Die Zukunft der Modekette SinnLeffers scheint gesichert. Gut zehn Monate nach dem Insolvenzantrag hat das Amtsgericht Hagen das Verfahren auf Wunsch des Unternehmens offiziell aufgehoben. Damit wurde der Weg frei für eine neue, ungewöhnliche Eigentümerstruktur. Nach der Abnabelung von der Modehauskette Wöhrl gehört das Unternehmen jetzt einem Konsortium aus Vermietern, einem Finanz-investor und der Familie von Geschäftsführer Friedrich-Wilhelm Göbel. Göbel betonte in einer Mitteilung an die derzeit rund 1.300 Beschäftigten: „Dies ist der Start in eine stabilere Zukunft der SinnLeffers.“
Das Branchenfachblatt „Textilwirtschaft“ zitiert Göbel mit grundsätzlichen Aussagen: Das Angebot der 20 Filialen solle künftig stärker an die lokale Nachfrage angepasst werden. Das Unternehmen wolle um ein bis zwei Filialen pro Jahr expandieren, gestärkt werden solle das Online-Standbein. Zudem sei eine Erweiterung des Gastronomieangebots in den Filialen geplant. Geschäftsführung und Verwaltung werden wieder in Hagen konzentriert, dort sollen etwa 50 Mitarbeiter aktiv werden.
Zentrale in Hagen
Die Modekette mit Sitz in Hagen hatte im September vorigen Jahres nach 2008 erneut einen Insolvenzantrag formulieren müssen, um die Sanierung in Eigenverwaltung zu realisieren. Von ursprünglich 46 Filialen waren damals noch 22 aktiv. „Wir sind überzeugt, dass durch die Eigenverwaltung der Fortbestand gesichert ist und der Großteil der vorhandenen Arbeitsplätze erhalten werden kann“, hatte Geschäftsführer Göbel formuliert. Wichtig sei für das Unternehmen, schneller und flexibler auf Modetrends reagieren zu können, um auch gegen den Online-Handel gewappnet zu sein. SinnLeffers war 1997 durch die Fusion der Traditions-Modehäuser „Sinn“ und „Leffers“ entstanden. Von 2001 bis 2005 gehörte das Unternehmen zum Essener Karstadt-Quelle-Konzern und wurde dann von der Deutschen Industrie Holding (DIH) übernommen. Im Jahr 2013 erwarb die Familie Wöhrl aus Nürnberg das Unternehmen und etablierte es in die eigene Unternehmensgruppe mit 60 Modehäusern, mehr als 4.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von mehr als 600 Millionen Euro. Wöhrl geriet zwischenzeitlich ebenfalls in die Schieflage und hatte ein Schutzschirmverfahren beantragt. Dem Sanierungsplan wurde mittlerweile zugestimmt.
Sanierungskonzept gescheitert
Solche Nachrichten gab es bis vor Kurzem auch bei der Karl Groll GmbH in Plettenberg, wo sich im April Mitarbeiter und Geschäftsführung über die Aufhebung des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung freuten, mit der die Gesenkschmiede wieder in den normalen Geschäftsbetrieb durchstarten konnte. Neue Kunden und die gute Auftragslage beflügelten zur Investition in eine neue, vollautomatisierte Hammerlinie. Doch die steht mittlerweile schon wieder still, weil der Hauptkunde weitere Aufträge stornierte. „Damit ging unser Sanierungskonzept nicht auf“, wird Geschäftsführer Dr. Jörg Peddinghaus zitiert. Erneut musste die Unternehmensführung beim Hagener Amtsgericht Insolvenz anmelden. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Markus Wischemeyer (White & Case) aus Dortmund bestellt, der in den nächsten Monaten versuchen will, einen Investor für den 130 Mitarbeiter zählenden Schmiedebetrieb zu finden. Die Gesenkschmiede Groll betreibt zwei Produktionsstätten in Plettenberg, erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 16 Millionen Euro. Das Unternehmen stellt verschiedenste Schmiedeteile für die Automobilindustrie und den Maschinenbau her.
Große Sorgen im Traditionsverein
Ob auch für einen Fußball-Oberligisten ein Investor zu finden ist? Beim Amtsgericht Siegen ist Anfang August das Insolvenzverfahren gegen die Sportfreunde Siegen eröffnet worden. Sportlich und wirtschaftlich lief es zuletzt bei dem bisherigen Regionalligisten nicht gut. „Letztlich hat das äußerst intensive Werben um Unterstützung der ausweislich guten Jugendarbeit und gleichzeitiger Positionierung der ersten Mannschaft oberhalb der Oberliga nicht in dem erforderlichen Maße gefruchtet“, heißt es vom Verein. Mit dem Insolvenzverwalter sei nun zu erörtern, wie die Zukunft des Traditionsvereins und seiner erfolgreichen Jugendarbeit gestaltet werden könne. Die Sorgenfalten der Siegener Fußballfreunde sind jedenfalls nicht kleiner geworden. Nach der Schieflage im Jahre 2008 gilt der Antrag auf Insolvenzeröffnung nicht der Spielbetriebs-GmbH, sondern dem Gesamtverein.
Streetfood bleibt aktiv
Mit der KÖ Gastro GmbH trifft es in Lippstadt dagegen nur eines von fünf Unternehmen, in denen Königshof-Betreiber Marc Fox das Sagen hat. Der Königshof ist „der“ Feiertempel in der Region: Auf 2.000 Quadratmetern mit vier Erlebnisbereichen sowie Restaurants, Café und Cocktailbar, perfektem Design und extravagantem Interieur mit trendigen Materialien lassen sich Feierabend und Wochenende gut genießen. Allerdings habe sich das Ausgehverhalten deutlich verändert, gibt der Betreiber zu bedenken, das Rauchverbot mache sich deutlich bemerkbar. Auch Steuern, Miete und GEMA seien mit immer höheren Abgaben verbunden.
Marc Fox ist in der Region kein Unbekannter, mittlerweile etablierte er in Lippstadt und Möhnesee, Warendorf, Brilon und im Münsterland Streetfood-Festivals. Die Idee aus dem asiatischen Raum kam vor etwa vier Jahren nach Berlin, die KÖ Event UG akquiriert Standorte, die Plätze werden an „Foodies“ vermietet, die dort anrollen, um aktuelle Leckereien anzubieten. Für 30 Events seien im kommenden Jahr die Locations vertraglich vereinbart, betont Fox. Der Lippstädter verdeutlicht, dass die Unternehmen völlig unabhängig voneinander agieren, die Streetfood-Festivals seien nicht gefährdet. Reinhold Häken | redaktion@regiomanager.de
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