Im Laufe der Jahre hat sich das bereits seit 1966 bestehende Unternehmen, das bis zum Jahr 2002 als Theo Kleinkauertz GmbH firmierte, als Profi-Partner für Bedachungen, Fassadenbau, Bauklempnerei, Dämmung und mehr einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Orhan Esin stieg Ende der 1980er Jahre im Alter von 22 Jahren als technischer Leiter bei der Bedachungsfirma am Willicher Siemensring ein. „Ich war anfangs der erste und einzige Ausländer im Unternehmen“, blickt der gebürtige Türke zurück.
Vom Bodensee an den Niederrhein
Heute ist der erfolgreiche Familienunternehmer ein Paradebeispiel für gelungene Integration. Mit sechs Jahren kam Esin mit seinen Eltern aus einer Provinzstadt in der Westtürkei nach Baden-Württemberg. „Wir reisten ausgerechnet an einem Rosenmontag in Konstanz an und als wir aus dem Bahnhof traten, fanden wir uns unmittelbar neben einem Fastnachtszug bestehend aus lauter dunkel gekleideten, schreienden Menschen wieder“, erinnert sich Orhan Esin und fügt lachend hinzu: „Das war natürlich für mich als Kind ein regelrechter Kulturschock, von dem ich mich in den nächsten Wochen erst einmal erholen musste.“ Der Junge wird von seinen Eltern in der Hauptschule angemeldet, die er mit Bestnoten besteht. Für den jungen Mann steht jedoch fest, dass er weiter zur Schule gehen möchte. So holt er schließlich auf der Elektro-Fachschule sein Abitur nach und beginnt an der Fachhochschule Konstanz wenig später ein Bauingenieur-Studium.
Als Orhan Esin dann einige Zeit später heiraten möchte, doch weder seine Eltern noch die der Braut damit einverstanden sind, beschließt das Paar, gemeinsam wegzuziehen. „Wir haben trotzdem geheiratet und dann habe ich mich erkundigt, in welchen Ballungsgebieten ich Arbeit finden kann“, erzählt der Unternehmer. Das junge Ehepaar zieht erst nach Düsseldorf und etwas später nach Krefeld. Die dortige Arbeitsagentur vermittelt Esin dann an den Willicher Dachdecker Theo Kleinkauertz. „Mein damaliger Chef begegnete mir anfangs mit Skepsis, aber hinterher hatten wir gewissermaßen ein Vater-Sohn-Verhältnis“, sagt Esin, der schon bald mit seinen Leistungen überzeugte. Wenige Jahre später wurde er zum Mitgesellschafter der Bedachungsfirma. „Es hat mir sehr geholfen, dass mir meine Eltern schon früh vermittelt haben, wie wichtig es ist, die deutsche Sprache möglichst gut zu beherrschen“, berichtet der Geschäftsführer. „Auch von den Altgesellen im Betrieb habe ich damals viel gelernt.“ Nach knapp 15-jähriger Tätigkeit in der Theo Kleinkauertz GmbH, davon fast zehn Jahre als Mitgesellschafter, beschloss Esin, sich selbstständig zu machen. Als Theo Kleinkauertz dann im Jahr 2002 aus Altersgründen sein Unternehmen am Willicher Siemensring aufgab, erwarb Esin den 1860 erbauten ehemaligen Adelshof mitsamt dem 9.000 Quadratmeter großen Gelände und führte den Betrieb fort. Kurze Zeit später erfolgte die Umfirmierung zur Esin GmbH. Den firmeneigenen Slogan „Kein Haus ohne Dach“ hat Orhan Esin jedoch beibehalten.
Breitgefächertes Leistungsspektrum
„Als ich den Betrieb übernommen habe, hatten wir nur zehn Mitarbeiter“, blickt Esin zurück. Mittlerweile beschäftigt er ein 43-köpfiges Team, dessen Mitglieder aus fünf Nationen kommen, darunter drei Dachdeckermeister und zwei Ingenieure. Als Chef bemüht sich Esin, seine persönlichen Erfahrungen an die Mitarbeitenden weiterzugeben und immer auch mal ein Auge zuzudrücken. „Die Nationalität oder Schulnoten spielen für mich eher eine untergeordnete Rolle“, sagt der Geschäftsführer. Ihm sei dagegen die persönliche Einstellung und Einsatzbereitschaft jedes Einzelnen viel wichtiger.
Über die Jahrzehnte hat sich der Meisterbetrieb vor allem am Niederrhein, aber auch in den angrenzenden Regionen als verlässlicher Partner für Gewerbe- und Privatkunden sowie die öffentliche Hand profiliert. „Wir verfügen über alle erforderlichen Zertifizierungen“, unterstreicht Orhan Esin, der das Leistungsportfolio in den letzten Jahren sukzessive erweitert hat. So reichen die Aktivitäten des Willicher Unternehmens heute von Bedachungen, Zimmerei-Arbeiten, Fassadenbau und Bauklempnerei über Wärmedämmung, Dachbegrünungen und Wartungsarbeiten bis hin zu Absturzsicherungen und umfangreichen Sicherungskonzepten für gewerbliche und öffentliche Auftraggeber.
„Wir sind generell sehr vielseitig aufgestellt“, sagt Esin. Denn sein erfahrenes Team legt sich nicht auf Steil-, Flach- oder Metalldächer fest, sondern deckt das gesamte Spektrum an Bedachungen ab. Die Zimmerei-Tätigkeiten der Willicher umfassen neben dem klassischen Bau von Dachstühlen unter anderem die Erstellung von Holzverkleidungen und Holzwänden. Auch Tiefgaragenabdichtungen werden ausgeführt – durchaus keine Standardleistung eines Bedachungsunternehmens.
„Gemeinsam mit anderen Unternehmen sind wir beispielsweise auch am Bau von Holzhäusern beteiligt und pflegen viele gute Kooperationen mit anderen Gewerken und Betrieben hier in der Region, vor allem mit Gerüstbaufirmen“, fährt Esin fort. Der Geschäftsführer setzt ganz bewusst ausschließlich auf namhafte Qualitätshersteller. „Wir sind auch Partner von Herstellern wie zum Beispiel dem Baustoff-Anbieter BMI Group“, sagt Esin. „Unser größter Hauslieferant ist der Mönchengladbacher Dachdecker-Handel Hubert Janssen & Co. KG, aber auch andere Hersteller.“ Esin achtet darauf, stets ausreichend Baustoffe auf Lager zu haben: „Während der Corona-Pandemie, gab es nicht nur in unserer Branche längere Zeit einen Mangel an Baumaterialien wie Dachziegel und -bahnen“, berichtet der Unternehmer. „Gerade in dieser Phase hat es sich da natürlich ausgezahlt, dass wir uns immer ausreichend bevorraten. Zum Glück haben wir hier am Standort auch die dafür notwendigen Lagerkapazitäten.“
Energieeffizienz ist zentral
Orhan Esin stellt fest, dass seine Kunden angesichts hoher Energiepreise in den letzten Jahren zunehmend Wert auf energieeffiziente Lösungen legen. „Mit der richtigen Wärmedämmung lassen sich erhebliche Einsparungen bei den Heizkosten erzielen“, zeigt Esin auf, der bewusst recycelbare Dämmmaterialien einsetzt. „Unsere Kunde setzen sich in letzter Zeit auch detaillierter mit dem Verhalten von Baustoffen auseinander und legen beispielsweise größeren Wert auf Echtholz“, ergänzt der Geschäftsführer. „Unserer Firmenphilosophie entspricht es, dass wir sehr pragmatisch und lösungsorientiert arbeiten“, fährt Esin fort. „Wir wissen, dass gerade gewerbliche und öffentliche Auftraggeber oft sehr enge Zeitfenster haben, weshalb wir unter anderem Urlaubszeiten für die Durchführung von Sanierungsarbeiten nutzen.“
Der Geschäftsführer bedauert, dass es unter den Dachdeckern auch viele schwarze Schafe gibt: „Nicht selten kommen Kunden auf uns zu, die schlechte Erfahrungen mit anderen Unternehmen gemacht haben, zum Beispiel weil zentrale technische Anforderungen nicht erfüllt worden sind“, berichtet er. „In der Kommunikation mit unseren Kunden setzen wir ganz klar auf eine offene Kommunikation, insbesondere was die Kosten betrifft, damit es hinterher keine unerfreulichen Überraschungen gibt“, so Esin. „Meistens sind die Kosten bei uns nachher sogar geringer als zuvor veranschlagt.“ Aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung werden die Willicher häufig für komplexe Projekte angefragt und sind auf vielen großen Baustellen im Einsatz, wo gewerkeübergreifend agiert werden muss. Hierzu zählt aktuell etwa das Bauprojekt Monheimer Tor im Zentrum Monheims, bei dem es sich um einen 20.000 Quadratmeter großen Gebäudekomplex aus Einkaufszentrum, Hotel, Wohngebäude und Kino handelt. „Wir haben auch schon mehrere Dächer von Kirchen, Moscheen und Synagogen saniert“, berichtet Esin.
Generationswechsel eingeleitet
Der Geschäftsführer, der als ehrenamtlicher Fußballtrainer auch im Sportbereich sehr aktiv ist, ist stolz auf sein eingespieltes multinationales Team und die vertraute Arbeitsatmosphäre, die in seinem Betrieb herrscht. „Wir sind hier im Grunde eine große Familie mit vielen langjährigen Mitarbeitern“, sagt Esin lächelnd. Der für seine Hilfsbereitschaft bekannte Unternehmer pflegt ein enges Verhältnis zu den Mitarbeitenden und kennt auch deren Familien. „Wir sind bereits seit über drei Jahrzehnten ein Ausbildungsbetrieb und einige unserer Mitarbeiter haben nahezu ihr gesamtes Berufsleben hier verbracht, darunter unsere Prokuristin und einer unserer Projektleiter“, erzählt Esin. „Bei uns sind natürlich auch Quereinsteiger willkommen, die motiviert sind, im Dachdeckergewerk zu arbeiten. Einer unserer Mitarbeiter hat zum Beispiel eine Umschulung vom Maler zum Dachdecker gemacht.“
Darüber hinaus engagiert sich Orhan Esin mit seinem Team auch in vielerlei Hinsicht für die Region und sein Heimatland. „Als Anfang Februar 2023 das große Erdbeben im Südosten der Türkei und im Norden von Syrien wütete, das ja in beiden Ländern über 60.000 Todesopfer gefordert hat, waren wir natürlich geschockt und haben überlegt, wie wir helfen konnten“, blickt Esin zurück. Der Geschäftsführer meldete sich beim türkischen Konsulat und machte sein Firmengelände mit großen Lagerkapazitäten kurzerhand zum Umschlagplatz für zahlreiche Hilfsgüter, die die Menschen aus der Umgebung spendeten. „Es kamen so viele Spenden zusammen, dass wir fünf bis sechs große Lkw beladen konnten, die dann in die Türkei gefahren sind“, berichtet der Geschäftsführer. „Zusätzlich haben wir aus unserem Bestand eine große Zahl Miettoiletten und Waschcontainer in die Katastrophengebiete geschickt, weil diese dort sehr dringend benötigt wurden.“
Auch im Management hat das Familienunternehmen bereits die Weichen für die Zukunft gestellt. Orhan Esin ist stolz, dass sein Sohn Fatih, der in Trier BWL studiert und parallel eine Ausbildung zum Dachdecker im elterlichen Betrieb absolviert hat, in den nächsten Jahren seine Nachfolge antreten möchte. „Ich bin mir dessen bewusst, wie wichtig es ist, dieses Thema als Geschäftsführer frühzeitig anzugehen und sehr froh, dass sich mein Sohn stark mit unserer Firma identifiziert“, sagt Esin, der Anfang kommenden Jahres 60 Jahre alt wird und seine Arbeitszeit künftig reduzieren möchte. Fatih Esin ist nun bereits seit neun Jahren im Familienunternehmen tätig und mittlerweile Assistent der Geschäftsführung. „Eine Unternehmensnachfolge kann man der nächsten Generation niemals aufzwingen, so etwas ist natürlich zum Scheitern verurteilt“, ist Esin überzeugt. „Deshalb freue ich mich umso mehr, dass mein Sohn proaktiv mit dem Thema auf mich zugekommen ist und sich bereit fühlt, das Unternehmen in die nächste Generation zu führen.“
Esin
Siemensring 70
47877 Willich
Ein Porträt des Unternehmens und weitere Informationen zu Esin finden Sie HIER
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