Die Arbeitsmarktstatistik für Essen und die Ruhr-Region zeigt, dass immer mehr Lehrstellen zum Beginn des neuen Ausbildungsjahres unbesetzt bleiben. So hat die Zahl der nicht vergebenen Ausbildungsplätze im Vergleich zu 2016 um 151 zugenommen (Stand Juli 2017, 1.004 unbesetzte Stellen), das sind knapp 18 Prozent mehr gegenüber dem Vorjahr. „Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich noch größer, weil längst nicht alle unbesetzten Lehrstellen der Arbeitsagentur gemeldet werden“, erläutert Ulrich Kanders, Hauptgeschäftsführer des Essener Unternehmensverbandes (EUV). Gleichzeitig blieben aber auch viele Bewerber unversorgt. Die Lösung für diese Entwicklung könne aber nicht allein von den Unternehmen kommen. „Es reicht nicht aus, zu fordern, dass die Betriebe auch schwächeren Bewerbern Chancen geben müssen“, erklärt Kanders. Bewerber werden längst nicht mehr nur auf Grund guter Noten eingestellt. „Auch wenn die sogenannten Soft-Skills immer wichtiger werden, müssen die künftigen Auszubildenden grundlegenden Anforderungen genügen. Die Unternehmen sind keine Reparaturbetriebe für gesellschaftliche Probleme. Es ist nicht nur so, dass es immer mehr Bewerber mit erheblichen Schwächen gibt. Viele Personaler berichten uns von einer Vielzahl vollkommen unzureichender Bewerbungen.“ Eine weitere Ursache für das Fehlen potentiell geeigneter Bewerber sieht der EUV zudem darin, dass immer mehr Jugendliche ein Studium der Ausbildung vorziehen. „Wir brauchen Akademiker, keine Frage, aber wir brauchen genauso die gut ausgebildeten Facharbeiter“, sagt Kanders. Der EUV fordert alle gesellschaftlichen Akteure dazu auf, die Chancen einer Lehre wieder mehr in den Blick zu nehmen und wirbt auch selbst für die duale Ausbildung.
Teilen: