Gute Kontakte, bis hin zu langjährigen Kundenbeziehungen, entstehen oft auf neutralem Boden. Sei es auf gesellschaftlichen Anlässen, bei Netzwerktreffen oder beim Golfen. In positiver, entspannter Atmosphäre ist man in der Regel aufgeschlossener als in einem zielgerichteten Geschäftstermin. Außerdem lernt man oft Menschen – und damit auch potenzielle Geschäftspartner – kennen, nach denen man niemals aktiv gesucht hat. So ein „dritter Ort“ für ungezwungene Gespräche ist auch das Reitsportzentrum Hetzel Horses im niederrheinischen Goch. Hier veranstaltet Inhaber Holger Hetzel regelmäßig Springturniere und Pferdeauktionen, bei denen sich Reitsportbegeisterte aus aller Welt ein Stelldichein geben. „Wir haben aber immer auch Gäste, die mit Pferden bisher nicht viel zu tun hatten“, berichtet Hetzel. „Bei mir trifft der schwedische Turnierreiter auf den Klever Autohausbesitzer und der englische Pferdezüchter auf die Düsseldorfer Unternehmensberaterin. Zusammen genießen sie ein paar schöne Stunden. Dieses ‚in Kontakt bringen‘ ist ein toller Nebeneffekt meiner Arbeit“, so Hetzel.
Schon als Kind pferdebegeistert
Wo jetzt Holger Hetzels Turnierpferde stehen, lebten früher die Schweine und Kühe seiner Großeltern. Auf dem Gelände in der Nähe von Goch befand sich ein „ganz normaler“ Bauernhof, den der gelernte Pferdewirt ab 1986 Schritt für Schritt in einen modernen Reitsportbetrieb umwandelte. „Geritten bin ich schon als Kind“, erinnert sich der 1960 geborene Hetzel. „Bereits mit neun Jahren habe ich an meinem ersten Reitturnier teilgenommen, war bald auch als Springreiter bei den deutschen Meisterschaften dabei und gewann dort Medaillen. Mehr als 35-mal habe ich an Nationenpreisturnieren, darunter auch an Europameisterschaften, teilgenommen.“ Für den Pferdebegeisterten war früh klar, dass er sein Hobby zum Beruf machen wollte, und so startete er nach seinem Abitur eine Ausbildung als Pferdewirt, die er später als Pferdewirtschaftsmeister abschloss. Zwischendurch studierte Holger Hetzel Betriebswirtschaftslehre, was ihm beim Aufbau seines Unternehmens sehr zugutekommt.
Ein umsatzstarkes Business
Unter dem Label „Hetzel Horses“ bildet der erfahrene Turnierreiter heute zusammen mit seinem Team selbst Pferde und Reiter aus – und hat seinen Betrieb zu einem der größten deutschen und internationalen Reitsportzentren entwickelt. Mit dabei ist Hetzels Tochter Laura, die zusammen mit Pia Marie Schröder und Laurens Houben im Sattel sitzt. Wesentlich mitgemanagt wird das 15-köpfige Unternehmen von Hetzels Mitarbeiterin Anna Lehmeyer sowie Christine Dorenkamp. Dabei ist der Pferdesport seit längerem kein wirtschaftliches Randphänomen, sondern ein umsatzstarkes Business. So gab es in Deutschland im Jahr 2019 etwa 840.000 regelmäßige Reiter, Kinder unter 14 nicht mitgezählt. Denen gegenüber stehen etwa 1,3 Millionen Pferde, davon 132.000 Turnierpferde, die innerhalb des Jahres an über 3.500 Turnieren teilnahmen. Mehr als 10.000 deutsche Unternehmen zählen sich zur Pferdewirtschaft mit einem Umsatz von 2019 geschätzten 6,7 Milliarden Euro.
Trainingszentrum
für Spitzensportler
Am weltweiten Pferde-Business beteiligt sich Holger Hetzel mit seinem Betrieb seit über 30 Jahren mit wachsendem Erfolg. Neben der Pferde- und Reiterausbildung kauft und verkauft Hetzel Horses Turnierpferde, führt große Springpferdeauktionen durch und veranstaltet sogar eigene Springturniere. Als erfahrener Turnierreiter und Trainer coacht Holger Hetzel seit Jahren sowohl Reiter als auch Pferde. „Dabei stelle ich erst einmal den Ist-Zustand von Pferd und Reiter fest und erstelle auf dieser Basis einen individuellen Trainingsplan, der wenn möglich in eine professionelle Turnierplanung mündet“, beschreibt er seine Arbeitsweise. „Wir haben hier schon einige zukünftige Spitzensportler entdeckt und ausgebildet.“ Ein gutes Beispiel ist der schwedische Europameister Ingemar Hammarström, der mit 13 Jahren sein Training bei Hetzel Horses begonnen hatte. „Irgendwann rief mich Ingemars Mutter aus Schweden an und meinte: ‚Wir brauchen Ihre Hilfe. Wir haben ein gutes Pony und unser 13-jähriger Sohn hat unserer Meinung nach auch ganz viel Talent für die Springreiterei – aber irgendwie keine Lust mehr. Das ist so schade‘“, erinnert sich Holger Hetzel. Er nahm die Herausforderung an und schaffte es in kurzer Zeit, Ingemar neu zu begeistern, auf die Erfolgsleiter zu bugsieren und zum Europameister zu machen. „Mit Unterricht allein ist es nun mal nicht getan“, betont er. „Vor allem jugendliche Reiter wollen auch motiviert werden. Sie brauchen Ziele, die erreichbar sind und für die sich die ganze Arbeit auch lohnt. Und auf dem Weg zu diesen Zielen muss ein Ausbilder seinen Schüler aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln unterstützen.“
Hochwertige Pferde gesucht
Wesentliche Voraussetzungen erfolgreichen Turniersports sind natürlich die Pferde. Daher ist Hetzel Horses auch immer auf der Suche nach qualitativ hochwertigen Pferden – egal ob es sich um hoffnungsvolle Nachwuchspferde oder bereits erfolgreiche Turnierteilnehmer handelt. „Die Ausbildung beginnt, wenn die Pferde vier bis fünf Jahre alt sind“, erklärt der Reitsporttrainer. „Dabei kann es sein, dass wir die Pferde kaufen, ausbilden und anschließend wieder verkaufen oder sie nur bei uns einstellen und trainieren. Es kommt aber auch vor, dass wir von einem Kunden den Auftrag bekommen, ein bereits fertig ausgebildetes Turnierpferd zu finden und ihn bei der Auswahl zu beraten“, so Hetzel. Darüber hinaus befinden sich auch immer um die 25 vierbeinige Sportpartner in den Ställen von Hetzel Horses. Darunter sind talentierte Nachwuchspferde, Pferde für junge Reiter, Amateurpferde bis hin zu ausgebildeten Grand-Prix-Pferden. „Wenn ich ein Pferd teste, weiß ich schnell, in welche ‚Leistungs-Schublade‘ ich es stecken kann – und zu welchem Reiter es passt“, weiß Holger Hetzel. „Nur durch eine gründliche Analyse kommt man zu erfolgreichen Reiter-Pferd-Kombinationen!“
Gute Geldanlage
Ein guter Weg, Pferde, Reiter und Züchter auf konzentrierte Weise zusammenzubringen, sind die großen Springpferdeauktionen, die Hetzel Horses jährlich veranstaltet. Die erste Auktion auf dem Firmengelände fand 2005 statt. Seit daher wurde dieses Geschäft immer weiter ausgebaut. Auf der letzten Springpferde-›
auktion 2019 wurden 19 fünf- bis siebenjährige Ausnahmetalente zu einem Durchschnittspreis von 190.000 Euro versteigert, wobei der mit 500.000 Euro höchste Preis für den sechsjährigen dänischen Wallach „Halleluja“ gezahlt wurde. „Die Summen, die heute im Pferdesport umgesetzt werden, sind deutlich höher als zu meiner Anfangszeit in den 80ern. Neben sechsstelligen Kaufpreisen für gute Turnierpferde werden in der Spitze Preisgelder in Millionenhöhe ausgelobt“, stellt Holger Hetzel fest. „Pferdesport ist heute ein hochprofessionelles Business.“ Da wundert es nicht, wenn Hetzel sich inzwischen auch mit Pferdekauf als Kapitalanlage beschäftigt. „Schon vor mehr als zehn Jahren kam eine Luxemburger Investorengruppe auf uns zu, um sich zu diesem Thema beraten zu lassen – und hat damals den ersten ‚Pferdefonds‘ aufgelegt“, berichtet Hetzel. „Inzwischen bin ich selbst Mitinhaber einer Investmentgesellschaft, die ich 2017 zusammen mit einem Wirtschaftsanwalt gegründet habe. Anleger können Firmenanteile erwerben und sind dann am gesamten Pferdepool der Gesellschaft beteiligt. Dabei sind Gewinnausschüttungen von 10 bis 20 Prozent im Jahr keine Seltenheit!“
Tierschutz wird sehr
ernst genommen
Holger Hetzel macht Anlageinteressenten allerdings auch immer klar, dass es sich bei den Pferden um Lebewesen und nicht um Gegenstände handelt. „Pferde sind keine Maschinen, sie haben Bedürfnisse, Hochs und Tiefs und werden manchmal krank genau wie wir Menschen“, betont er. „Es ist für mich der besondere Reiz – und natürlich auch die große Verantwortung – in meinem Beruf, dass ich mit lebendigen Wesen arbeite. Wir nehmen den Tierschutz sehr ernst und schaffen für unsere vierbeinigen Sportpartner optimale Bedingungen. Gute sportliche Leistungen erbringt ein Pferd nur, wenn es sich wohlfühlt. Dazu zwingen kann man es nicht!“
Turnieraktivitäten
weiter ausbauen
Dass die Begeisterung für ein ganz besonderes Business wie den Pferdesport ansteckend ist, stellt Holger Hetzel immer wieder fest. „Zu unseren Auktionen kommen jedes Jahr mehr Zuschauer. Zuletzt 2019 waren es 700 – und ich bin überzeugt, dass sich dieser Trend nach Corona fortsetzen wird“, sagt Hetzel. Die Tatsache, dass durch die Pandemie sehr viele internationale Turniere ausgefallen sind, hat Hetzel Horses für den Aufbau eines eigenen Turniergeschäfts genutzt. „Wir haben auf unserem Gelände bereits einige erfolgreiche Turniere durchgeführt, und sobald das dieses Jahr wieder geht, wollen wir an diese Erfolge anknüpfen“, erklärt der Unternehmer. „Die Pläne für ein Turnierzentrum und eine VIP-Tribüne direkt neben unserem Turnierplatz liegen bereits in der Schublade. Unsere große Reithalle für Winterveranstaltungen haben wir schon vor sieben Jahren errichtet.“ Weitere sehr interessante Projekte sind in der Pipeline. Zu lokalen Unternehmen unterhält der Pferde-Unternehmer bereits seit Jahren gute Beziehungen. Das sieht man allein an den vielen Sponsoren-Logos in der großen Reithalle. „Wenn die Corona-Krise vorbei ist, werden wir unser Eventgeschäft deutlich ausbauen“, blickt Holger Hetzel in die Zukunft. „Pferdeliebhaber sind ein sehr niveauvolles Publikum. In diesem Rahmen fühlen sich auch Menschen ohne Reitsportbezug fast immer wohl. Das sind beste Voraussetzungen für gelungene Begegnungen!“Michael Otterbein
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