OWLM: Wie hat sich die Branche der Kaffeeautomaten-Aufsteller in den vergangenen 30 Jahren entwickelt?
Udo Holste: Wir müssen da zunächst zwischen dem Kaffee für zu Hause und dem Betriebsmarkt unterscheiden. Das ist schon ein himmelweiter Unterschied. Biokaffee spielt in den Betrieben z.B. derzeit noch keine große Rolle, allerdings gibt es einige Kunden, die da doch viel Wert darauf legen. Es gibt aber eine ganz andere interessante Entwicklung, die mich etwas an die bereits hinter uns liegenden Entwicklungen in Skandinavien und den Niederlanden erinnert. Dort war immer die Devise: Kaffee wird den Mitarbeitern kostenlos zur Verfügung gestellt. Im Vergleich dazu gibt es das bei uns auch. Viele wollen allerdings eher den Automatenkaffee subventionieren. Dieser Wunsch ist in den letzten Jahren gestiegen. Mittlerweile fragt jeder zweite Betrieb bei uns an, wie er hier am besten vorgehen soll.
OWLM: Gibt es denn in der Branche Veränderungen, die aus den heutigen Arbeitszeiten heraus resultieren, z.B. weil viele Mitarbeiter in den Betrieben Überstunden oder Samstagsarbeit leisten müssen?
Udo Holste: Auf jeden Fall. Man kann an den Automaten mittlerweile ja alles einstellen. Mittlerweile können Kunden auf sehr unterschiedliche Features zurückgreifen. Es gibt z.B. in vielen Unternehmen bargeldlose Zahlungssysteme. Oder jeder Mitarbeiter erhält einmal pro Woche ein Getränk kostenfrei oder Betriebsangehörige erhalten Getränke an den Wochenenden kostenfrei, wenn diese regelmäßig oder auch nur ausnahmsweise arbeiten müssen. Oft wird der Kaffee für diese Klientel auch vergünstigt angeboten. All das ist mit den neuen Automatentechniken heutzutage möglich. Oder Aktionen des Arbeitgebers kommen immer gut an, z.B. wenn der Kaffee im Rahmen eines Zeitraumes als Jubiläumskaffee oder als „Kaffee zu Omas Zeiten“ verbilligt angeboten wird. Etwas Vergleichbares haben auch wir von unserer Firma unseren Kunden angeboten. So etwas können die Betriebe selbst ihren Mitarbeitern natürlich auch anbieten, da dies sehr gut ankommt. Mit solchen Maßnahmen erreichen Sie auch Mitarbeiter, die eher skeptisch sind, ob der Kaffee überhaupt schmeckt. Denn der Mitarbeiter, der zögert, macht das deshalb, weil er natürlich kein Geld ausgeben will für etwas, das möglicherweise nicht schmeckt. Wenn er dann nur ganz wenig investieren muss, ist die Chance groß, den Automatenkaffee doch einmal zu probieren.
OWLM: Gibt es Änderungen bei den Vorlieben in Bezug auf die Kaffeezubereitung oder gar Veränderungen, was die grundsätzlichen Geschmäcker in Bezug auf die Kaffeemischung angeht? Oder wie ist es mit den Spezialitäten? Werden Cappuccino oder Latte macchiato heute stärker nachgefragt als früher?
Udo Holste: Es gibt in Bezug auf die Automatentechnik sicher Unterschiede. Wir als Dienstleister erstellen für jedes Produkt eine Mischung. Grundsätzlich gilt, dass die Kaffeeautomaten laufen müssen, dann schmeckt der Kaffee auch einfach besser. Was auch seit ein paar Jahren im Trend ist, sind kalorienreduzierte Produkte. Das heißt, dass Automatenzucker eingesetzt wird, der nur 50 Prozent Zuckeranteil hat. Aber auch Kakao-Produkte sind zunehmend kalorienreduziert. Generell ist beim Kakao anzumerken, dass je höher der Kakao-Anteil am Getränk ist, desto gesünder ist er dann auch. Das heißt im Umkehrschluss auch, dass dann für die höherwertigen Produkte auch höhere Einkaufspreise anfallen. Wir selbst als Branchenakteur sind jedoch gerne bereit, diese höheren Kosten zu tragen, wenn wir wissen, dass der Kunde das Getränk zu schätzen weiß.
OWLM: Heißt das denn auch, dass bei Ihnen im Einkauf ein hochwertiges Produkt gleichzeitig auch teurer sein muss?
Udo Holste: Also unsere Erfahrung ist dies nicht. Viele meinen tatsächlich, dass ich viel dafür bezahlen müsste, wenn ich ein hochwertiges Kaffeeprodukt haben möchte. Das stimmt nicht. Von der Kostenseite her gesehen müssen Operatoren mit der Portion kalkulieren, die an den Kunden vom Automaten abgegeben wird. Das ist maßgeblich. Diesen Betrag geben wir dann an unseren Geschäftskunden, der ja die Mitarbeiter versorgt, weiter.
OWLM: Wann und wie werden Fahrer in einem modernen Versorgungsunternehmen für Kaffeeautomaten eingesetzt und was für Arbeiten fallen an? Eher das Befüllen der Automaten oder fallen eher Wartungsarbeiten an oder andere Tätigkeiten?
Udo Holste: Reparaturarbeiten sollten möglichst nicht anfallen. Das kommt vor, aber bei einem guten Versorger ist das nicht gang und gäbe. Bei diesen seltenen Fällen ist es meistens so, dass das Geld verklemmt (nicht einwandfreie Münzen). Wir versuchen unsere 17 Mitarbeiter in unserem Betrieb z.B. sehr zentral einzusetzen und je nachdem, was gemacht werden muss, sind es natürlich unterschiedlich viele Automaten, die täglich vom Servicemitarbeiter angefahren werden. Dann kommen wir auf etwa 18 bis 23 Automaten, die ein Techniker täglich schafft. Die Hauptaufgabe liegt natürlich darin, die Automaten zu befüllen und zu reinigen (hygienisch einwandfreier Zustand). Der Job, den die Techniker machen, heißt im Fachjargon Operator. Ich jedoch fühle mich dem Kunden gegenüber als Dienstleister, der eine bestimmte, aber für das Betriebswohl wichtige Aufgabe übernimmt.
OWLM: Was zeichnet dann grundsätzlich einen sehr guten Dienstleister in Ihrem sehr speziellen Sektor aus?
Udo Holste: Als sehr guter Dienstleister muss ich sehr individuell auf die Wünsche der Kunden eingehen. Die Betriebe müssen analysiert werden, es müssen Gespräche mit der Betriebsleitung erfolgen. Fragen, die sich hier stellen, lauten: Wird in Schicht gearbeitet? Wie hoch ist der unterschiedliche Geschlechteranteil? Gibt es mehr Vollzeit- oder eher Teilzeitbeschäftigte im Betrieb? Gibt es weitere Nationalitäten im Betrieb? All diese Parameter müssen mit in die Belieferung einbezogen werden.
OWLM: Was müssen Betriebsautomaten noch eher können als herkömmliche Kaffeeautomaten, die zu Hause genutzt werden?
Udo Holste: Kaffeemaschinen oder Kaffeevollautomaten, die in Industrie und Gewerbe eingesetzt werden, müssen speziellen Anforderungen gerecht werden. In Cafés, Restaurants oder in Kantinen großer Unternehmen müssen die Maschinen täglicher Inanspruchnahme standhalten und vor allem durch Langlebigkeit und robuste Verarbeitung überzeugen. Die im Gewerbe eingesetzten Kaffeevollautomaten müssen sowohl von Personal als auch Kunden schlicht und einfach bedient werden und auf Knopfdruck verschiedene Kaffeespezialitäten zubereiten können. Das ist das Hauptwesensmerkmal eines guten Betriebskaffeeautomaten.
OWLM: Was muss ich denn beachten, wenn ich als Betrieb den richtigen Kaffeevollautomaten finden will?
Udo Holste: Um die richtige Maschine für Ihren Einsatzort zu finden, müssen viele unterschiedliche Faktoren berücksichtigt werden. Wichtig ist es, zunächst den Bedarf und den persönlichen Anspruch zu klären: Wie viele Mitarbeiter oder Kunden sollen täglich bedient werden? Welche Produktpalette soll angeboten werden? Welche Produkte sollen verwendet werden und welche technischen Anforderungen erfüllt sein? Wichtig ist dabei zu wissen, wie hoch das tägliche Tassenvolumen ist, die Auswahl an Kaffeespezialitäten, die zum Einsatz kommen sollen. Ein weiterer wichtiger Punkt sind die technischen Anforderungen, die an den Kaffeevollautomaten gestellt werden. Dabei gibt es mehrere Unterschiede und technische Details zu beachten: Wünscht der Betrieb einen Festwasseranschluss oder Wassertank? Soll der Automat über eine automatische Reinigungsfunktion verfügen? Soll die Ausgabe von zwei Getränken gleichzeitig möglich sein? Soll der Automat mit einem Bezahlsystem ausgestattet werden?
OWLM: Herr Holste, herzlichen Dank für das Gespräch!
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