„Personaldienstleister haben immer wieder bewiesen, dass sie der beste Problemlöser bei Personalengpässen sind“, bekräftigt Sebastian Lazay. Der Präsident des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister (BAP) geht davon aus, dass die deutsche Wirtschaft gerade am Anfang der konjunkturellen Erholung nach Corona verstärkt auf die Dienste der Personaldienstleister zurückgreifen wird. „Unsere Branche hat schon in der Vergangenheit immer wieder die Erfahrung machen müssen, dass es in wirtschaftlichen Krisenzeiten oftmals die Zeitarbeitskräfte sind, deren Jobs besonders bedroht sind. Aber es ist eben auch die Zeitarbeit, die nach der Krise als erstes wieder aufsteht und schnell von der wirtschaftlichen Erholung profitiert“, ist Lazay davon überzeugt, dass die Corona-Pandemie Entwicklungen anstoßen wird, die den Arbeitsmarkt dauerhaft prägen werden. „Es ist davon auszugehen, dass die durch die Krise rasant forcierte örtliche und zeitliche Flexibilisierung der Arbeit auch über die Zeit der Pandemie hinaus Bestand haben wird.“
Eine immer gefragtere Schlüsselkompetenz
„Personaldienstleister werden zunehmend zur Personalabteilung der deutschen Wirtschaft, denn nur sie bieten ein breites Portfolio an Dienstleistungen rund um den bedarfsorientieren Einsatz von Mitarbeitern just-in-time an“, ist sein Verband überzeugt. Passgenaues Recruiting werde zu einer immer gefragteren Schlüsselkompetenz, verweist der Verband auf eine aktuelle Befragung. Aus der werde ersichtlich, dass Unternehmen häufig einen Personalvermittler wählen, um gehobene Positionen wie gewerbliche Fachkräfte oder Spezialisten zu besetzen. Dabei wünschen sie sich Qualität statt Quantität: Qualifizierte Kandidatenprofile von den Personalvermittlern zu erhalten, ist den Unternehmen am wichtigsten (99 Prozent Zustimmung). Mit fast 95 Prozent spielen für die Unternehmen aber auch die passenden Soft Skills der Kandidaten eine sehr wichtige Rolle. Eine „sehr zeitnahe Besetzung“ und „Diskretion“ folgen auf den Plätzen.
Bedarfsgerecht unterstützen
Für viele Unternehmen nehmen Personaldienstleister eine immer wichtiger werdende Rolle ein. Denn sie übernehmen Aufgaben, die Unternehmen nicht optimal abarbeiten können, weil ihnen die Zeit und immer wieder auch die Professionalität fehlt. Der Personaldienstleister kann bedarfsgerecht unterstützen. Er kann auf einen Pool von Bewerbern und Mitarbeitern zurückgreifen und nach einer gezielten Vorauswahl geeigneter Kandidaten für die jeweilige Vakanzen vorschlagen. Immer mehr Personaldienstleister übernehmen auch den gesamten Bewerbungsprozess und führen Auswahltests sowie Bewerbungsgespräche durch. Die Entlohnung für die Leistung der Personalvermittlung wird meist auf Basis eines Erfolgshonorars vereinbart. Die meisten Personaldienstleister bieten auch bei vorübergehenden Personalüberkapazitäten passende Lösungen an, manche bieten in diesem Zusammenhang auch Outplacement-Dienstleistungen an – sprich: Beratung zur Neuorientierung sowie Vermittlung von scheidenden Mitarbeitern bei Entlassungen. Auch das Outsourcen von organisatorischen Tätigkeiten im Bereich Human Resources ist dank Personaldienstleister möglich. Es gibt Anbieter, die Unternehmen die gesamte Personalabrechnung abnehmen können. Auch die komplette Personaleinsatzplanung und das Personalcontrolling können übernommen werden. Für die beauftragenden Unternehmen bietet das den Vorteil, dass Zeitfresser im Tagesgeschäft eliminiert werden können und so mehr Zeit für strategische Aufgaben bleibt.
Flexibilität als Hauptmotiv
Ein wesentlicher Bereich der Personaldienstleistungen ist die Arbeitnehmerüberlassung, umgangssprachlich auch als „Zeitarbeit“ bekannt. Sie ist laut BAP die wirtschaftlich bedeutendste Aktivität im Rahmen der Personaldienstleistungen. Mit ihrer Hilfe kann auf Auftragsschwankungen, volatile Märkte und Konjunkturzyklen reagiert werden.
Für 80 Prozent der Unternehmen ist Flexibilität deshalb das Hauptmotiv für den Einsatz von Zeitarbeit. Das jedenfalls geht aus einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hervor.
„Zeitarbeit bedeutet nicht Arbeit auf Zeit, es geht um unterschiedliche Kundeneinsätze. Dabei ist Zeitarbeit ein Dreiecksverhältnis zwischen dem Zeitarbeitsunternehmen, dem Zeitarbeitnehmer und dem Kunden – also dem Entleiher. Die Zeitarbeitsunternehmen
schließen einen Vertrag mit den Kundenbetrieben über die Arbeitsleistung des Zeitarbeitnehmers. Sie tragen dabei sämtliche Arbeitgeberpflichten, gewähren und zahlen Urlaub, führen Sozialversicherungsbeiträge und Lohnsteuer ab und sind auch an sämtliche bestehenden Arbeits- und Sozialgesetze gebunden“, erläutert der Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ).
Problemlöser und Helfer
Mitgeliefert werden gleich auch Kriterien, auf die geachtet werden sollte, wenn ein Personaldienstleister für Personalvermittlung oder Zeitarbeit eingebunden werden soll. Hauptaugenmerk sollte auf umfangreiche Marktkenntnisse und Erfahrung mit Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen gelegt werden. Wichtig sind auch eine hohe Dienstleistungsorientierung und ein Gespür für die Kultur und die Belange des jeweiligen Unternehmens. Neben etlichen formellen Anforderungen sollte auch die Chemie zwischen Auftraggeber und Dienstleister stimmen: „Glaubwürdigkeit und Ehrlichkeit sind in der Branche wichtig, Auftraggeber müssen dem Personaldienstleister vertrauen können“, heißt die grundsätzliche Einschätzung der Verbände. Die fordern von der Politik, dass Zeitarbeit einen wichtigeren Stellenwert als gleichberechtigte und zukunftsfähige Branche bekommen müsse: „Zeitarbeit ist Problemlöser und Helfer. Wir wollen, dass die richtigen Menschen am richtigen Ort Arbeit sowohl in festen wie auch in flexiblen Formen finden. Dabei deckt die Zeitarbeit das ganze Spektrum vom ungelernten Helfer bis zum hochqualifizierten Spezialisten ab.“
INFO
Checkliste für Auftraggeber
• Besitzt der Personaldienstleister eine unbefristete Erlaubnis zur gewerbsmäßigen Arbeitnehmerüberlassung der Bundesagentur für Arbeit?
• Verfügt der Personaldienstleister über ein zertifiziertes Qualitätsmanagement?
• Verfügt er zudem über ein zertifiziertes Arbeitsschutzmanagement?
• Wie steht es um den professionellen Auftritt des Personaldienstleisters? Informiert er auf seiner Website umfassend über seine Leistungen?
• Hat der Personaldienstleister umfangreiche Marktkenntnisse sowie Erfahrung mit Unternehmen aus der Branche?
• Bietet der Personaldienstleister den Zeitarbeitnehmern bei Bedarf eine Weiterbildung/Qualifizierung gemäß den Anforderungen seiner Kunden?
• Werden die Mitarbeiter des Zeitarbeitsunternehmens mit hochwertiger Arbeitskleidung und Schutzausrüstung ausgestattet?
• Kann der Personaldienstleister seine Verrechnungssätze nachvollziehbar kalkuliert vorlegen?
• Hat der Personaldienstleister eine Haftpflichtversicherung für die Mitarbeitereinsätze in ausreichender Höhe abgeschlossen?
• Kann das Zeitarbeitsunternehmen seine Liquidität offen und transparent präsentieren?
Reinhold Häken | redaktion@regiomanager.de
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