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Externe Dienstleister gesucht

80 Prozent der deutschen Unternehmen setzen auf externe Software-Spezialisten. Ein starker Markt, der qualifizierte Mitarbeiter braucht.

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von Regiomanager 01.09.2017
(Foto: ©photon_photo – stock.adobe.com)

Der Markt der Software- und IT-Dienstleistungen boomt. Schon seit Jahren nehmen bei Mittelständlern wie Konzernen die digitalen Aufgaben zu, die Digitalisierung in den Firmen erfasst immer mehr Bereiche. Die Antwort hierauf geben die Unternehmen in sehr unterschiedlicher Form. Viele beschäftigen eigene Fachkräfte, andere kaufen entsprechende Dienstleistungen zu. Wie stark externe Software-Dienstleistungen in Form von Programmierungen, Anpassungen oder Betreuungen nachgefragt werden, zeigte im vergangenen Jahr eine repräsentative Umfrage, die der Marktforscher „Bitkom Research“ im Auftrag des gleichnamigen Branchenverbands Bitkom durchgeführt hat. Demnach setzt die große Mehrheit der Unternehmen in Deutschland, nämlich acht von zehn, bei der firmeneigenen IT und Software auf externe Dienstleister. Bei der Umfrage wurden Geschäftsführer, Vorstandsmitglieder und IT-Leiter von 1.108 Unternehmen aller Branchen mit einer Größe ab 20 Mitarbeitern in Deutschland befragt. Dabei gaben 82 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie Teile ihrer IT-Leistungen auslagern bzw. ausgelagert haben. Am häufigsten werden externe IT-Dienstleister von Unternehmen aus der Transport- und Logistikbranche (86 Prozent) sowie dem Handel (83 Prozent) in Anspruch genommen. Am seltensten greifen Ver- und Entsorger (76 Prozent) sowie Banken und Finanzdienstleister (77 Prozent) auf IT-Outsourcing zurück. „Für die Wartung der Unternehmens-IT oder zur Lösung alltäglicher Computerprobleme benötigen nur wenige Unternehmen eigene IT-Experten“, unterstreicht Bitkom-Experte Frank Früh. Auch seien Anbieter von IT-Leistungen oft breit aufgestellt und böten neben einfachem IT-Anwendersupport zum Beispiel Cloud-Lösungen oder IT-Sicherheitsstrategien an.

Sicherheit bei Software und IT-Strukturen immer wichtiger

Wie wichtig fachmännische Betreuung tatsächlich ist, zeigt sich besonders bei der Sicherheit von Firmendaten und Software. Gerade den Unternehmer-Verbänden brennt eben dieses Thema auf der Seele, weiß Arne Schönbohm, Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Darum werden hier auch gerne Kooperationen eingegangen, wie zuletzt im Oktober 2017 mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Speziell bei den Kleinunternehmen zeigt sich, dass zunehmend auch mittelständische Handwerksbetriebe zum Ziel von Hackerangriffen, Schadsoftware, Phishing und anderen Cyberattacken werden. Um Handwerksunternehmen die Relevanz des Themas IT-Sicherheit zu verdeutlichen und sie in der IT-Prävention sowie in der Abwehr solcher Angriffe zu unterstützen, hätten sich der Zentralverband des Deutschen Handwerks und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik auf diese Kooperation verständigt, so die Aussage der Verbände. ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer sagte hierzu: „Längst ist es so, dass auch unsere Handwerksbetriebe von Cyberangriffen betroffen sind, und dass die Schäden, die dadurch entstehen, oft sehr kostspielig sind. Es ist daher wichtig, dass sich unsere Betriebe gegen solche Angriffe wappnen.“ In diesem Zusammenhang trat der ZDH auch der „Allianz für Cyber-Sicherheit“ bei, die sich mittlerweile zur wichtigsten IT-Sicherheitsinitiative entwickelt hat. Sie wurde 2012 vom BSI ins Leben gerufen, zusammen mit dem Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (Bitkom). Die Allianz hat das Ziel, die Cybersicherheit bei deutschen Firmen und Behörden zu erhöhen und die Widerstandsfähigkeit des Standortes Deutschland gegenüber Cyberangriffen zu stärken. Sie richtet sich vorrangig an Unternehmen und Behörden, darüber hinaus aber auch an sonstige Institutionen und Organisationen in Deutschland. Neben der Bundesebene gibt es aber auch wichtige Länder-Initiativen. Hier in Nordrhein-Westfalen startete erst kürzlich eine Kooperation zwischen dem networker NRW e. V. der eco (Verband der Internetwirtschaft e. V.) und dem Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen. „Die Zusammenarbeit des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen mit dem net worker NRW und dem eco-Verband dient dazu, Internetnutzer zielgerichtet und schnell über aktuelle Bedrohungen im Internet zu informieren und die Anzeigebereitschaft insbesondere bei von Straftaten betroffenen Unternehmen zu erhöhen“, erklärte hierzu der Leiter des Cybercrime Kompetenzzentrums des LKA NRW, Dirk Harder, anlässlich der Unterzeichnung
der Kooperation. Wie wichtig gerade diese Landesinitiativen sind, zeigt gerade die in Essen beheimatete Initiative networker NRW e. V., die den direkten Draht zu Firmen über persönliche Kontakte pflegt oder Veranstaltungen für oder zusammen mit Industrie- und Handelskammern, aber auch für die bzw. gemeinsam mit den Wirtschaftsförderungen der Städte durchführt. Ein größeres Projekt ist hier die „Roadshow Cybercrime“ des networker-Vereins. Der Verband eco mit Sitz in Köln engagiert sich parallel gegen Kriminalität im Internet. Konkret geht die eco-Beschwerdestelle gegen rechtswidrige Inhalte wie zum Beispiel Gewaltdarstellungen im Internet vor. Im Bereich IT-Security bietet eco für jeden Internetnutzer die Möglichkeit, sich über aktuelle Bedrohungen zu informieren und sich davor zu schützen.

Mangel an Fachkräften wird zunehmend größer

Um mehr Sicherheit leisten zu können, sind Fachleute mehr denn je notwendig, aber nicht einmal bei den Programmierern gibt es ausreichend Fachkräfte, um die Nachfrage am Arbeitsmarkt auch nur annähernd befriedigen zu können. Ganz besonders Start-ups leiden unter diesem Mangel, denn wenn die Geschäfte gut laufen und das junge Unternehmen wächst, stellt sich rasch die Frage nach geeigneten Mitarbeitern. Nach einer Umfrage des Branchenverbandes Bitkom unter mehr als 250 Gründern gibt jedes zweite Start-up (53 Prozent) an, dass bereits mindestens einmal eine Position nicht besetzt werden konnte, weil sich kein qualifizierter Bewerber gefunden hat. Vor allem IT-Jobs sind dabei schwer zu besetzen. Rund zwei Drittel der Gründer (65 Prozent) geben an, dass es besonders schwer sei, qualifizierte IT-Experten einzustellen. 17 Prozent haben Probleme, Vertriebsmitarbeiter zu finden, zehn Prozent sehen Probleme im Bereich Marketing und Kommunikation und nur rund jedes zwanzigste Unternehmen hat die größten Schwierigkeiten bei der Besetzung von Management- und Geschäftsführungs-Positionen (fünf Prozent) bzw. im Bereich Projektmanagement (vier Prozent). „Wir sehen seit Jahren in der deutschen Wirtschaft einen gravierenden Fachkräftemangel, vor allem mit Blick auf IT-Experten. Start-ups konkurrieren an dieser Stelle mittlerweile nicht nur mit großen IT-Konzernen, sondern mit etablierten Unternehmen aus nahezu allen anderen Branchen, die gerade mit Blick auf das Fix-Gehalt häufig mehr bieten können als ein frisch gegründetes Start-up“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Umso wichtiger ist es für Gründer, ein attraktives Paket für Bewerber zu schnüren und auch international nach Kandidaten zu suchen, um nicht in der Wachstumsphase durch Personalmangel ausgebremst zu werden.“ Was die IT-Positionen betrifft, sind bei den Start-ups vor allem Entwickler Mangelware. 17 Prozent der Gründer geben an, dass Backend-Entwickler besonders schwer zu finden sind, 13 Prozent beklagen allgemein ein Fehlen von Entwicklern und Programmierern. Dass sich der Mangel durch verstärkte Schulung und Rekrutierung von qualifizierten Schulabgängern und Abiturienten beheben lässt, scheint bei der derzeitigen Interessenlage von Jugendlichen nicht unbedingt wahrscheinlich.
Zwar wissen Jugendliche, dass Programmierkenntnisse in der digitalen Welt immer wichtiger werden, aber nur wenige können schon selbst „coden“, also programmieren: Gerade einmal jeder zehnte Jugendliche (elf Prozent) kann eigene Programme schreiben oder Webseiten erstellen, wie eine repräsentative Befragung des Verbandes Bitkom unter 10- bis 18-Jährigen ergab. „Smartphones und Tablets gehören für viele Kinder und Jugendliche wie selbstverständlich zum Alltag. Aber nur die wenigsten wissen, wie die Geräte eigentlich funktionieren“, sagt Bitkom-Geschäftsleiter Christian Kulick. Um das Interesse an digitalen Technologien zu fördern, veranstaltet der Bitkom Projekttage an Schulen, Workshops, aber auch Fortbildungen, die sich gezielt an Schüler, Lehrer und Eltern richten.

Dr. Martin Steffan | redaktion@regiomanager.de

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ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer

Bitkom-Präsident Achim Berg

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