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Vom Energieverbraucher zum Energieerzeuger: Energie-Erzeuger werden

Die Energiewende nimmt seit dem drohenden Lieferstopp für russisches Gas ganz konkrete Formen an. Was Sie als Unternehmer tun können, um vom Energieverbraucher zum Energieerzeuger zu werden.

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von Regiomanager 11.07.2022
(© anatoliy_gleb − stock.adobe.com)

Für die Erzeugung alternativer Energie gibt es Dutzende Möglichkeiten. Doch sind etwa Windkraft, Biogas oder Wasserkraft an ganz bestimmte Voraussetzungen geknüpft und dürften für die meisten Unternehmen in NRW ausscheiden. In diesem Artikel konzentrieren wir uns daher auf die naheliegenden Möglichkeiten: Sonne, Abwärme und Geothermie.
Bevor Sie sich aber auf den Weg zum Energieerzeuger machen, sollten Sie prüfen, ob nicht zunächst der eigene Energieverbrauch gesenkt werden kann – so der durchaus sinnige Ratschlag des NRW-Wirtschaftsministeriums. Denn unterm Strich interessiert nicht wie viel Energie Sie erzeugen, sondern wie viel Energie nach Abzug der selbst verbrauchten Energie – netto – übrigbleibt.
Die Bandbreite der Möglichkeiten zur Energieeinsparung reicht vom Einsatz effizienter Produktionstechnologien bis hin zum Einsatz von Sekundärrohstoffen.
Aufwand und Nutzen der einzelnen Maßnahmen sollten jedoch in einer Gesamtbetrachtung gegenüberstellt werden. Um sicherzustellen, dass das gewählte Bündel an Maßnahmen unterm Strich tatsächlich Energie einspart und die Verbräuche nicht einfach verlagert werden.


Nun aber zu unseren TOP 3
der Energieerzeugung:



1. Energie aus der Sonne

„Wer heute eine PV-Anlage installiert, erzeugt mit seiner Investition zehnmal mehr Strom als noch vor 20 Jahren“. Diese Botschaft auf der Website „Photovoltaik auf Gewerbedächern“ (s. Kasten) macht klar, dass PV längst eine ernstzunehmende Lösung darstellt. Mit der Erzeugung von Solarstrom können Unternehmen einen großen Beitrag zum Klimaschutz leisten, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und vom Energiemarkt deutlich verringern und zudem Kosten sparen. Jede produzierte Kilowattstunde Solarstrom spart in Deutschland etwa 380 Gramm CO2-Äquivalente ein und ersetzt vor allem Strom aus Steinkohle- und Gaskraftwerken. Zudem kann ein Unternehmen mit jeder genutzten Kilowattstunde etwa 25 Cents einsparen. Die Kombination aus einem erhöhten Strombedarf am Tag und großen Gebäudekomplexen mit entsprechenden Dachflächen bietet gute Voraussetzungen für den Ausbau von Photovoltaik. Für die Installation der Anlagen sind nahezu alle Dachtypen geeignet. Der Zustand des Daches sollte vor der Installation geprüft werden, damit vorhandene Schäden ausgebessert werden können. Für eine sogenannte Aufdach-Photovoltaik ist in der Regel keine Baugenehmigung erforderlich. Möglichst früh im Planungsprozess sollte eine „Anfrage zum Anschluss einer Eigenerzeugungsanlage“ beim zuständigen Netzbetreiber gestellt werden (Netzverträglichkeitsprüfung). Auch die technischen Anschlussbedingungen bzw. die VDE-Anwendungsregeln können Einfluss auf die Planung, die Anlagendimensionierung und die Wirtschaftlichkeit haben. Da die Stromerzeugung aus PV abhängig von der Sonneneinstrahlung ist, bietet sich darüber hinaus die Kopplung einer PV-Anlage mit einem Batteriespeicher an.
Doch wie ist das mit den Anschaffungskosten? Während sich die Energiekosten in kurzer Zeit teilweise verdoppelt haben, sind die Kosten der Photovoltaik über Jahrzehnte hinweg nahezu konstant und stets gut prognostizierbar geblieben. Die Kosten einer üblichen Aufdachanlage auf einem Gewerbedach belaufen sich – bezogen auf einen Betrachtungshorizont von 20 Jahren und je nach Größe der Anlage – auf fünf bis zehn Cent pro Kilowattstunde. Darin sind die anfallenden Ausgaben für Betrieb, Wartung und Instandhaltung sowie mögliche Kostensteigerungen bereits enthalten.


2. Abwärme nutzen


Rund die Hälfte der Wärme, die Industrieunternehmen erzeugen, verpufft. Deshalb ist Strom aus Abwärme die weltweit größte ungenutzte Energiequelle. Würden Unternehmen allein in Deutschland diese Abwärme optimal nutzen, könnten sie jährlich mehr als 23 Terrawattstunden an CO2-freien Strom erzeugen. Möglich ist die Nutzung von Abwärme in Rechenzentren, Kraftwerken, Biogasanlagen und überall dort, wo Klimaanlagen und Kühlgeräte Wärme erzeugen.
Abwärme lässt sich zum Heizen von Wohn- und Arbeitsräumen nutzen, zur Erwärmung von Brauchwasser und zur Erzeugung von Prozesswärme in der Landwirtschaft, beispielsweise zum Trocknen. Sie kann aber auch zur Erzeugung von Kälte und Strom dienen. Ein bekanntes Beispiel für die Abwärmenutzung ist die Wärmerückgewinnung in Lüftungsanlagen. Dabei wird die Energie der Abluft auf die Zuluft übertragen und damit erwärmt.


3. Geothermie


Geothemermie – also Erdwärme – macht die Energie der Erde nutzbar und ist damit praktisch unerschöpflich. Bei 100 Metern Tiefe liegt die Temperatur bei konstanten 10 Grad Celsius. Pro 100 Metern Tiefe, die man tiefer in die Erde eindringt, steigt die Temperatur um weitere drei Grad. Geothermale Systeme werden bis in eine Tiefe von 4.500 Metern eingesetzt, was aber für den einzelnen Unternehmer zu aufwendig ist. Die oberflächennahe Geothermie hingegen ist für praktisch jedermann eine gangbare Option. So lassen sich moderne Wärmepumpen nicht nur über Außenluft betreiben, sondern auch über Grundwasser – oder aber über Erdwärme. Hier gibt es zwei Methoden: Bei Erdwärmekollektoren handelt es sich um Rohre, die in wenigen Metern Tiefe horizontal verlegt werden. Erdwärmesonden hingegen werden senkrecht in eine Tiefe von etwa 100 Meter getrieben und liefern höhere und konstantere Temperaturen als die Erdwärmesonden. Mit der Wärmepumpe kann das Gebäude mit Heizwärme, Kälte und Warmwasser versorgt werden.
Egal welche Methode Sie persönlich bevorzugen: Fragen Sie einen Experten um Rat und bedenken Sie auch die mannigfaltigen Fördermöglichkeiten.

Birgit Marx | redaktion@regiomanager.de

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