Seit dem Jahr 2012 zeigen die Umsatzzahlen im Maler- und Lackiererhandwerk kontinuierlich eine positive Entwicklung. In NRW erwirtschafteten rund 8.000 Unternehmen der Branche 2015 zusammen fast 3,39 Milliarden Euro, 114 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Eine Steigerung von 3,25 Prozent, während die Branche im selben Zeitraum deutschlandweit um 2,69 Prozent auf 14,9 Milliarden gewachsen ist. Allerdings gibt Guido Gormanns, Geschäftsführer des Innungsverbandes Nordrhein der Maler und Lackierer, zu bedenken, dass Umsatzsteigerung nicht gleichzusetzen ist mit höheren Gewinnen: „Die Auftragslage ist sehr gut zurzeit, aber die gesteigerten Umsätze sind vor allem auf die größere Anzahl der Aufträge zurückzuführen. Die Gewinne der Unternehmen stagnieren eher, weil wir in der Branche auch mit einem hohen Preisdruck zu kämpfen haben.“ Der käme unter anderem daher, dass unter den Anbietern nicht nur Malerbetriebe zu finden seien. Hausmeister oder Raumausstatter unterliegen nicht der Meisterpflicht, bieten aber die in der Maler- und Lackiererbranche zusammengefassten Tätigkeiten häufig auch mit an. „Jeder meint, mit Farbe umgehen zu können, und so entsteht eine starke Konkurrenz im Markt. Das ist zwar ein Verstoß gegen die Handwerks- und Gewerbeordnung, wird aber nicht rigoros genug verfolgt.“ Die 1-Mann-Unternehmen böten dann häufig für 30 Euro Stundenlohn an, bei dem Malerbetriebe mit Angestellten nicht „mithalten“ könnten. „Und der Preis ist gerade bei Aufträgen aus dem privaten Bereich ein
wichtiges Argument.“
Ausbildungszahlen sind rückläufig
Die Ausbildung ist in die Fachrichtungen „Gestaltung und Instandhaltung“ (Maler und Tapezierer), „Kirchenmalerei und Denkmalpflege“ und „Bauten- und Korrosionsschutz“ unterteilt. Alle drei haben in den ersten beiden Jahren die gleichen Ausbildungsinhalte. Nach Angaben von Guido Gormanns haben die Maler und Lackierer in Deutschland noch bis zum Jahr 2010 über den Bedarf ausgebildet. Inzwischen macht sich die Branche Sorgen um den Fachkräftenachwuchs. Innerhalb von sieben Jahren ist die Zahl der Auszubildenden im Maler- und Lackiererhandwerk in NRW beispielsweise von 6060 (2010) auf 3650 (2016) zurückgegangen. Gegenläufig zur Umsatzentwicklung ist hier ein kontinuierlicher Rückgang zu erkennen, der zuletzt noch 4,59 Prozent betrug. Gleichzeitig steigt das Durchschnittsalter in der Berufsgruppe. „Zurzeit liegt der Altersdurchschnitt bei uns bei knapp über 40 Jahren und geht jedes Jahr um 0,1 bis 0,2 Jahre rauf“, weiß Gormanns. Ein weiteres Problem sei die hohe Abbrecherquote, die bei den Malern und Lackierern bei zirka 40 Prozent liege und damit höher als im sonstigen Handwerk. Gormanns bemängelt dabei allerdings, dass auch diejenigen Azubis als Abbrecher gelten, die während der Ausbildung den Betrieb wechseln.
Bereits spürbar ist der Fachkräftemangel im Spezialbereich Bauten- und Korrosionsschutz. „Das sind in der Regel größere Betriebe, und es gibt auch nicht sehr viele, die diesen Bereich abdecken. Aber hier fehlen tatsächlich schon jetzt Fachkräfte, was dazu führt, dass unter den wenigen Unternehmen ein regelrechtes Abwerben geeigneter Mitarbeiter stattfindet.“ Da dieser Bereich des Handwerks kein klassischer Ausbildungsberuf ist, haben hier üblicherweise Quereinsteiger aus der Baubranche ihre Profession gefunden. Allerdings gehört die Arbeit auch nicht zu den beliebtesten in der Branche. Sie findet oft unter schwierigen Bedingungen, immer im Freien statt und bringt immer eine hohe Geräuschkulisse mit sich.
Hoher Bürokratieaufwand
„Gerade im Korrosionsschutz kommt für die Unternehmen erschwerend ein enormer Dokumentations- und Protokollaufwand hinzu“, sagt Guido Gormanns. „Der ist eine große Belastung, wobei die regulierenden Stellen dabei oft zu vergessen scheinen, dass reine Dokumentation noch keine Qualität mit sich bringt.“
Doch belastender bürokratischer Aufwand ist nicht nur im genannten Spezialbereich ein großes Thema, das viele Betriebe überfordert. Eines der über Expertenwissen hinaus bekannt gewordenen Themen ist die Verordnung zur Entsorgung von Dämmmaterialien, die das Brandschutzmittel HBCD enthalten. Entsorgende Betriebe müssen das Dämmmaterial vom restlichem Bauschutt trennen, aber schon kurz nach Inkrafttreten lehnten Müllverbrennungsanlagen die Annahme der Materialien ab. „Die Anlagen waren für die hohen Brennwerte der Stoffe nicht ausgelegt“, sagt Gormanns. Den aber in diesem Zusammenhang noch etwas anderes ärgert. „Eine Medienkampagne gegen Wärmedämmung hat das Geschäft für unsere Betriebe nahezu zum Erliegen gebracht.“ Die Berichterstattung sei aber nicht ganz korrekt gewesen und Einsprüche beim Rundfunkrat nur knapp gescheitert. „Aber die Folgen müssen wir ausbaden: Aufträge gibt es von privaten Hauseigentümern kaum noch, nur in der Zusammenarbeit mit Wohnungsbaugesellschaften funktioniert dieser Geschäftszweig
noch.“ Stefan Mülders | redaktion@regiomanager.de
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