Seit dem Jahresbeginn stellt sich die Wirtschaftsförderung Gelsenkirchen neu auf. Sie will nicht nur die bewährten Dienstleistungen für Unternehmen und Investoren jeder Größe ausbauen. Sie wird auch in ganz neue Tätigkeitfelder vorstoßen. Eine hohe Priorität genießt dabei die industrielle Transformation der Gelsenkirchener Wirtschaft. Die Nutzung alternativer Energiequellen wie Wasserstoff, die weitere Beschleunigung der Digitalisierung, die Potenziale der Zirkulärwirtschaft und die Bereitstellung von Flächen für die Ansiedlung zukunftsträchtiger Unternehmen stehen im Mittelpunkt der Arbeit von Simon Nowack, der als neuer Beigeordneter für Wirtschaftsförderung zum 1. Januar 2022 sein Amt bei der Stadt Gelsenkirchen angetreten hat.
Wasserstoff ist die neue Kohle
In Gelsenkirchen beheimatete Unternehmen der Energiewirtschaft sowie der Metall-, Glas- und Chemieindustrie haben einen großen Energiebedarf, der bisher vor allem durch Kohle, Gas und Öl sowie deren Verstromung gedeckt wurde. Die wissenschaftliche Suche nach passenden Alternativen wird seit über 30 Jahren an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen in der Wasserstoffforschung vorangetrieben. Die Wirtschaftsförderung ist maßgeblicher Unterstützer des Transfers dieses Wissens aus der Forschung in die Wirtschaft. Sie gehört zu den Gründern der Initiative H2GE, welche die Wasserstoffaktivitäten am Standort bündelt. „Viele Unternehmen am Standort beschäftigen sich intensiv damit, CO²-frei zu werden. Dabei spielt aus erneuerbaren Energien produzierter grüner Wasserstoff eine ganz entscheidende Rolle“, erklärt Simon Nowack. „In der Initiative Klimahafen arbeiten wir konzentriert daran, ein großes Industriegebiet rund um den Gelsenkirchener Stadthafen zu einem klimaneutralen Gewerbegebiet zu machen.“ Die Uniper AG baut derzeit ihr Kohlekraftwerk in Gelsenkirchen auf Erdgasbetrieb um. Dabei wird die Anlage jedoch auch schon auf einen späteren Betrieb mit Wasserstoff vorbereitet. „Auch dieses Zukunftsprojekt wird von der Wirtschaftsförderung begleitet“, so Nowack. Durch den Bau der Wasserstoff-Pipeline Get H2 durch ein Konsortium u.a. aus RWE, Open Grid Europe, BP und ThyssenKrupp vom Emsländischen Lingen bis zum Industrie- und Chemiepark in Gelsenkirchen-Scholven und die Erweiterung der Westfälischen Hochschule um ein neues, hochmodernes Forschungs- und Entwicklungszentrum wird die Bedeutung von Gelsenkirchen als überregional bedeutsames Zentrum der Wasserstoffwirtschaft und -forschung noch zunehmen. „Von Gelsenkirchen aus wird zukünftig das ganze Ruhrgebiet mit Wasserstoff versorgt, das ist ein großer Wettbewerbsvorteil für den Standort Gelsenkirchen und zugleich eine Chance für alle Unternehmen in unserer Stadt. Wir unterstützen alle interessierten Unternehmen, die Teil dieser Zukunftsentwicklung werden wollen“, lädt der Gelsenkirchener Vorstand für Wirtschaftsförderung ein.
Ausbau der Datenautobahnen
Zu einer zukunftsweisenden Infrastruktur gehören neben einer nachhaltigen Versorgung mit alternativen Energien auch zeitgemäße Kommunikationsmöglichkeiten. „Auf der Datenautobahn fährt Gelsenkirchen auf der Überholspur“, ist sich Nowack sicher. Im Smart City Index 2021 der Bitkom, des Branchenverbandes der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche, erreicht Gelsenkirchen unter 81 bewerteten Städten im Bereich Informationstechnologie und Kommunikation den vierten Platz und insgesamt den elften Platz. „Diese Spitzenposition werden wir noch ausbauen“, so Nowack. „Derzeit werden 40.000 Haushalte zusätzlich an das Glasfasernetz angeschlossen.“ Gelsenkirchen ist eine von fünf digitalen Modellkommunen des Landes und eine von 70 Smart-City-Modellkommunen in Deutschland. Dadurch stehen umfangreiche Fördermittel für die Digitalisierung zur Verfügung, welche die Wirtschaftsförderung zusammen mit der Stabstelle Vernetzte Stadt auch für die Ansiedlung zukunftsorientierter Unternehmen aller Branchen einsetzt. „Mit dem Open Innovation Lab im ARENA PARK nahe der Veltins-Arena haben wir ein im Ruhrgebiet einmaliges Reallabor für die Digitalisierung einer Stadt aufgebaut, in dem viele Unternehmen bereits Use Cases und ihre Geschäftsmodelle ausprobieren“, berichtet der städtische Vorstand für Wirtschaftsförderung. „Im Rahmen der Neuaufstellung der Wirtschaftsförderung werden wir u.a. das Team Digitalisierung ausbauen, um auch kleine und mittelständische Unternehmen sowie Handwerker bei der Digitalisierung ihres Geschäftes proaktiv mit Rat und Tat begleiten zu können.“
Fokusflächen
Eine wachsende Wirtschaft braucht Fläche. Das gilt nicht nur für den industriellen Kern, sondern auch für kleine und mittelständische Unternehmen. „Unser Job ist es, Flächen zu entwickeln und interessierten Unternehmen zur Verfügung zu stellen“, erklärt Simon Nowack. „Diesen Aufgabenbereich werden wir im Rahmen unserer Neuaufstellung verstärkt angehen.“ Wie im gesamten Ruhrgebiet werden auch in Gelsenkirchen im Rahmen des Strukturwandels Flächen der Montan- und Stahlindustrie frei. Allerdings müssen diese Konversionsflächen meist aufwendig von Altlasten der Schwerindustrie und Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg befreit werden, bevor sie Unternehmen zu einer Nachnutzung angeboten werden. „Wir wollen neuen Unternehmen und Gelsenkirchener Bestandsfirmen attraktive Flächen in der Mitte der Metropolregion Ruhr anbieten und so die Schaffung und den Erhalt von Arbeitsplätzen ermöglichen“, betont Nowack. Gemeinsam mit der Nachbarstadt Herten betreibt die Wirtschaftsförderung Gelsenkirchen das interkommunale Flächenentwicklungsprojekt Neue Zeche Westerholt. Auf dieser ehemaligen Bergbaufläche werden voraussichtlich ab 2023/24 bis zu 40 Hektar Gewerbefläche vermarktet. Derzeit wird das Gelände aufbereitet. Der ehemalige Standort der Zeche Graf Bismarck ist bereits heute ein gutes Beispiel für erfolgreiche Standortrevitalisierung im Ruhrgebiet. Die Vision von Arbeiten und Wohnen zwischen Wald und Wasser ist direkt am Rhein-Herne-Kanal mit attraktiver Marina sichtbare Realität geworden. Das Waldviertel im südlichen Teil des 82 Hektar großen Geländes wird derzeit noch aufbereitet und als letzter Teilbereich des neuen Stadtquartiers Graf Bismarck ab Ende 2022 vermarktet. „Eine sehr spannende und emotional besondere Fläche ist für uns in Gelsenkirchen der ARENA PARK“, so Simon Nowack. „Dieser ist durch die direkte Nachbarschaft zum Open Innovation Lab und zur Veltins-Arena, der Heimstätte des FC Schalke 04, ein ganz besonderer Standort für technologie-, sport- und medizinnahe Unternehmen.“ Die Wirtschaftsförderung betrachtet die erwähnten Projekte als kurzfristig verfügbare Flächen. Längerfristig verfügbar werdende Flächen sind die ehemalige Zeche Hugo und Flächen nahe der Kokerei Scholven. „Flächenentwicklung verlangt einen langen Atem“, erklärt Nowack. „Die Landesregierung hat das 5-StandorteProgramm für Steinkohlekraftwerksstandorte im Ruhrgebiet aufgelegt. Dadurch stehen Mittel zur Verfügung, welche die Wirtschaftsförderung Gelsenkirchen zur langfristigen Entwicklung auch schwieriger Flächen sowie zur Entwicklung, Konzeption und den Bau zukunftsweisender Technologie- und Innovationszentren einsetzen wird.“
Industrie 4.0 – Wirtschaftsförderung im Aufbruch
Noch mehr als bisher möchte die Wirtschaftsförderung Gelsenkirchen als Verwaltungslotse Partner und Begleiter von Unternehmen durch notwendige Genehmigungsprozesse sein und diese möglichst beschleunigen und vereinfachen. Doch nicht nur Dienstleistungen für bereits am Standort etablierte Unternehmen sollen im Zentrum der Tätigkeit stehen. Kompetenzen in zusätzlichen Technologie- und Innovationsfeldern sollen den Standort auch attraktiv für neue Unternehmen und Start-ups machen. Simon Nowack und sein Team leben diese Aufbruchsstimmung: „Wir werden der Partner für Investoren und zahlreiche Unternehmen, die bisher noch nicht mit uns zusammenarbeiten. Die neuen Aufgaben bringen natürlich auch eine veränderte Arbeitsweise und personelle Verstärkung in agilen Teams mit sich“, ist Nowack sich sicher. „Gelsenkirchen war mit dem Aufkommen der Kohle- und Stahlindustrie Boomtown in Deutschland und Europa. Mit neuen Technologien und Platz für Innovationen wollen wir Gelsenkirchen zum Vorreiter der aktuellen wirtschaftlichen Transformation machen und in der 4. Industriellen Revolution nicht nur im Fußball Aufsteigerstadt sein.“
Wirtschaftsförderung Gelsenkirchen
Munscheidstraße 14
45886 Gelsenkirchen
0209 169-8571
Ein Porträt des Unternehmens und weitere Informationen zu Wirtschaftsförderung Gelsenkirchen finden Sie HIER
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