Zweimal hatten die Verantwortlichen des Verkehrsunternehmens, das alleine 2.200 Mitarbeitende beschäftigt, die Hälfe von ihnen Bus- und Stadtbahn-Fahrer*innen, in den vergangenen Monaten Grund zur Freude. Beim ersten Mal strahlte sogar der Himmel, beim zweiten Mal vertrieb das Strahlen der Beteiligten den gewittrigen Regenschauer.
Der erste Anlass war der Betriebsstart der »StromFahrer«-Flotte im September vergangenen Jahres. Den ersten von 30 vollelektrischen Gelenkbusse schickte Verkehrsvorstand Ulrich Jaeger an dem Tag in den Pilotbetrieb. Und diese 30 Busse sind nur die ersten von vielen, denn die Busflotte von DSW21 umfasst rund 190 Fahrzeuge. Noch werden die meisten mit Diesel betrieben. Doch das Unternehmen wird sie in den kommenden Jahren peu a peu austauschen. Weil es muss, denn die Clean Vehicle Directive (CVD), eine EU-Richtlinie, lässt den Verkehrsunternehmen gar keine andere Wahl. Vor allem aber, weil es will.
Die Mobilitätswende in Dortmund mit einer signifikanten Verschiebung des »Modal Split« zugunsten der ÖPNV-Nutzung ist für DSW21 eine Herzensangelegenheit. Deshalb hat der Verkehrsbetrieb das größte Investitionsprogramm der Unternehmensgeschichte in Gang gesetzt. Die »StromFahrer« sind ein wichtiger Bestandteil, im Gesamtvolumen von mehr als einer halben Milliarde Euro aber eben »nur« ein Teil. Aus dem Dortmunder Stadtbild sind die auffällig gebrandeten Gelenkbusse nach wenigen Monaten schon nicht mehr wegzudenken. Bei den Fahrgästen kommen sie großartig an. DSW21 ließ für Sammler*innen sogar einen Klemmstein-Bausatz produzieren. Die Modelle finden bei Mitarbeitenden und Kund*innen großen Absatz.
Der zweite Anlass zu besonderer Freude war Ende April der Start des ersten von insgesamt 34 neuen Stadtbahnwagen. Aktuell 121 Fahrzeuge umfasst die Flotte von DSW21 – 64 von ihnen sind sogenannte Hochflurwagen, die in den kommenden Jahren komplett und baugleich modernisiert werden und danach von den 34 neuen nicht mehr zu unterscheiden sind. Die Wagenkästen – beim Pkw würde man sagen: die Karosserie – bleibt erhalten und kann weitere 20 bis 25 Jahre genutzt werden. Das ist nicht nur nachhaltig. Es spart auch pro Fahrzeug rund eine Million Euro im Vergleich zur Neuanschaffung. Bei 64 Bahnen lohnt sich das – zumal sich die Investition in das »B-Wagen-Projekt« auch so schon auf rund 250 Mio. € beläuft. Rechnet man die »StromFahrer« hinzu, kommen inklusive des Aufbaus der aufwändigen Ladeinfrastruktur schon jetzt fast 300 Mio. € zusammen. Und jeder weitere E-Bus kostet rund 780.000 € – auf die Gesamtflotte gerechnet ein deutlich dreistelliger Millionenbetrag. Dass die Politik die Verkehrsunternehmen verpflichtet, emissionsfreie Busse anzuschaffen, parallel jedoch aus der E-Bus-Förderung aussteigt, ist eine von vielen Ungereimtheiten im Zusammenhang mit der Mobilitätswende. Auch hinsichtlich einer auf Dauer verlässlichen Finanzierung des »DeutschlandTickets« mit seinen zahlreichen Unterprodukten »Job«, »Sozial«, »Schule«, »Studierende« sind weiterhin Fragen offen. Die Kund*innen haben längst abgestimmt. DSW21 zählt aktuell mehr als 125.000 Abonnent*innen des Tickets, mit dem Fahrgäste den Regional- und Nahverkehr für 49 € im Monat bundesweit nutzen können. Nur noch ein Bruchteil der Dortmunder*innen, die den ÖPNV nutzen, hält an einem der Abo-Angebote aus der Vor-Deutschland-Ticket-Ära fest.
Im Wissen um die gewaltigen Herausforderungen bei der Finanzierung drückt DSW21 in Sachen Mobilitätswende dennoch das Gaspedal kräftig durch. Für den Standort Castrop-Rauxel plant das Unternehmen einen komplett neuen Bus-Betriebshof. Dabei wird die Ladeinfrastruktur für E-Busse von vorneherein eine zentrale Rolle spielen. Aber auch das Thema »Wasserstoff« haben die Verantwortlichen auf dem Radar. Ob sich Wasserstoff-Busse oder E-Busse mit Reichweitenverlängerung durch Brennstoffzellen durchsetzen werden – darüber streiten die Fachleute. Fragt man drei Experten, erhält man fünf Antworten. DSW21 schließt bewusst keine Antriebstechnologie aus. Zur konzernweiten H2-Strategie, die kürzlich entwickelt wurde, gehört auch die 20-Prozent-Beteiligung am Wasserstoffzentrum Hamm. Gemeinsam mit dem Energiekonzern Trianel sowie den Stadtwerken Hamm und Bochum bauen die Dortmunder einen Elektrolyseur, der voraussichtlich ab 2026 grünen Wasserstoff produzieren soll. Linienbusse von DSW21 könnten ein möglicher »Anwendungsfall« sein.
Mitte Mai gab es für den Vorstand von DSW21 sogar noch einen dritten Anlass zum Strahlen: Im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Oberbürgermeister Thomas Westphal, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke AG, sowie den Fraktionsspitzen von SPD, Grünen und CDU gab das Unternehmen eine richtungsweisende Übereinkunft bekannt. Es ging im Kern darum, wie DSW21 die rund 600 bis 700 Mio. €, die man als Erlös aus dem Verkauf der Anteile am Essener Energiekonzern STEAG erwartet, für Dortmund und für die Unternehmensentwicklung bestmöglich verwendet. In mehreren Gesprächen hatten sich die Beteiligten auf ein umfangreiches Paket verständigt, das auch spürbare Verbesserungen des ÖPNV vorsieht. Ein »Schulterschluss für ein starkes Dortmund« – über Partei- und Koalitionsgrenzen hinweg.
Drei konkrete Maßnahmen wird DSW21 bereits in den kommenden Monaten umsetzen. Im Innenstadt-Bereich wird eine innovative Ringbuslinie für optimierte Verknüpfungen mit Stadtbahnen, Hauptbahnhof und anderen Buslinien sorgen. Der »CityTaktPlus« sorgt auf stark befahrenen Stadtbahnlinien für eine Taktverdichtung und somit für eine höhere Fahrgast-Kapazität. Und das Konzept »DOnight« sieht deutlich bessere Verbindungen in den Nachtstunden vor.
Klar ist eigentlich allen, auch in der Politik: Will der Verkehrssektor seine Klimaziele erreichen, muss der ÖPNV ausgebaut werden. In Dortmund hat man das verstanden – und mit der Umsetzung begonnen.
DSW21 - Dortmunder Stadtwerke
Deggingstraße 40
44141 Dortmund
Ein Porträt des Unternehmens und weitere Informationen zu DSW21 - Dortmunder Stadtwerke finden Sie HIER
Teilen: