Wasser
ist ein kostbares Gut. Die Wasserwerke der Region schaffen es
erfolgreich, hochwertiges Trinkwasser für NRW herzustellen. Dank ihrer
Innovationen werden sie weltweit geachtet. Auch die Energieversorger im
Land gehen mit der Zeit. Die modernsten konventionellen Kraftwerke sind
hier zu finden. Doch die Unternehmen an Rhein und Ruhr, Wupper und
Lippe, Sieg und Lenne stehen vor großen Herausforderungen. Die jüngste
Untersuchung der Stiftung Warentest zeigt: Das Trinkwasser in der Region
ist gut, die Wasserwerke sorgen für gute Qualität zu einem günstigen
Preis. Was die Verbraucher nicht sehen, sind die stetig steigenden
Anforderungen an Deutschlands sicherstes Lebensmittel. Brunnen reichen
in den Ballungsgebieten schon lange nicht mehr aus, um die
Trinkwasserversorgung in den Ballungsgebieten zu sichern. Neben dem
Oberflächen- und Grundwasser nutzen die Wasserwerke die Flüsse, um
Trinkwasser zu produzieren. Das Mülheimer Verfahren zur
Wasseraufbereitung gilt heute weltweit als Vorbild. In den vergangenen
Jahrzehnten wurde es immer weiter verbessert. In der neuen Essener
Anlage wird die vorhandene Wasseraufbereitungsanlage (WAA I) mit
Ozonung, Flockung und Schnellfiltration zusätzlich um
Aktivkohle-Filtration, physikalische Entsäuerung und Desinfektion mit
UV-Licht erweitert. In Anwesenheit von NRW-Umweltminister Johannes
Remmel wurde am 27. April 2016 das neue Verbundwasserwerk von
Gelsenwasser und den Stadtwerken Essen offiziell seiner Bestimmung
übergeben. Rund eine Million Menschen profitieren nun von der
verbesserten Trinkwasserqualität.
Neue Herausforderungen
Doch
trotz des sehr hohen Qualitätsstandes sollte man sich nicht
zurücklehnen. Auch wenn die Kläranlagen immer besser wurden und das
Ableiten von industriellen Abwässern abgenommen hat, kommen neue
Herausforderungen auf die Wasserwerke zu: Der Klimawandel zeigt bereits
heute seine Auswirkungen: Starkregen macht den Wasserwerken ebenso zu
schaffen wie weiter ansteigende Arzneimittelkonzentrationen – vom Herz-
bis zu Röntgenmitteln, von Antibiotika bis zu Hormonen. Aber auch
Reifenabrieb, Nitrate aus der Landwirtschaft, Nanopartikel aus Plastik
oder neue eingeschleppte Parasiten wollen herausgefiltert werden. Sie
fallen dank immer besserer Analysemethoden in den Laboren auf. Dazu
kommt, dass die unterschiedlichen Stoffe auch noch miteinander reagieren
können und so neue Verbindungen entstehen. Der Wasserversorger RWW
sieht derzeit „keinen Handlungsbedarf, da unsere Rohwasserreserven,
Aufbereitungsverfahren und die Netze so beschaffen und gesichert sind,
dass der Klimawandel keine Auswirkungen auf die Qualität des
Trinkwassers hat“. Dank der Verfahrenstechnik würden auch künftig
Parasiten, Viren und Bakterien sicher über die Aufbereitung nach dem
Mülheimer Verfahren entfernt. Gängige Arzneimittel aus dem Rohwasser
seien nach der Behandlung im Trinkwasser nicht mehr nachweisbar.
Allerdings wäre es generell besser, wenn Arzneien bereits an der Quelle,
also in Haushalten, Krankenhäusern etc., gar nicht erst anfallen
würden. Vor allem die Entsorgung überflüssiger Arzneien durch die
Toilette müsse nicht sein. Sie können sehr viel problemloser über die
Apotheke oder den Hausmüll entsorgt werden. Positiv bewerten die
Wasserversorger, dass Bundestag und Bundesrat noch vor der Sommerpause
das Fracking-Regelungspaket verabschiedet haben. Die neuen Gesetze
sorgen dafür, dass sämtliche Fracking-Vorhaben in Einzugsgebieten von
Trinkwassergewinnungsanlagen und Wasserschutzgebieten generell nicht
durchgeführt werden dürfen. Die Verhandlungen zum Düngepakt mit den
deutschen Bauern dauern noch an. Die Wasserversorger mahnen die
Bundesregierung, die entsprechende Wasserschutzrichtlinie entsprechend
zu ändern. Ziel ist, weniger Nitrate in die Gewässer gelangen zu lassen.
Dringlichstes Thema: Energiewende
Vor
neuen Herausforderungen stehen auch die Energieversorger: Die
Auswirkungen des Unbundlings haben sie erfolgreich umgesetzt, nun steht
die Energiewende ganz oben auf der Agenda. Doch der Weg dahin ist
umstritten. Auf wenig Gegenliebe stößt das Strommarktgesetz
(StrommarktG), das der Bundestag im Juli beschlossen hat. Die
Energieversorger sehen den angekündigten konsistenten marktlichen Ansatz
nicht. Sie kritisieren, dass das Gesetz zahlreiche Ausnahmereglungen
enthält. Das führe anstatt zu weniger zu steigender Regulierung. Grund
dafür sei der schleppende Netzausbau. Als Nächstes steht die EEG- Reform
an. Die Unternehmen der Branche fürchten auch hier wieder zahlreiche
Ausnahmeregelungen zu ihren Lasten. Auf der Erzeugerseite arbeiten die
Energieversorger heute mit den weltweit modernsten Anlagen. Zu ihnen
gehört das Trianel Kohlekraftwerk Lünen, das nach fünf Jahren Bauzeit im
Dezember 2013 den Betrieb aufnahm. Nach rund zweieinhalb Jahren
Prozessdauer ist die grundsätzliche Frage nach der
immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsfähigkeit des kommunalen
Kohlekraftwerks am Lüner Stummhafen seit Mitte Juli dieses Jahres
geklärt. Das Kraftwerk erfüllt nach Ansicht des Gerichts die geltenden
immissionsschutzrechtlichen, naturschutzrechtlichen und
artenschutzrechtlichen Vorgaben. Eine Revision hat das Gericht nicht
zugelassen. Lünen gilt als eines der modernsten und effizientesten
Steinkohlekraftwerke der Welt (Hierbei handelt es sich um eine Klage des
BUND, die das OVG Mitte Juli abgewiesen hat und den Kraftwerksbetrieb
als solches nicht berührt hat). Auch in Sachen Energiespeicherung – das
Zukunftsthema – engagieren sich die Unternehmen. Derzeit stehen auch in
NRW Wasserspeicherkraftwerke auf dem Plan. Eines davon soll im Kreis
Höxter in Ostwestfalen entstehen, damit künftig erneuerbare Energien
gespeichert werden können. Erneuerbare Energien gehören längst zum
Portfolio der Versorger. Die Windparks an Land und im Wasser erzeugen
heute mehr Energie als alle deutschen Atomkraftwerke. Hochaktuell ist
auch das Thema intelligente Stromzähler. Denn eine der
Schlüsselherausforderungen der Energiewende ist es, den Stromverbrauch
und die Produktion durch eine weiter steigende Anzahl auch kleiner
Stromerzeugungsanlagen (Solar/BHKW) zu synchronisieren. Dazu benötigen
die Versorger mehr Daten, denn die klassische Verbrauchskurve von einst
ist längst überholt.
Dirk-R. Heuer I redaktion@niederrhein-manager.de
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