Das Thema Nachfolge sorgt in vielen Unternehmen für Sorgenfalten. Nicht so bei der Georg Noll Werkzeugmaschinen GmbH. Als der langjährige Geschäftsführer Gerd Mager vor einigen Monaten mit 70 Jahren in den Ruhestand ging, konnte er die Leitung des traditionsreichen Unternehmens guten Gewissens vollständig in die Hände seiner Sohnes geben. Nach mehreren Jahren mit einer familieninternen Doppelspitze ist seitdem Sven Mager alleiniger Geschäftsführer. Er leitet den Betrieb gemeinsam mit Prokurist Michael Sauer. Sven Mager, gelernter Werkzeugmacher und studierter Betriebswirt, war im Jahr 2000 an Bord gekommen, ebenso wie sein alter Schulfreund Michael Sauer. Damit ist nun, nach Kurt und Gerd Mager, die dritte Generation am Steuer. „Mein Vater Kurt hat immer unternehmerischen Mut bewiesen, und mein Sohn hat einiges von seinem Großvater“, betont Neu-Ruheständler Gerd Mager. Der Junior gibt das Lob gerne zurück: „Ich freue mich, dass uns mein Vater auch weiterhin als Berater zur Verfügung stehen will. Seine Erfahrung ist unbezahlbar.“
Auch in Sachen Standort gibt es Neuigkeiten in Neuss. Der Werkzeughändler hat in seine Gebäude investiert – und zwar sowohl in Form von Geld als auch in Form eigener Arbeitskraft. „Es liegt nahe, dass ein auf Werkzeug spezialisiertes Unternehmen beim Standortumbau selbst mit Hand anlegt“, sagt Sven Mager. „Dass wir es aber letztlich geschafft haben, 75 Prozent der Aufgaben in Eigenregie und während der Arbeitszeit zu stemmen, hätten wir am Anfang nicht gedacht“, sagt Sven Mager. Im Rahmen einer grundlegenden Umgestaltung und Erneuerung investierte das Unternehmen einen höheren fünfstelligen Betrag. „Fast alle haben mit angepackt, vom Azubi bis zum Chef“, fasst Prokurist Michael Sauer den Einsatz im vergangenen Jahr zusammen.
Der vordere Ladenbereich, in dem u.a. Bohrmaschinen, Werkzeugkästen und Trennscheiben namhafter Hersteller ausgestellt sind, erhielt neben einer neuen Wandverkleidung und einem neuen Fußboden ein verbessertes Beleuchtungskonzept. Eine kleine Café-Lounge lädt ab sofort zum Fachgespräch bei Espresso und Co. ein. „Wir sind ein Handelshaus mit Tradition, das aber modern am Markt agiert – und genau das soll sich in unserem Laden widerspiegeln“, erklärt Sven Mager. Auch der Hallenbereich hat sich deutlich verändert. Der an den Laden grenzende Showroom ist den kleineren Maschinen vorbehalten, in der dahinterliegenden großen Ausstellung dagegen finden sich u.a. Hightech-CNC-Fräsen mit Kleinlasterausmaßen. „Alle liegen unter Strom, sodass wir unseren Kunden jederzeit eine Live-Vorführung geben können“, sagt Michael Sauer. Scheinwerfer an der Hallendecke rücken die angebotene Technik ins rechte Licht. „Dank unseres Umbaus können wir sozusagen eine permanente Hausmesse im schicken Ambiente bieten“, freut sich Mager.
In diesem Frühjahr bekam das Haupthaus noch eine neue Außenhaut. Das Mauerwerk wurde mit anthrazitfarbenen Elementen verkleidet. „Das sieht nicht nur schick aus, sondern spart auch Energie“, betont Prokurist Sauer. Denn zwischen der alten Außenwand und den neuen Elementen wurde ein Dämmstoff verbaut. Damit wurde ein weiterer Schritt in Sachen Umweltschutz getan: Auf Brennstoffzelle und Photovoltaik setzt Noll bereits seit geraumer Zeit. „Natürlich müssen und wollen wir mit unserer Firma Geld verdienen“, sagt Chef Sven Mager. „Aber wir achten schon darauf, dass es zwischen Ökonomie und Ökologie nicht zu einem Ungleichgewicht zum Schaden der Umwelt kommt.“ Von seinem modernisierten Standort aus vertreibt das etwa 30-köpfige Team weiterhin Produkte namhafter Hersteller. Den Schwerpunkt bildet der Verkauf von Werkzeugmaschinen, Qualitätswerkzeug, Betriebsbedarf, Arbeitsschutz und Schweißtechnik. Die Palette reicht vom einzelnen Schraubendreher bis zur CNC-gesteuerten Fräse. Der Bereich Zerspanung wird traditionell besonders großgeschrieben. Zu den Kunden zählen kleine Handwerksbetriebe, Mittelständler, aber auch Global Player.
Auch vor individuellen Großaufträgen schrecken die Profis nicht zurück. Bestes Beispiel: Auf Wunsch eines bedeutenden kommunalen Nahverkehrsunternehmens in NRW wurden binnen einiger Tage etwa 15.000 einzelne Teile nach genauen Vorgaben sortiert. Die Zangen, Schraubendreher und Co. wurden auf 46 knallrote Werkzeugwagen der Marke Facom verteilt. Alle verfügbaren Kräfte halfen in der großen Lagerhalle mit. „Wir sind Herausforderungen gewöhnt, aber das war schon eine ganz besondere Aufgabe“, fasste Noll-Prokurist Michael Sauer nach getaner Arbeit zusammen.
Mit der Auslieferung der fahrbaren Mini-Werkstätten hat die Traditionsfirma einen ihrer größten Aufträge der jüngeren Vergangenheit abgeschlossen. Seit dem Jahr 2011 wurden insgesamt etwa 160 Werkzeugwagen individuell für einen einzigen Kunden bestückt. Nach und nach war so dessen Werkzeugbestand erneuert worden. Dabei wurden auch die Regeln der sogenannten 5S-Methode beachtet, die ein möglichst störungsfreies und sicheres Arbeiten ermöglichen soll. Nach dem Motto: „Jeder Handgriff sitzt“. Im Falle der Werkzeugwagen bedeutete dies, jedem Teil einen festen Platz zu geben. Speziell angefertigte, passgenaue Schaumeinlagen in den jeweils sechs bis acht Schubladen halfen dabei. Der Erfolg der GmbH beruht nicht zuletzt darauf, dass es ihr gelingt, das Gestern, das Heute und das Morgen zu verbinden. „Wir besitzen die Flexibilität und Wachheit eines Start-up-Unternehmens und können zugleich auf reichlich Erfahrung und Tradition zurückblicken“, erklärt der Geschäftsführer. So setze man in Sachen Kundenkommunikation auch auf Social Media und habe bereits vor einiger Zeit einen erfolgreichen Online-Shop installiert. Dennoch spiele die persönliche Beratung am Telefon oder vor Ort auch im Jahr 2017 eine große Rolle. „Der Name Noll ist eine Institution, dem viele Stammkunden seit Jahrzehnten vertrauen.“
Die Ursprünge der Georg Noll Werkzeugmaschinen GmbH reichen bis ins Jahr 1884: Damals wurde das Unternehmen in Freiburg im Breisgau gegründet. Später war Düsseldorf jahrzehntelang Standort. Im Neusser Taubental, das nicht zuletzt durch seine hervorragende Autobahn-Anbindung punktet (A 46/A 57), ist die Firma seit 1989 ansässig.
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