Ein Auto muss her. Und zwar schnell. Denn: Das eigene Fahrzeug ist defekt, für den geplanten Einsatz nicht zu gebrauchen, oder es ist überhaupt keines vorhanden. In diesen Fällen geht es, vorausgesetzt, im Freundeskreis springt niemand über seinen Schatten und verleiht sein Heiligstes, zur nächsten Autovermietung. Oder zumindest das Internet wird nach dem passenden Angebot durchforstet. Ob nun Großunternehmen, Familienbetrieb oder irgendetwas dazwischen: Bei Autovermietungen jedweder Art wird der Suchende normalerweise immer fündig. Darf es ein Kleinstwagen für den Kurztrip in die Stadt, ein Supersportler für das anstehende Balz-Wochenende oder ein Transporter für den Umzug sein? Die Gründe sind mannigfaltig und für den Vermieter eigentlich auch gar nicht von Interesse.
Das Geschäft
mit den Mietwagen
Denn anders als noch vor 120 Jahren, als am 15. Januar 1896 in Frankreich der Pariser Automobilclub die erste Autovermietung der Welt gründete, geht es heutzutage darum, mit den Mietwagen Geld zu verdienen – und nicht darum, der Menschheit das Automobil näherzubringen. Bei jährlich über drei Millionen neuen Autos allein auf Deutschlands Straßen ist dieses Thema längst abgefrühstückt. Rund zehn Prozent dieser neu zugelassenen Fahrzeuge werden von deutschen Autovermietungen abgenommen. Genauer gesagt waren es im vergangenen Jahr 10,6 Prozent, was einer Anzahl von 338.885 als Selbstfahrer-Vermietfahrzeuge zugelassenen Mietwagen entspricht. Laut dem Kraftfahrt-Bundesamt, kurz KBA, beträgt der Anteil der Pkws an den insgesamt als Mietwagen zugelassenen Fahrzeugen 91 Prozent. Die verbleibenden neun Prozent der Neuzulassungen entfallen auf Nutzfahrzeuge.
Große Zulassungsdifferenzen
Dass diese Zahlen nicht einfach durch die Anzahl der Monate geteilt werden und somit die monatliche Zulassungsquote errechnet werden kann, muss allerdings klar sein. Denn wie auch in anderen Branchen gibt es bei den Mietwagenzulassungen zulassungsschwache und zulassungsstarke Monate. Erstere befinden sich rund um den Jahreswechsel und im Hochsommer. Die Zulassungsdifferenzen können mitunter bis zu 20.000 Einheiten pro Monat betragen. Was wiederum aussagekräftig ist, ist der Zuwachs innerhalb der ersten sechs Monate des Jahres 2016. Von Januar bis Juni wurden 192.200 Pkws zugelassen. Das entspricht einem Zuwachs von 6,4 Prozent, sprich einem Plus von 11.560 Fahrzeugen. Zusammen mit den knapp 35.000 Nicht-Pkws ergibt sich so eine Zulassungszahl von 203.250 Kraftfahrzeugen, die im ersten Halbjahr 2016 von Autovermietungen zugelassen wurden. Da bezüglich der Nutzungsdauer große Differenzen zwischen Nutzfahrzeugen und Pkws bestehen, sind die Zulassungszahlen nicht mit der Anzahl tatsächlich genutzter Mietwagen gleichzusetzen. Diese entsprach am 1. Januar 2015 290.175 Fahrzeugen, von denen 211.048 Pkws waren.
Im Trend: Carsharing
Den konservativen, sich im Laufe der Zeit jedoch bewährten Autovermietungsformen steht eine Sonderform der Autovermietung gegenüber: das Carsharing. Im Vordergrund stehen hier ein einfacher Zugang zum Fahrzeug, eine kurze Anmietdauer und eine gute Vernetzung mit anderen Mobilitätsformen. Der Sinn dahinter ist, wie schon der der ersten Autovermietung, nicht mit der einer konservativen Autovermietung gleichzusetzen. Es geht hier vielmehr um den Versuch, möglichst vielen Menschen in Großstädten oder Ballungsräumen die Chance zu geben, auf ein eigenes Automobil zu verzichten. Am 1. Januar dieses Jahres waren knapp 830.000 Kunden bundesweit im stationsungebundenen Carsharing registriert. Stationsgebundene Kunden existieren laut dem Bundesverband CarSharing rund 430.000, was eine Gesamt-Carsharing-Kundenanzahl von 1,3 Millionen ergibt.
150 Carsharing-Anbieter
Jedoch gilt es bei der Kundenzahl der sogenannten Freefloaterangebote, sprich: Fahrzeugen, die nicht wieder zum Ausgangspunkt zurückgebracht werden müssen, zu bedenken, dass diese in den meisten Fällen lediglich die Anzahl der registrierten Kunden und nicht die der tatsächlichen Nutzer widerspiegelt. Ihnen zur Verfügung stehen 7.000 Freefloater-Fahrzeuge. Dem gegenüber stehen 9.000 stationsgebundene Carsharing-Fahrzeuge, was zum Ergebnis hat, dass jeder zwölfte Mietwagen mittlerweile zu einem Carsharing-Unternehmen gehört. Aktuell existieren ca. 150 Carsharing-Anbieter in Deutschland. Mit 2,15 Carsharing-Autos auf 1.000 Einwohner stellt Karlsruhe die Carsharing-Hauptstadt. Direkt dahinter folgen Stuttgart mit 1,44 und Frankfurt am Main mit 1,21 Carsharing-Autos auf 1.000 Einwohner. Carsharing hat jedoch damit zu kämpfen, dass die Nachfrage nach dem aktuellen Dienstleistungsprodukt stagniert, sprich: die Zuwachsraten sind gedämpft – das Interesse jedoch weiterhin hoch. Erwähnenswert ist aber: Knapp elf Prozent aller Carsharing-Fahrzeuge in Deutschland fahren voll elektrisch.
Marcel Sommer | ms@rhein-wupper-manager.de
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