Handwerker, die in ihrem Dienstleistungsportfolio auch die Installation von Photovoltaik- und Solaranlagen anbieten, können sich in diesen Tagen freuen. Denn die Nachfrage nach entsprechenden Produkten zieht spürbar an. Zeichen dieser schönen Entwicklung ist die installierte Gesamtleistung von rund 580 Megawatt, die die Bundesnetzagentur für den Zeitraum Januar bis März 2018 bei den Photovoltaiksystemen registriert hat. Dies sind 65 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Aber ganz besonders der April sorgt für gute Stimmung unter den Fachhandwerkern, denn der Monat war mit durchschnittlich 225 Sonnenstunden in Deutschland der wärmste und sonnenreichste April seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Entsprechend hoch fiel auch die Solarstromerzeugung in Deutschland aus. Mit 4,8 Mrd. kWh haben die Photovoltaik-Anlagen in Deutschland etwa 25 Prozent mehr Solarstrom erzeugt als noch im April 2017 (3,9 Mrd. kWh).
Aber nicht nur die hohe Sonneneinstrahlung auf den Solar- und Solarthermiedächern Deutschlands ist für die anziehende Installation der Zellen und auch Röhren verantwortlich. Wenn man auf die ökonomischen Ursachen für diese erstaunliche Aufhellung des bisher eher verhaltenen, sich auf niedrigem Gesamtniveau bewegenden Marktes schaut, zählt neben gesunkenen Photovoltaik-preisen auch das zurückgewonnene Vertrauen des Handwerks und der Projektierer in stabile politische Rahmenbedingungen zu den wesentlichen Gründen für die anziehenden Umsätze bei den Fachbetrieben.
Nach Einschätzung des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW) in Berlin, der diese Hauptgründe nennt, dürfte der leichte Aufwärtstrend sich weiter fortsetzen. Vielleicht könnte 2018 sogar, so die Aussage eines Verbandssprechers, das Zubauziel der Bundesregierung von 2,5 Gigawatt erreicht werden. Dies bestätigt BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig auf Anfrage: „Die im Koalitionsvertrag vereinbarten Sonderausschreibungen müssen schnell und ohne Abstriche umgesetzt werden. Sie dürfen dabei aber nur ein erster Schritt sein. Eine Erhöhung der Ausbauziele, der Abbau von Förderdeckeln und Investitionsbarrieren im Gebäude- und Kraftwerkssegment sowie die Herstellung fairer Marktbedingungen müssen damit Hand in Hand gehen.“
Nach dem starken Preisverfall in den 5 Jahren kann demnach Solarstrom nach BSW-Angaben sogar für Gewerbe- und Eigenheimkunden gleichermaßen nunmehr schon für rund zehn Cent je Kilowattstunde (kWh) erzeugt werden. Hervorzuheben sind dabei allerdings die ebenerdigen deutschen Solarparks, die noch niedrigere Stromerzeugungskosten verursachen als Photovoltaik-anlagen aus Eigenheimen oder Miethäusern. Darum gilt: „Die positiven Marktsignale sollten genutzt werden, um der Energiewende jetzt noch deutlich mehr Schwung zu verleihen“, empfiehlt Körnig. Abhilfe im Markt ist tatsächlich nötig, denn dieser zeigte sich in den vergangenen zehn Jahren als unebene Achterbahnfahrt: Bis 2010 wurde auf Basis des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und der Erweiterung der Produktionsstätten in Deutschland eine Kostendegression der Produkte erzielt, die einen starken Ausbau der Photovoltaikflächen in Deutschland nach sich zog. Dann erreichte dieser Boom, von dem viele Handwerksbetriebe profitierten, nach dem Reaktorunfall von Fukushima 2011 den Höhepunkt mit etwa 8.000 Megawattpeak (Mwp) installierter Leistung im darauf folgenden Jahr 2012. Ab da ging es bergab. Der Zubau brach massiv ein und stabilisierte sich erst wieder 2016 auf niedrigem Niveau (2016: rd. 1.530 MWp). Für 2017 wurde vor kurzem nun eine leichte Steigerung auf knapp 1.700 MWp von der Bundesnetzagentur gegenüber dem Vorjahr bekannt gegeben. Damit dürfte „das Tal der Tränen“ zwar überwunden sein, das Jahr 2017 gehört dennoch zu den vier schwächsten Branchenjahren der letzten 10 Jahre (2008 – 2017).
Mietstrom attraktiver
Was die Branche derzeit stark umtreibt, ist das brandaktuelle Thema „Mieterstrom“. Dieser wird mittels einer Photovoltaikanlage auf dem Dach eines Wohngebäudes erzeugt und an die Mieter geliefert. Anlagenbetreiber können sowohl Gebäudeeigentümerals auch Energieunternehmer oder andere spezialisierte Anbieter sein. Wer sich also für ein Mietstromangebot als Vermieter in einem Mehrfamilienhaus entscheidet, gibt sowohl sich selbst als auch den Mietparteien die Chance, konventionelle Stromkosten vom lokalen Versorger einzusparen, indem der Mieter den günstigeren Strom vom Dach bezieht. Zudem können Vermieter wie Mieter durch die Installationsmaßnahmen an der Energiewende partizipieren, die Nutzung von Ökostrom fördern und gleichzeitig einen Beitrag zum deutschen Klimaschutz leisten. Der Anbieter der Anlage darf dabei sowohl der Vermieter als auch ein dazwischengeschalteter Dienstleister, bzw. ein lokaler oder überregionaler Energieversorger, sein. Wichtig ist eben nur, dass der vom Dach bezogene Strom billiger für den Mieter ist als der konventionelle aus dem lokalen Netz.
Unterm Strich haben also Mieter wie Vermieter große Vorteile, ganz zu schweigen vom Handwerker, der die Technik und Photovoltaikflächen auf dem Dach installiert. Vermieter erzielen zudem eine zusätzliche Wertsteigerung der Immobilie durch die neu installierte moderne Technik. Die Wohnung steigt zudem in ihrem Wohnwert. Dadurch wird zusätzlich eine höhere Mieterbindung und Mietzufriedenheit erzeugt. Ist die Entscheidung erstmal für eine Mieterstromanlage gefallen, sollte seitens des Vermieters geklärt werden, wie sich das Projekt rechnet, welche Faktoren wie stark auf die Rendite wirken und wie aus dem Plan ein erfolgreiches Geschäft wird, von dem alle profitieren. Hier bieten sich Berechnungstools an, die von Handwerkern oder Vereinen wie der „Denkzentrale Energie“ angeboten werden. Letztgenanntes Programm basiert auf dem Microsoft-Programm Excel und eignet sich für Einsteiger und Betreiber von Mieterstromprojekten. Berechnet werden zum Beispiel innerhalb dieses Programmes die spezifischen Daten des geplanten Projekts wie der Systempreis, die Größe und Ausrichtung der Photovoltaikanlage oder die Anzahl der Wohneinheiten und die Finanzierung der Anlage. So lassen sich die Rendite und das Eigenkapital, das der Vermieter braucht, bestens berechnen. Dr. Martin Steffan | redaktion@regiomanager.de
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