Ohne Lagertechnik kommt keine Unternehmenslogistik aus. Immer wenn es um Materialfluss, die Lagerung oder die Kommissionierung von Gütern geht, spielt die Lagertechnik eine Rolle. Für welche Art von Lagersystem man sich entscheidet, hängt auch immer davon ab, welche Waren gelagert werden müssen. Der Klassiker: das Regal. Doch ein Regal ist nicht einfach ein Regal. So gibt es Breitfachregale für leichte und geräumige Waren oder Durchlaufregale, bei denen die Ware nach dem Prinzip „first in – first out“ auf der einen Seite einsortiert und auf der anderen Seite wieder entnommen wird. Fachbodenregale sind aufgrund ihres durchgängigen Bodens etwas teurer als Regale mit Gitterboden und ideal für kleine Gegenstände, die gelagert werden müssen. Darüber hinaus gibt es robuste Palettenregale, Schwerlastregale, Verschieberegale und individuell anpassbare Systemregale. Für welches Regal man sich letzten Endes entscheidet, hängt von der Größe und dem Gewicht der Waren ab sowie von dem individuellen Bedarf. Handelt es sich um Gefahrenstoffe oder Schwerlasten, müssen darüber hinaus Sicherheitsverordnungen berücksichtigt werden. Sind Produkte leicht zu verwechseln, kann über transparente Behälter nachgedacht werden, die den Blick in das Innere freigeben.
Ein Lagersystem steuert den Materialfluss. Kurze Transport- und Laufwege sind hier ebenso sinnvoll wie schnelle Zugriffszeiten. Es sollte immer ersichtlich sein, wo der Bestand zwischen Angebot und Nachfrage aktuell positioniert ist. Handels- und Produktionsunternehmen brauchen effiziente und funktionale Lagersysteme. Sie sind für den Unternehmenserfolg durch alle Branchen hinweg eine grundlegende Voraussetzung. Lager- und Betriebseinrichter haben sich darauf spezialisiert, die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Kunden bei der Beratung in puncto Lagersystem und Lagertechnik zu berücksichtigen. Das Angebot der Dienstleister fängt in der Regel bei der Beratung an und hört bei der fachgerechten Montage und Inbetriebnahme vor Ort auf. Zu einer professionellen Beratung gehört auch die Berücksichtigung der räumlichen Begebenheiten. Die Lagerhalle oder der Lagerraum sollte optimal genutzt werden – immer unter der Prämisse, dass die gesetzlichen Vorschriften und die Verkehrsregeln eingehalten werden. So bieten die Fachbetriebe meistens neben Standardgrößen auch maßgefertigte Sondergrößen für die Regale an. Auch bei der Auswahl der Behältnisse wie Tanks, Silobehälter oder Boxen stehen die Dienstleister beratend zur Seite.
Aber ganz sicher!
Immer wieder kommt es im Lager zu Arbeitsunfällen. Etwas zu lagern oder zu transportieren ist in deutschen Unternehmen die Tätigkeit überhaupt, bei der die meisten Unfälle passieren. 2016 gab es 80.153 meldepflichtige Arbeitsunfälle beim Transport von Hand. Dazuzurechnen sind noch die Unfälle, die bei der manuellen Betätigung von Gegenständen passieren. Der verunfallte Mitarbeiter muss erst mal genesen und das Unternehmen braucht nicht nur einen entsprechenden Ersatz, sondern es muss auch die Ursache des Unfalls herausfinden und gegebenenfalls beheben.Daher sollten Unternehmen – unabhängig von modernen Techniken – regelmäßig die Sicherheitsbestimmungen im Lager checken. Die Mitarbeiter sollten einmal jährlich eine Unterweisung in die Sicherheitsbestimmungen erhalten. Ebenfalls sollten die Schutzausrüstungen der Mitarbeiter überprüft und gegebenenfalls erneuert werden. Es sollte für alle Beteiligten klar sein, dass die Mitarbeiter im Lager immer ihre Schutzkleidung tragen.
Da der Platzmangel im Lager immer auch ein Unfallrisiko birgt, ist ein optimaler Lageraufbau umso wichtiger. Breite Gänge und ausreichend Platz zwischen den Regalen sorgen dafür, dass die Flurförderzeuge rangieren können, ohne gegen die Regale zu stoßen oder sie gar umzustoßen.
Wichtig ist u. a. auch, dass die Regale gesichert sind. Häufige Unfallursachen im Lager stellen eine mangelhafte Befestigung und auch das falsche Einräumen dar. Ist ein Regelboden überladen, kann er brechen – und die herunterfallenden Waren können die Mitarbeiter in eine gefährliche Situation bringen.
Zukunftsvisionen
Die Geschäftslage in der Logistikbranche sieht gut aus, und auch die Aussichten sind nach Ansicht des Verbands für Lagertechnik und Betriebseinrichtung durchweg positiv. Führende Hersteller der Logistikbranche haben 1966 diesen Verband ins Leben gerufen. Das erklärte Ziel: „die Entwicklung von Standards auf wirtschaftlicher, technischer und rechtlicher Ebene mitzugestalten, Maßstäbe zur Sicherheit und Qualität zu setzen“.
Ein großes Thema sind Wearables wie Datenbrillen und Handschuh-Scanner, die gerade die Logistikbranche umwälzen. Digitalisierung und Industrie 4.0 sind weitere Stichworte, die die Zukunft bestimmen. Wearables in Form von Smartwatches oder Fitnesstrackern sind zurzeit hauptsächlich im Gesundheitsbereich bekannt. Aber sie finden immer häufiger auch in der Industrie und Logistik Anwendung. Im Gabler Wirtschaftslexikon werden Wearables wie folgt definiert: „Wearables sind Computertechnologien, die man am Körper oder am Kopf trägt. Sie sind eine Konkretisierung des Ubiquitous Computing, der Allgegenwart der Datenverarbeitung, und ein Teil des Internets der Dinge. Man spricht auch von Wearable Technology und vom Wearable Computer. Sinn und Zweck ist meist die Unterstützung einer Tätigkeit in der realen Welt, etwa durch (Zusatz-)Informationen, Auswertungen und Anweisungen.“ Datenbrillen, Fingerscanner und Scanner-Handschuhe werden bereits in der Branche eingesetzt, ebenso wie Exoskelette, die beim Tragen schwerer Lasten helfen, oder auch Motion Miners, um die körperlichen Bewegungsabläufe im Lager besser analysieren zu können. Im Fokus stehen sowohl optimale Bewegungsabläufe als auch deren Ergonomie. Die Sensoren werden an den Mitarbeiter angebracht, um so die Daten über Bewegung, Körperhaltung, aber auch über die jeweiligen Bedingungen in der Umgebung wie Beleuchtungsstärke zu sammeln. So können mit benutzerfreundlicher Ergonomie möglicherweise Kosten und Aufwand gespart werden.
Lagerverwaltungssystem als Virtual Reality – das wird im Rahmen der Schulung und Weiterbildung der Lagermitarbeiter in Zukunft eine einfache Herangehensweise sein. Im virtuellen Raum können sich die Mitarbeiter mit dem Lager vertraut machen. Diese Entwicklung ist nicht nur für die Einarbeitung und Schulung neuer Mitarbeiter sinnvoll, sondern auch dafür, ein neues Lagersystem einzuführen.
Karin Bünnagel I redaktion@regiomanager.de
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