Mobilität & Logistik

Länge läuft

Die Branche der schweren Nutzfahrzeughersteller und -händler hat dank steigender Zulassungszahlen nur wenig Grund zum Klagen.

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von Regiomanager 01.09.2016
DAF LKW

Kein anderes Transportmittel bietet eine solch hohe Flexibilität bei höchster Qualität. Dabei spielt der Einsatzort nahezu keine Rolle. Zu Beginn dieses Jahres befanden sich allein 2.800.780 Lastkraftwagen im Bestand deutscher Unternehmen und Privatleute. Mit 706.689 Einheiten führt Daimler dieses Segment vor Volkswagen mit 664.528 und Ford mit 227.201 Einheiten an. In puncto Bundesland-LKW-Bestands-Tabelle führt Nordrhein-Westfalen mit 571.593 Lastkraftwagen vor Bayern mit 424.397 und Baden-Württemberg mit 331.954 Einheiten. Nordrhein-Westfalen kann sich zudem nicht nur über den ersten Bestands-Platz, sondern auch über ein Plus von 4,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr freuen.

LKW als Trendsetter

Dass sich LKW im Laufe der Jahre zu den Innovationsträgern der Automobilindustrie gemausert haben, wundert zudem kaum. Dr. Wolfgang Bernhard, Vorstand der Daimler AG von Daimler Trucks und Daimler Buses, erklärt: „LKW sind prädestiniert fürs autonome Fahren: Während Pkw im Schnitt pro Jahr knapp 12.000 Kilometer zurücklegen, sind es bei LKW im Fernverkehr durchschnittlich 130.000 Kilometer. Die Vorteile des autonomen Fahrens kommen bei LKW so voll zum Tragen: Die Technologie macht den Verkehr sicherer, wertet den Fahrer-Arbeitsplatz auf und senkt CO2-Emissionen sowie Betriebskosten. Wir haben bereits gezeigt, wohin die Reise geht. Nun muss die Politik den nötigen Rahmen schaffen.“
Gleichzeitig zu ihrer wichtigen Rolle im Bereich der Zukunftstechnologien stellt die Nutzfahrzeugbranche mit ihren rund 180.000 direkt Beschäftigten einen bedeutenden Wirtschaftszweig der Volkswirtschaft dar. Speziell der Absatz von schweren Nutzfahrzeugen über sechs Tonnen stieg um 17 Prozent auf 6.535 Fahrzeuge. Die Neuzulassung von Bussen erreichte ein Niveau von 467 Einheiten, was einem Zuwachs von sieben Prozent entspricht. Ebenfalls signifikant positiv entwickelten sich alle Bereiche des deutschen Nutzfahrzeugmarktes im bisherigen Jahresverlauf (Januar bis August). Die Neuzulassungen schwerer LKW übertrafen das Vorjahresniveau mit 58.300 Einheiten um sieben Prozent. Ein Plus von 15 Prozent und somit 4.090 Fahrzeuge zwischen Januar und August dieses Jahres weist der Absatz von Bussen auf. Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie, kurz VDA, erklärt: „Die deutsche Nutzfahrzeugkonjunktur zeigt sich im bisherigen Jahresverlauf – und ganz besonders im August – sehr dynamisch.“ Des Weiteren macht er deutlich: „Ein Leben ohne Nutzfahrzeuge würde uns quasi ins Mittelalter zurückwerfen – keine Müllabfuhr, keine Straßenreinigung, kein Räumdienst im Winter. Klar ist: Das Leben ohne Nutzfahrzeug wäre weder komfortabler noch sicherer.“

Modulare Lang-LKW

Die große Frage, die Unternehmer und LKW-Fahrer dieser Tage rührt, ist: „Wo geht die Reise hin?“ Hier lautet das große Stichwort Lang-LKW. Genauer gesagt modulare Lang-LKW mit 25,25 Metern Länge. Der Grund ist klar, wie Reinhard Zirpel, Präsident des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller, weiß: „Die Straßengüterverkehrsleistung wird sich bis zum Jahr 2040 gegenüber 2000 voraussichtlich verdoppeln. Lang-LKW ermöglichen es, den Transportbedarf mit weniger Fahrzeugen zu erbringen, und sind daher unter Kosten- und Umweltaspekten eine notwendige Transportalternative, die schnellstmöglich flächendeckend umgesetzt werden sollte.“ Und auch Dr. Wolfgang Bernhard vertritt an dieser Stelle eine ganz klare Meinung: „Lang-LKW sind eine große Chance, Ökologie und Ökonomie in Einklang zu bringen. Sie schonen das Klima und entlasten die Infrastruktur. Denn: Zwei Fahrten mit Lang-LKW ersetzen drei mit konventionellen Trucks. Das spart bis zu 25 Prozent CO2 und Diesel. Wir nutzen Lang-LKW bei Daimler auch für unsere eigene Logistik. Da reduzieren sie den Diesel-Verbrauch bereits um rund 270.000 Liter pro Jahr und die CO2-Emissionen um gut 800 Tonnen.

CO2-Emissionen reduzieren

Wer es mit den Klimazielen wirklich ernst meint, der muss den Lang-LKW einführen. Die Bundesländer, die beim Feldversuch der Bundesregierung bislang noch gar nicht oder nur teilweise mitmachen, müssen ihre Blockadehaltung aufgeben.“ Und auch Andreas Renschler, Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG für den Geschäftsbereich Nutzfahrzeuge, CEO der Volkswagen Truck und Bus GmbH, weiß: „Der von der Bundesanstalt für Straßenwesen vorgelegte Zwischenbericht zum Feldversuch Lang-LKW zeigt nicht nur, dass die Fahrzeuge sicher, Infrastruktur-schonend und wirtschaftlich im Straßenverkehr unterwegs sind. Er belegt auch sehr eindrucksvoll, dass durch ihren Einsatz die CO2-Emissionen spürbar reduziert werden können und die vielfach beschworenen Verlagerungsängste unbegründet sind. Der Lang-LKW stellt keine Bedrohung für die Schiene dar: Er ist vor allem für Volumengüter und konventionelles Stückgut geeignet – Güterarten ohne hohe Schienenaffinität. Für den Lang-LKW sprechen also viele Argumente. Die Zeit für den Lang-LKW ist mehr als reif, wenn man es mit dem Klimaschutz wirklich ernst meint.“

Marcel Sommer | redaktion@regiomanager.de

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