Der
Metallbau hat in Deutschland und insbesondere in Nordrhein-Westfalen
schon eine lange Tradition. „Kleinschmiede“ (später „Schlosser“)
produzierten bereits ab dem 14. Jahrhundert Schlösser, Schlüssel und
Beschläge, Türbänder, Türgriffe und Türklopfer. Massiv änderte sich das
Tätigkeitsfeld der Branche mit Beginn der Industrialisierung im 19.
Jahrhundert. Maschinen für die industrielle Produktion mussten gefertigt
und gewartet werden und das Bau- und Kunstschlossergewerbe erzeugte
Gitter, Geländer und kleinere Stahlkonstruktionen.
Generell befasst
sich der Metallbau mit der Verarbeitung von Metallen und deren Verbund
mit Nichtmetallen. In Deutschland sorgen nach Angaben des
Bundesverbandes Metall rund 36.500 Unternehmen der Branche mit 465.000
Mitarbeitern für einen Umsatz von 57 Milliarden Euro. Zu ihren Gewerken
zählen beispielsweise Fenster und Türen, Schaukästen, Metallfassaden,
abgehängte Metalldecken, Vordächer, Wintergärten, Überdachungen, Spiel-
und Turngeräte, Metalltreppen und Geländer.
Gute Auftragslage
Wie
in vielen anderen handwerklichen Branchen erlebt auch der Metallbau
eine anhaltend gute konjunkturelle Lage. Nach aktuellen Analysen des
Fachverbandes Metall Nordrhein-Westfalen schätzten zum Ende des ersten
Quartals 2017 mehr als die Hälfte der Unternehmen ihre Lage als gut ein.
Der Auftragsbestand lag im Metallbauerhandwerk bei rund neun Wochen, im
Maschinen- und Werkzeugbau bei circa zwölf Wochen. Zwei Drittel aller
Betriebe blicken positiv in die Zukunft und bezeichnen ihre Aussichten
als stabil. Eine Minderheit von fünf Prozent rechnet mit einer
Verschlechterung in den nächsten sechs Monaten.
„Die Branche hat in
der Tat zurzeit eine gute Auslastung, profitiert aber eher
unterproportional vom Bauboom“, sagt Stephan Lohmann, Geschäftsführer im
Fachverband Metall NRW. „Das liegt daran, dass unsere Branche eher im
Gewerbe- als im Wohnungsbau beheimatet ist.“ Im privaten Wohnungsbau
gehe es allenfalls um Treppen, Geländer und Eingangstüren. Dagegen
spielen im Gewerbebau Fassaden, Alufenster und Brandschutzelemente eine
wichtige Rolle. Im öffentlichen Bau kommt dann noch die Ausgestaltung
von Fluchtwegen und -türen hinzu.
Eingeschränkter Investitionswille
Obwohl
die meisten Unternehmen der Metallbranche ihre wirtschaftliche Lage
positiv einschätzen, ist lediglich die Hälfte der Betriebe bereit zu
investieren. Begründet wird das u.a. mit hohem Wettbewerbsdruck und den
am Markt realisierbaren Preisen. Fast jeder zweite Betrieb könne
lediglich ausreichende oder mangelhafte Preise verlangen. Mehr als 54
Prozent der Unternehmen sehen den verschärften Preiswettbewerb bei
steigenden Kosten der Vorleistung mit zunehmender Sorge. „Dass die
wirtschaftliche Lage des Metallhandwerks sich nicht von der allgemeinen
Situation abkoppelt, freut uns natürlich“, sagt Lohmann. „Wir dürfen
dabei aber nicht aus den Augen verlieren, dass wir angesichts einer
deutlich begrenzten Investitionsneigung und eines sich in allen
Bereichen des Metallhandwerks verschärfenden Preiswettbewerbs nicht von
ungetrübter Freude sprechen können.“ Dabei spielt auch die Suche nach
geeigneten Fachkräften eine Rolle. Es gebe bereits Betriebe innerhalb
des Fachverbandes, die aufgrund von Fachkräftemangel Aufträge ablehnen
müssen, sich also nicht weiterentwickeln können. Zwar gebe es auch
andere Beispiele und weniger betroffene Unternehmen, aber branchenweit
zeichne sich ein Problem ab. Zwar habe sich die Lage im ersten Quartal
im Vergleich zum Jahresende entspannt, aber immer noch sieht die Hälfte
der Betriebe eine zentrale Herausforderung in der Bewältigung des
Fachkräftemangels. „Nach wie vor fällt es den Unternehmen schwer, in
einem ausreichenden Maße Fachkräfte und Auszubildende zu gewinnen. Gut
ausgebildete Mitarbeiter sind jedoch die Voraussetzung dafür, dass den
Herausforderungen der Digitalisierung erfolgreich begegnet werden kann.“
Notwendige Investitionen müssten dabei nicht nur in den Unternehmen,
sondern auch in die Infrastruktur geleistet werden. Nach wie vor sei ein
ausreichend schnelles Internet nicht in allen Regionen Standard. „Auch
verlieren viele unserer Betriebe auf den übervollen Bundesautobahnen
wertvolle Zeit. Hier ist die Politik und Verwaltung in der Pflicht, für
eine maßgebliche Verbesserung zu sorgen.“
Gefahr für die Zukunft
Stephan
Lohmann sieht im drohenden Fachkräftemangel eine weitere Gefahr für die
Zukunft der Unternehmen. „Wenn die Konjunkturwellen mal nicht mehr so
hohe Wogen zeigen, hat man keinen Spielraum mehr beim Personal. Wenn ich
beim Personal nicht mehr atmen kann, droht das Ausbluten des
Unternehmens.“ Gekoppelt mit dem hohen Preisdruck bei steigenden Kosten,
sei das für nicht wenige Betriebe eine existenzbedrohende Aussicht,
wenn die konjunkturelle Lage auf die nächste Delle zusteuert.
Dazu
kommt ein weiteres belastendes Thema für die Unternehmen der
Metallbaubranche. Europäische Zertifizierungsanforderungen sorgen für
bürokratischen und auch finanziellen Mehraufwand. „Als Beispiel dafür
lässt sich die DIN EN 1090 für tragende Bauwerke wie Treppen, Balkone
und Ähnliches nennen. Dafür werden spezielle Zulassungen benötigt und es
sind externe Abnahmen notwendig, die für höhere Kosten sorgen.“
Bezweckt wird mit der DIN EN 1090 seit 2014 eine europaweite
Vereinheitlichung der Anforderungen an tragende Bauwerke aus Stahl und
Aluminium. Für die CE-Kennzeichnung ist eine zertifizierte werkseigene
Produktionskontrolle mit den Prozessen Bemessung, Schweißen,
Korrosionsschutz und Montage notwendig. Stefan Mülders |
redaktion@niederrhein-manager.de
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