Die eigenen vier Wände sind den Deutschen lieb – und vor allem auch teuer. Laut Destatis gehen mehr als ein Drittel der Konsumausgaben privater Haushalte für Wohnen, Energie und Instandhaltung drauf. Damit rangiert das Wohnen eindeutig auf Platz eins der Konsumausgaben. Dabei legen die Deutschen nicht nur Wert auf Stil und ein modernes Erscheinungsbild, sondern setzen vor allem auch auf Langlebigkeit – auch in Sachen Bauelemente. Schließlich stellen beispielsweise Fenster und Türen Investitionen für gut und gerne 30 bis 40 Jahre dar und sparen nebenbei dank ihrer Dämmung eine Menge Geld. Aber auch Garagen- und Industrietore, Rollläden, Markisen und Jalousien sowie Wintergärten oder Vordächer, die ebenfalls unter dem Begriff „Bauelemente“ zusammengefasst werden, sind nicht nur wichtige Gestaltungskomponenten, sondern tragen maßgeblich zu einem angenehmen Wohnklima bei.
Erfreuliche Entwicklungen
Nachdem der Markt für Bauelemente im Jahr 2013 einen Umsatzrückgang von einem Prozent verbuchen musste, kehrte das Segment 2014 wieder auf den gewohnten Wachstumspfad zurück. So konnte das vorletzte Jahr mit einem Umsatzplus von 1,7 Prozent abschließen. In absoluten Zahlen bedeutet dies: Das Marktvolumen stieg im Jahr 2014 auf knapp 19,5 Milliarden Euro zu Endverbraucherpreisen. Das geht aus dem „Branchenfokus Bauelemente“ des IFH (Institut für Handelsforschung) Köln hervor. Die Größe und das Gewicht der Produkte sowie die Erklärungsbedürftigkeit in Verbindung mit der meist schwierigen Handhabung beziehungsweise Installation beeinflussen die Distributionsstruktur von Bauelementen maßgeblich. Dementsprechend existiert nur eine sehr geringe Eigenleistungsquote, das Handwerk dominiert mit einem Umsatzanteil von 88 Prozent den Vertrieb. Entsprechend gering ist die Bedeutung der Einzelhandelsstufe, welche bei Bauelementen in erster Linie durch die Bau- und Heimwerkermärkte repräsentiert wird. Und auch der Online-Handel, der in manch anderen Branchen schon einen Marktanteil von bis zu 20 Prozent hält, spielt bei Bauelementen aktuell kaum eine Rolle. So beläuft sich der E-Commerce-Marktanteil momentan auf rund 0,5 Prozent.
Renovierungen steigern Umsatz
Allein etwa 6.700 Fensterbaubetriebe gibt es laut des VFF (Verband Fenster + Fassade) in Deutschland, beschäftigt sind dort rund 100.000 Mitarbeiter. Eine Studie des Verbands aus dem Jahr 2011 bescheinigt den Unternehmen einen Jahresumsatz von rund 9,5 Milliarden Euro. Dazu kommen noch die vielen Betriebe und Mitarbeiter der Zulieferindustrie: Inklusive aller wesentlichen vor- und nachgelagerten Industriezweige arbeiten rund 300.000 Mitarbeiter in rund 58.000 Betrieben in der deutschen Fenster- und Fassadenbranche. Sie erwirtschaften pro Jahr insgesamt rund 34 Milliarden Euro. 2016 wird laut der jüngsten Studie der führenden Branchenverbände VFF, BF (Bundesverband Flachglas), FVSB (Fachverband Schloss- und Beschlagindustrie) und pro-K (Industrieverband Halbzeuge und Konsumprodukte aus Kunststoff) der Markt in Deutschland mit einem Plus von 2,9 Prozent moderat zulegen. Im Laufe des Jahres könnten demnach rund 14 Millionen Fenstereinheiten vermarktet werden. 61,3 Prozent aller produzierten Fenster werden 2016 voraussichtlich für die Renovierung beziehungsweise energetische Sanierung des Gebäudebestandes verwendet. Der Absatz von Außentüren entwickelt sich ebenfalls recht positiv: „2016 werden in Deutschland rund 1,423 Millionen Außentüren verkauft, 2015 waren es noch rund 1,377 Millionen Stück. Dies entspricht einer Steigerung um rund 3,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und ist auf den höheren Anteil im Wohnbau zurückzuführen“, sagt der Geschäftsführer des Fachverbandes Schloss- und Beschlagindustrie (Velbert), Stephan Schmidt. Übrigens werden 95 Prozent aller in Deutschland produzierten Fenster individuell nach Kundenwunsch und passend zur jeweiligen Raumsituation gefertigt. „Die Fenster- und Fassadenbranche ist darauf spezialisiert, jede mögliche Art und Form von Fenstern, Haustüren und Fassadenelementen herzustellen. So abwechslungsreich wie die heutige Architektur ist auch der moderne Fensterbau“, erklärt Ulrich Tschorn, Geschäftsführer des VFF. Das einheitliche Aussehen früherer Zeiten ist längst passé: Heute werden Gebäude von Jahr zu Jahr schicker und einzigartiger. Während Fenster früher eher einen Schießscharten ähnlichen Charakter hatten, sind heute lichtdurchflutete Räume und entsprechend hohe Glasanteile gefragt. Bodentiefe Fenster sind ebenso machbar wie Ganzglasecken, große Hebe-Schiebe-Türen, einzigartige Rundfenster, Schrägelemente im Dach oder auch der klassische Wintergarten, der heute in vielen Farben und Formen daherkommt – bei Fenstern und Fassaden sind auch farbige Akzente gefragt.
Top-Themen: Automation und Sonnenschutz
Elektrifizierte Komponenten erleichtern den Wohnalltag vieler Menschen – Automation ist deshalb auch ein wichtiges Thema für die Bauelemente-Branche. Automatisierte Elemente können beispielsweise für eine perfekt abgestimmte Lüftung im Haus sorgen, ermöglichen eine verbesserte Nutzung kostenloser solarer Energiegewinne und helfen dabei, den Heizenergieverbrauch optimal zu regulieren, so VFF-Geschäftsführer Ulrich Tschorn. Fernbedienungen, Touchscreens mit einer Zeitsteuerung oder die Bedienung per Smartphone von unterwegs gehören zu dieser Entwicklung selbstverständlich dazu. Als sinnvolle Ergänzung der Fenstersteuerung gibt es elektrische Verschattungssysteme, die z.B. im Sommer bei Bedarf den Hitzeeintrag durch automatisches Schließen der Rollläden oder der Außenjalousien reduzieren. Im Winter hingegen können die Systeme etwa nachts die Wärmedämmung der Fenster verbessern oder – wenn gewünscht – die kostenlose Sonnenenergie zum Erwärmen der Räume nutzen, was zusätzlich die Heizkosten verringert. Vollständig unabhängig arbeiten schlussendlich intelligente Steuerungen, die anhand des aktuellen Bedarfs sämtliche steuerbare Funktionen des Hauses bedienen können, auf die der Bewohner aber gleichwohl nach eigenen Wünschen Einfluss nehmen kann. Die wirtschaftliche Lage der 3.861 Fachbetriebe des Rollladen- und Sonnenschutztechniker-Handwerks in Deutschland war in den vergangenen zwei Jahren ausgesprochen positiv und wird es mit großer Wahrscheinlichkeit auch in der näheren Zukunft bleiben, vermeldet der Bundesverband Rollladen + Sonnenschutz. Nach sieben Prozent Umsatzsteigerung im Jahr 2014 auf 1,9 Milliarden Euro verzeichnete man auch im vergangenen Jahr ein weiterhin kräftiges Wachstum. Im heißen Sommer 2015 mussten manche Betriebe Sonderschichten leisten, um Auftragsspitzen aufzufangen – und der Trend zur nachhaltigen Wertsteigerung von Wohnimmobilien hat sich weiter verstärkt. Die Fachbetriebe werden vor allem gefordert bei der Verbesserung der Energiebilanz der Häuser durch wirkungsvolle energetische Sanierung, bei der Erhöhung der Gebäudesicherheit gegen Einbrüche und beim Einsatz moderner, intelligenter Gebäudesteuerungen bis hin zu Komplettlösungen mit Smart-Home-Systemen: Die Steigerung des Wohnkomforts unter besonderer Berücksichtigung des altersgerechten Wohnens steht im Fokus der Betriebe.
Christina Spill | redaktion@südwestfalen-manager.de
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