Bäcker und Konditoren

Kleine Brötchen und große Probleme

Insolvenzgeschehen in Südwestfalen: Großbäcker mit Eigenverwaltung; Dr. Karin Kettler muss Geschäftsführung aufgeben.

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von Reinhold Häken 01.04.2016
Backen mit Eigenverwaltung: Bäckerei-Kette Hoberg

Die
Bäckerei-Kette Hoberg in Wickede, eine der größten des Landes, backt
derzeit kleine Brötchen: Das Unternehmen mit 425 Mitarbeitern und 34
Filialen in Nordrhein-Westfalen hat Insolvenz angemeldet und will mit
einem vom Amtsgericht Arnsberg akzeptierten Insolvenzverfahren in
Eigenverwaltung wieder wirtschaftliche Balance erreichen. Preisdruck
durch Discounter und Back-Shops sowie zu hohe Filialmieten sind nach
Darstellung der Essener Rechtsanwaltskanzlei „ks“ Gründe für die
Probleme der Bäckerei-Kette. Die hätten zu „längerfristig sinkenden
Umsätzen und schließlich in die Krise geführt“, sagt Rechtsanwalt Oliver
Ruhe-Schweigel dazu. Der Geschäftsbetrieb werde mit allen Mitarbeitern
und allen Filialen weitergeführt und habe sehr gute
Sanierungsperspektiven. Die Essener Juristen beraten mit der
Unternehmensberatung Dr. Möhlenkamp & Cie. den geschäftsführenden
Gesellschafter Heinrich Hoberg; als Sachwalter wurde der Soester
Fachanwalt für Insolvenzrecht, Marco Kuhlmann, bestellt. Eine
„Insolvenz in Eigenverwaltung“ war zuletzt beim
Freizeitartikelproduzenten Kettler im benachbarten Ense erfolgreich
abgewickelt worden: Allerdings ermöglichte das Land Nordrhein-Westfalen
mit einer Bürgschaft von 30 Millionen Euro den Fortbestand des
Unternehmens. Zudem war auch der Griff in die Privatschatulle von
Inhaberin Dr. Karin Kettler sowie der Verkauf der Fahrradsparte
Grundlage der Rettung. Auch wurde die Zahl der Beschäftigten um 200 auf
knapp 800 verringert. Nach Abschluss des Verfahrens wurde bekannt, dass
die Firmenchefin als Voraussetzung für die Umfinanzierung auf Forderung
der Konsortialpartner die Geschäftsführung abgeben musste. Man sei sich
aber bewusst, „dass die operativ Verantwortlichen der Misere an anderer
Stelle sitzen bzw. saßen“, hieß es dazu. Dr. Karin Kettler plagen aber
auch weitere große Sorgen: Die Vergangenheit wird in Form der
insolventen Kettler-Tochter „MWH Metallwerk Helmstedt“ lebendig: Der
damalige Insolvenzverwalter hat die Unternehmerin auf Schadensersatz in
Höhe von zwölf Millionen Euro verklagt. Durch die zu späte Eröffnung des
Insolvenzverfahrens sei den Gläubigern Schaden in dieser Höhe
entstanden. Das Landgericht Arnsberg verhandelt im September. Gerettet
ist Hebo Aufzugstechnik aus Hallenberg: Der Multidienstleister Dussmann
Group mit Sitz in Berlin hat das Unternehmen erworben, das zum
Jahreswechsel Insolvenz anmelden musste. Hebo entwickelt und konstruiert
seit 1972 Personen- und Lastenaufzüge, u.a. für das Sony Center in
Berlin, den ICE-Fernbahnhof in Frankfurt am Main und den Landtag in
Dresden.

Otto Brenscheidt, Iserlohn

Ob
es in Iserlohn weitergeht, steht dagegen in den Sternen: Vor nahezu 100
Jahren gründete Otto Brenscheidt dort einen gleichnamigen
Metallveredelungsbetrieb, bot konventionelle Galvanotechnik an und
entwickelte ein damals einzigartiges Verfahren zur Veredelung von Draht.
Vor 60 Jahren teilten die Söhne Ernst und Otto das Unternehmen. In
Iserlohn werden seitdem Rohre und Profile für die Elektro-, Sanitär-,
Bau- und Möbelindustrie sowie für den Laden- und Innenausbau veredelt.
Die Draht- und Bandveredelungsproduktion wurde nach Sundern-Stemel
verlagert. Hier werden Produkte aus Eisen, Stahl und Edelstahl, Nickel,
Neusilber, Bronze, Kupfer und anderen Metallen oder Legierungen
galvanisiert. Für den Iserlohner Betrieb wurde nun das
Insolvenzverfahren eröffnet. Der Betrieb in Sundern ist eigenständig und
von der Insolvenz nicht tangiert.

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