SWM: Herr Steinau, Sie haben sich im hochkomplexen Immobilienmarkt von New York einen Namen gemacht. Welche Entscheidungen haben Ihnen dabei geholfen, sich von der Konkurrenz abzuheben?
Sebastian Steinau: Letztendlich fokussiere ich mich auf das höhere Segment des Marktes. Das hört sich zwar leicht an, aber es ist leichter gesagt als getan. Mein Hintergrund liegt schon immer im hochgradigen Segment, das hier in New York bei nördlich von vier Millionen US-Dollar beginnt. In diesem Bereich gibt es eine natürliche Auslese unter den Maklern. Wir sind etwa 30.000 Makler in der Stadt, aber nur 50 bis 100 können sich in diesem Segment behaupten und haben dort auch ihren Track-Record.
SWM: Welche Rolle spielen Ihre Werte in diesem herausfordernden Marktsegment?
Sebastian Steinau: Für mich sind Ehrlichkeit und harte Arbeit das A und O. Gerade in diesem Preissegment sind die Kunden sehr wohlhabend und in der Regel auch sehr clever. Da müssen Sie das Vertrauen Ihrer Kunden gewinnen und ihnen zeigen, dass das, was Sie erzählen, Sinn ergibt. Ich halte mich an meine deutschen Werte, ehrlich zu sein und gute Arbeit zu leisten.
In diesem Segment geht es um mehr als nur den Verkauf von Immobilien. Es geht darum, eine langfristige Beziehung zu den Kunden aufzubauen und ihre spezifischen Bedürfnisse zu verstehen. Viele meiner Kunden sind international tätig und erwarten höchste Standards. Deshalb ist es wichtig, ihnen nicht nur als Makler, sondern auch als Berater zur Seite zu stehen, der ihre Investitionen langfristig absichert und ihnen Mehrwert bietet.
SWM: Wenn Sie die Immobilienmärkte in New York und Deutschland vergleichen, was fällt Ihnen dabei besonders auf?
Sebastian Steinau: In den USA gibt es eine deutlich stärkere Trennung zwischen Käufer- und Verkäuferseite. Normalerweise werden in den USA 95 % der Transaktionen von zwei Maklern begleitet – einer für den Käufer und einer für den Verkäufer. Jeder Makler vertritt die Interessen seines jeweiligen Kunden, was zu einer klareren und transparenteren Abwicklung führt. In Deutschland hingegen ist es oft der Fall, dass ein Makler beide Seiten betreut, was zu einem möglichen Interessenkonflikt führen kann. Außerdem sind die Rechts- und Steueraspekte in den USA oft komplexer, was es umso wichtiger macht, erfahrene Fachleute an seiner Seite zu haben.
SWM: Der US-amerikanische Immobilienmarkt gilt oft als dynamischer und schneller im Vergleich zu Deutschland. Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe dafür?
Sebastian Steinau: Ein großer Unterschied liegt in der Mentalität der Käufer. In den USA sind Immobilienkäufe oft kurzfristiger und investitionsgetriebener. Viele Amerikaner kaufen Immobilien nicht nur zum Wohnen, sondern auch als Kapitalanlage mit der Absicht, sie nach einigen Jahren wieder zu verkaufen und von der Wertsteigerung zu profitieren. In Deutschland hingegen wird oft langfristiger gedacht – Immobilien werden häufig über Generationen hinweg behalten. Zudem sind die Märkte in den USA durch die hohe Mobilität der Bevölkerung dynamischer, was dazu führt, dass der Immobilienmarkt schneller reagiert und flexibler ist. Auch die Risikobereitschaft ist in den USA generell höher, was den Markt zusätzlich antreibt.
SWM: Wie schneidet New York Ihrer Meinung nach im Vergleich zu anderen globalen Metropolen ab?
Sebastian Steinau: New York ist ein sehr globales Produkt und zieht viele internationale Investoren an, sowohl aus rationalen als auch aus emotionalen Gründen. Jeder, der das nötige Kleingeld hat, möchte irgendwie ein Teil von New York besitzen. Globale Trends zeigen jedoch, dass New York auch gegen Städte wie Miami, Dubai oder Hongkong konkurrieren muss.
Miami und Dubai bieten unheimlich viel und haben sich in den letzten Jahren als starke Konkurrenten etabliert. Hongkong leidet aktuell etwas, ebenso wie London, das aufgrund politischer Unsicherheiten mit Herausforderungen konfrontiert ist. Aber New York hat eine besondere Stabilität, was es risikoärmer macht als viele andere Märkte. Diese Stabilität ist nicht nur auf den Immobilienmarkt begrenzt, sondern spiegelt sich auch in der politischen und wirtschaftlichen Landschaft wider.
SWM: Angesichts dieser globalen Konkurrenz: Wie sehen Sie die Zukunft von New York im internationalen Vergleich?
Sebastian Steinau: Ich glaube, dass New York in den kommenden Jahren, insbesondere 2025 und 2026, sehr gut abschneiden wird. Politisch und finanziell hat die Stadt einige Vorteile gegenüber anderen Metropolen. Hier passieren keine großen Fluktuationen, und der Markt hat sich über die Jahre immer wieder bewährt, selbst in Krisenzeiten wie der Finanzkrise 2008/2009 oder der COVID-19-Pandemie. Diese Beständigkeit zieht weiterhin Investoren an, die nach sicheren und stabilen Anlagemöglichkeiten suchen.
SWM: Als gebürtiger Deutscher mit umfassender Erfahrung in beiden Märkten: Was fällt Ihnen besonders auf, wenn Sie den Immobilienmarkt in NRW mit dem in New York vergleichen?
Sebastian Steinau: Es gibt einen deutlichen Unterschied in den Preisen und dem Niveau des Marktes. In NRW bekommen Sie für zwei Millionen Euro eine Wahnsinnsimmobilie. In New York ist das Budget von zwei Millionen › US-Dollar auch gut, aber es ist natürlich eine ganz andere Größenordnung. Sie bekommen hier für das Geld vielleicht ein tolles Townhouse in Harlem oder eine Zweizimmerwohnung in Tribeca, aber es ist nicht vergleichbar mit dem, was Sie in NRW bekommen würden.
Was man auch beachten muss, ist der Unterschied in der Marktstruktur. Während NRW einen stabilen und relativ vorhersehbaren Markt hat, ist der New Yorker Markt extrem dynamisch und stark umkämpft. Hier gibt es immer eine gewisse Fluktuation, sei es durch neue Entwicklungen oder durch den ständigen Zuzug von Menschen, die in dieser Stadt leben und arbeiten wollen. Das schafft natürlich eine ganz andere Art von Wettbewerb und erfordert, dass man als Käufer oder Investor sehr gut vorbereitet und informiert ist.
SWM: Welche besonderen Herausforderungen begegnen Ihnen im New Yorker Markt?
Sebastian Steinau: Der Markt in New York ist wesentlich strukturierter und wettbewerbsintensiver. Hier ist es nicht so einfach, eine Immobilie zu kaufen, und genau deshalb bin ich im Spiel, um den Käufern zu helfen. Es gibt viele Faktoren, die in New York eine Rolle spielen – von der Verfügbarkeit von Immobilien bis hin zu rechtlichen und steuerlichen Aspekten, die man berücksichtigen muss.
SWM: Was raten Sie deutschen Unternehmern, die überlegen, in den USA zu investieren – worauf sollten sie bei der Standortwahl besonders achten?
Sebastian Steinau: Es ist wichtig, das Risikoprofil zu verstehen und zu wissen, welche Art von Markt am besten zu den eigenen Zielen passt. New York bietet beispielsweise eine hohe Stabilität, aber auch höhere Einstiegskosten. Wenn man bereit ist, mehr Risiko einzugehen, können Städte wie Miami oder Austin, Texas, interessante Alternativen sein, da sie schneller wachsen und potenziell höhere Renditen bieten. Ich würde jedoch immer empfehlen, sich gründlich zu informieren und mit einem erfahrenen Makler sowie einem guten Rechtsanwalt und Steuerberater zusammenzuarbeiten, um die lokalen Gegebenheiten zu verstehen.
SWM: Wie sollten sich deutsche Unternehmer und Investoren am besten auf den Einstieg in den New Yorker Immobilienmarkt vorbereiten?
Sebastian Steinau: Ganz klar: Arbeiten Sie eng mit einem Top-Makler zusammen. Ein guter Makler öffnet Ihnen in New York Türen, die Sie sonst als Laie nicht geöffnet bekommen. Der Makler ist der Gatekeeper, besonders im Luxussegment. Außerdem sollten Sie sich auch gute Rechtsanwälte, Buchhalter und Steuerberater suchen, die die lokalen Gegebenheiten kennen. Ich habe ein Netzwerk von deutschsprachigen Experten, die ich meinen Kunden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gerne weiterempfehle. Vertrauen Sie dem New Yorker Talent, um hier die richtigen Entscheidungen zu treffen.
SWM: Welche typischen Fehler sollten Investoren in New York vermeiden?
Sebastian Steinau: New York ist ein Markt, der viele Chancen bietet, aber auch komplex ist. Ein häufiger Fehler, den Investoren machen, ist, dass sie die Besonderheiten des Marktes unterschätzen. Es ist wichtig, die richtigen Partner vor Ort zu haben, die den Markt und die rechtlichen Rahmenbedingungen verstehen. Ein weiterer Fehler ist, zu versuchen, den Markt zu „timen“, also den besten Zeitpunkt für den Einstieg abzupassen. In einem so dynamischen Markt wie New York ist es entscheidender, langfristige Ziele zu haben und diese mit einem erfahrenen Team umzusetzen.
SWM: In den letzten Jahren ist das Thema Nachhaltigkeit zunehmend in den Fokus gerückt. Wie wichtig ist dieser Aspekt in der Luxusimmobilienbranche in den USA, und wie wird er umgesetzt?
Sebastian Steinau: Nachhaltigkeit gewinnt immer mehr an Bedeutung, auch wenn Amerika hier noch Nachholbedarf hat im Vergleich zu Europa. In den letzten fünf bis zehn Jahren hat sich jedoch viel getan. Neue Projekte müssen bestimmte Energieeffizienzstandards erreichen, und es gibt strenge Auflagen, um die Nachhaltigkeit zu erhöhen. Allerdings ist die Kultur hier noch anders. Es wird viel Energie verbraucht, und die Energiekosten sind niedriger, was den Fokus auf Nachhaltigkeit nicht so stark macht wie in Europa. Trotzdem sind wir auf einem guten Weg, und es wird immer mehr in den Vordergrund gerückt.
SWM: Abschließend möchten wir einen Blick auf die aktuelle geopolitische Lage werfen. Welche Auswirkungen erwarten Sie auf den Immobilienmarkt, und wie schätzen Sie die Stabilität in den USA im Vergleich zu anderen Regionen ein?
Sebastian Steinau: Ich hoffe natürlich, dass wir in keinen globalen Krieg verwickelt werden. Die geopolitischen Spannungen machen mir Sorgen, aber ich fühle mich mit meiner Familie auf dieser Seite des Atlantiks relativ sicher. New York ist und bleibt ein stabiler Markt, und ich hoffe, dass sich das auch in Zukunft nicht ändert. Wenn ich in die Glaskugel schaue, sehe ich, dass wir hier in den USA weiterhin gut aufgestellt sein werden.
Das ist Sebastian Steinau
Sebastian Steinau wurde 1978 in Neheim geboren und ist dort aufgewachsen. 2016 zog er mit seiner Familie nach New York City und ist seitdem als Makler für Luxus-Wohnimmobilien in New York tätig. Dabei navigiert er gekonnt den komplexen und wettbewerbsintensiven Markt von New York und hat es sich zur Aufgabe gemacht, seinen Kunden den höchsten langfristigen Wert zu bieten. Er zählt zu den Top 15 Maklern in New York City, den Top 20 im Staat von New York sowie den Top 100 in den USA.
Sebastian Steinau arbeitet bei der Corcoran Group, einem der führenden Maklerunternehmen der Stadt, das eigenen Angaben zufolge mehr als 3100 Verkaufspartner in rund 30 Büros im Raum New York sowie in Süd-Florida beschäftigt. Die Corcoran Group und ihre angeschlossenen Makler erzielen nach eigenen Angaben ein jährliches Immobilien-Transaktionsvolumen von mehr als sechs Milliarden Dollar.
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