RWM: Herr Jünemann, Ihre Stabsstelle wurde erst kürzlich neu organisiert. Welche Aufgabenbereiche sind jetzt unter Ihrer Leitung vereint?
Elmar Jünemann: Die Stabsstelle umfasst die Wirtschaftsförderung im herkömmlichen Sinne mit Betreuung der Bestandsunternehmen, Neu-Akquise und Vermittlung sowie Werbung für Gewerbeimmobilien und -flächen. Dazu kommen die Bereiche Kultur und Tourismus sowie die Pflege der vier Städtepartnerschaften. Aufgrund des Gymnasium-Neubaus steht der Veranstaltungssaal Adlerstraße mit großer Bühne und Zuschauerraum bis zu 450 Personen ab September 2016 für circa drei Jahre der Kulturarbeit nicht zur Verfügung. Weitere Versammlungsstätten haben eine genehmigte Zuschauerkapazität von maximal 199 Plätzen. Um dennoch einige Programm-Highlights mit größeren Besucherzahlen im Kulturjahr 2016/2017 umsetzen zu können, bieten sich die Möglichkeiten an, auf entsprechend größere Räumlichkeiten der ansässigen Unternehmen zurückzugreifen.
Der touristische Bereich dockt an die kreisweite Neanderland-Initiative an, die wir nach Kräften mitpflegen und -nutzen. Für die gesamte Stabsstelle stehen insgesamt 4,5 Stellen zur Verfügung.
RWM: Sie selbst arbeiten schon seit zehn Jahren für die Wirtschaftsförderung der Stadt. Was hat sich für Sie geändert?
Elmar Jünemann: Die Abteilung Liegenschaften ist seit Februar Teil des Technischen Dezernats, dafür sind in den vergangenen Jahren die Aufgaben im kulturellen Bereich gewachsen. Insgesamt haben wir die Themen in den vergangenen Jahren bereits betreut; Schwierigkeiten liegen in krankheitsbedingten personellen Engpässen, aber auch darin, allen Themen gerecht zu werden, ohne aufzuwiegen. Dazu brauchen wir ein gut eingespieltes Team und ein Netzwerk aus Enthusiasten und Experten außerhalb der Verwaltung.
RWM: Der Technologiepark Haan direkt an der A46 ist das wirtschaftliche Prestigeprojekt der Stadt. Gibt es hier oder an anderer Stelle noch freie Flächen für zu- oder umzugswillige Unternehmen?
Elmar Jünemann: Wir sehen hier freudig dem zweiten Bauabschnitt mit einer Fläche von 15 Hektar entgegen, für den wir Planungsrecht etwa Mitte des Jahres erwarten. Perspektivische Gespräche für die Vermarktung laufen bereits. Wir wollen an den Vermarktungserfolg des ersten Bauabschnitts anknüpfen und mit hochwertigen Neuansiedlungen das Profil des Technologiepark Haan | NRW weiter schärfen. Grundstücksparzellierungen ab 10.000 Quadratmetern sind möglich. Darüber hinaus gibt es zwei 10.000-Quadratmeter-Flächen im Industriepark Haan-Ost in Privatbesitz. Direkt am Autobahnanschluss können mittelfristig weitere 25.000 Quadratmeter an ein Unternehmen vergeben werden. In Gruiten haben wir vor Kurzem eine 13.000 Quadratmeter große Gewerbefläche mit Bürotrakt erworben, auf der zunächst Flüchtlinge untergebracht sind, die aber perspektivisch wieder einer gewerblichen Nutzung zugeführt werden kann.
RWM: Sind Sie dabei auf spezielle Branchen fokussiert? Wenn ja, auf welche?
Elmar Jünemann: In Haan hat sich in den vergangenen Jahren keine Schwerpunktbranche herauskristallisiert, daher sind wir da auch nicht zu eng festgelegt. Im Technologiepark sähen wir gerne Unternehmen aus Forschung und Entwicklung, gerne auch Fertigung im Rahmen der Möglichkeiten. Interessant und repräsentativ ist das Gebiet auf jeden Fall für die Niederlassung als Firmensitz. Wir erkennen immer wieder eine Sogwirkung durch bereits angesiedelte Unternehmen wie Amada, Verder Scientific und Eduard Kronenberg.
RWM: Erwarten Sie neue Gewerbeflächenpotenziale aus dem in der Entwicklung befindlichen Regionalplan?
Elmar Jünemann: Wir konnten in unserem Gebiet keine neuen Potenzialflächen für Gewerbe erwirken. Daher wird sich unsere Aufgabe in der Wirtschaftsförderung eher dahin gehend entwickeln, dass wir private Eigentümer bei der Vermarktung entstehender Brachen unterstützen, die innerhalb der Stadt vorhandenen Potenziale stärker ausnutzen und damit das Gesamtbild entwickeln. Dabei liegt uns auch am Herzen, den Charakter der Gartenstadt zu erhalten und zu stützen. Im Industriepark Haan-Ost, dem größten zusammenhängenden Gewerbegebiet der Stadt mit rund 200 Firmen und über 3.000 Mitarbeitern, sind wir bereits im Thema: Einzelne Immobilien aus den 1970er- und 1980er-Jahren entsprechen nicht mehr den Anforderungen und es wird darum gehen, gemeinsam mit den Eigentümern und Unternehmen Immobilienwerte zu sichern, Expansionspotenziale zu identifizieren und eine zeitgemäße Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Dann können wir auch dort wieder Entwicklungen voran-treiben auf frei werdenden Flächen, sei es zur Expansion bestehender Firmen oder zur Neuansiedlung. Noch in diesem Jahr wollen wir eine Standortinitiative starten, für die wir u.a. im engen Kontakt zur Industrie- und Handelskammer stehen. Stefan Mülders | redaktion@regiomanager.de
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