

ISM-Professor Dr.-Ing. Martin Töllner über Stand und Perspektiven der Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft.

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von Regiomanager 14.09.2022
(© ­­­black_mts − stock.adobe.com)

Professor Dr.-Ing. Martin Töllner ist Studiengangleiter und Hochschullehrer für Real Estate Management an der International School of Management (ISM). Als Architekt, Stadtplaner und Sachverständiger für Immobilienbewertungen ist er mit allen Phasen der Immobilien-Wertschöpfungskette bestens vertraut. Aus Sicht des Experten steht die erfolgsverwöhnte Immobilienwirtschaft in den kommenden Jahren vor großen Herausforderungen. Ohne die rasche Umsetzung digitaler Lösungen lassen diese sich kaum bewältigen – eine Standortbestimmung.


Die fetten Jahre sind vorbei


Instabilität der Lieferketten, Klima-Krise, Fachkräftemangel und die Verknappung von Rohstoffen bringen die Immobilienwirtschaft nach Jahren des erfolgreichen Wirtschaftens stark in Bedrängnis. Nur durch rasche Fortschritte bei der Digitalisierung lassen sich Herausforderungen rund um die verknappten personellen und materiellen Ressourcen bewältigen. Doch die deutsche Immobilienbranche hinkt bei der digitalen Transformation hinterher. „In den letzten zehn Jahren lief es in der Immobilienwirtschaft wie von selbst. Es fehlten ganz einfach die Anreize, um in neue Technologien zu investieren – besonders bei kleineren Unternehmen.“


Digitale Tools vernetzen


Dabei gibt es durchaus schon Einzelanwendungen, die das Potenzial der Digitalisierung für die Immobilienbranche aufzeigen. Bei der Gebäudebewirtschaftung beispielsweise wurde in der Verwaltung viel erreicht und dank Smart Building-Technologie können Beheizung, Belüftung oder die Beleuchtung bereits automatisch gesteuert und dadurch der Energieverbrauch gesenkt werden. Auch KI-Lösungen, Robotik, Sensorik und so weiter kommen vermehrt zum Einsatz. Damit die Immobilienbranche aber ganzheitlich digitaler und damit auch nachhaltiger werden kann, müssen diese unterschiedlichen Einzellösungen zusammengeführt werden. Dabei ist mit BIM, Building Information Modeling, bereits ein vielversprechender Ansatz vorhanden, welcher die notwendigen Voraussetzungen für eine ganzheitliche digitale Vernetzung mitbringt.


BIM: Daten speichern,
visualisieren, zugänglich machen


In der Planungsphase wird BIM bereits erfolgreich eingesetzt. Bei dieser Arbeitsmethode wird ein mehrdimensionales Gebäude am Computer entworfen. Alle Informationen, die in Bezug zum Projekt stehen, werden in das Modell eingespeist. Das Resultat ist ein digitaler Zwilling des Gebäudes, in welchem sämtliche Daten wie Vermessungen, mathematische Berechnungen, Informationen zum Baumaterial sowie behördliche Bewilligungen und Auflagen, Kostenkalkulationen und so weiter angehängt sind. Das mehrdimensionale Modell wird in der Cloud abgespeichert und so den Projektpartnern online zugänglich gemacht. In der Planungs- und Bauphase wird BIM, wenngleich noch mehrheitlich von Großunternehmen, bereits genutzt. In einem nächsten Schritt sollte dieses System dazu verwendet werden, alle digitalen Tools entlang der Immobilien-Wertschöpfungskette an einer Stelle zu bündeln. Dann stünden die Informationen – immer aktuell – auch für Bewirtschaftung, Umnutzung und Re-Use bzw. Recycling von Bauteilen und -stoffen zur Verfügung.


Investitionen in die
Digitalisierung lohnen sich


Die notwendigen Investitionen in BIM-Software und Know-how wurde bisher aufgrund fehlender wirtschaftlicher Anreize meistens nur von Großunternehmen getätigt. In den USA ist BIM allerdings schon besser etabliert. Spätestens seit der Corona-Krise und dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs ist die Bereitschaft auch bei kleineren Unternehmen gestiegen, in die Digitalisierung und damit auch in BIM-Anwendungen zu investieren. „Ein Haus zu bauen kostet immer viel Geld. Die Investitionen in die Digitalisierung ist in Relation zu den Gesamtkosten jedoch gering. Man sollte also bedenken, wie viel an Ressourcen und Geld sich damit längerfristig einsparen lässt und welche Wettbewerbsvorteile sich dadurch für ein Unternehmen ergeben.“


Die Krux mit
den Schnittstellen


Letztendlich ist die digitale Transformation einer ganzen Branche natürlich eine ungeheuer komplexe Aufgabe. Die größte Herausforderung besteht darin, ein offenes System zu schaffen, an welches alle beteiligten Schnittstellen angeschlossen werden können. Dazu braucht es:

• (BIM-)Software, die untereinander kompatibel ist und offene Schnittstellen bietet, an die andere Anwendungen angedockt werden können,

• Weiterbildung der User,

• digitale Fortschritte und Investitionen sowohl auf Unternehmens- wie Behördenseite.

Die Behörden sind sich der Notwendigkeit der digitalen Transformation für die Immobilienbranche durchaus bewusst. Insbesondere bei der Schaffung der rechtlichen Rahmenbedingungen wurden bereits Fortschritte erzielt. Doch wenn es um die konkrete Umsetzung der Digitalisierung in den Ämtern und um die Schaffung von Schnittstellen geht, herrscht noch Aufholbedarf. „Wir müssen so weit kommen, dass ein Bauprojekt digital eingereicht und parallel von Behörden und Projektpartnern in der Cloud bearbeitet werden kann. Solange nicht auch in die Digitalisierung der Ämter investiert und beispielsweise die digitale Unterschrift Standard ist, haben wir noch einen weiten Weg vor uns, bis die digitale Transformation geschafft ist.“


Gelingt mit BIM
der Durchbruch?


Als das iPhone erstmals so viele Funktionen in einem Gerät vereinen konnte, dachte man auch, der digitale Durchbruch sei geschafft. Im Nachhinein lässt sich aber feststellen, dass erst Google mit seinen Open-Source-Programmen die digitale Revolution so richtig ins Rollen brachte. Momentan stellt BIM einen vielversprechenden Ansatz mit großem Potenzial dar, um die Digitalisierung und Vernetzung in der Immobilienwirtschaft voranzubringen.
Ob BIM aber tatsächlich den Schlüssel für die digitale Transformation in der Immobilienbranche bereithält, lässt sich erst in ein paar Jahren beurteilen.


Info


Real Estate Management an der International School
of Management (ISM) studieren

Die Studiengänge in Real Estate Management an der International School of Management (ISM) vermitteln den Studierenden praxisnahes Know-how für eine Laufbahn in der Immobilienwirtschaft. Die Studierenden lernen die gesamte Wertschöpfungskette von Immobilien kennen, von der Projektplanung, Vermögensverwaltung über das Finanz-, Werte- und Portfoliomanagement bis zum Umwelt- und Ressourcenschutz.

Das Bachelorstudium in Real Estate Management kann an der ISM in Vollzeit oder dual studiert werden. Der mit dem RICS-Gütesiegel ausgezeichnete Masterstudiengang wird als Vollzeit- oder berufsbegleitendes Studium angeboten. Für Unternehmen bieten die Studienprogramme der ISM die Möglichkeit, als Praxispartner den Nachwuchs direkt zu fördern und dadurch dem Fachkräftemangel vorzubeugen.

Weitere Infos zum Studium in Real Estate Management an der ISM finden Sie hier.

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