Mobilität & Logistik

Tankkarten: Vielfältige Nachlässe für PKW-Flotten

Tankkarten machen das Flottenmanagement für Firmen aller Größen wirtschaftlicher. Besonders bequem sind sie als Zusatz zum Leasingvertrag.

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von Regiomanager 08.01.2019
(Foto: ©lassedesignen– stock.adobe.com) | Claas Syrt Möller

Tankschecks, ausgegeben von Mineralölgesellschaften, waren die Vorläufer der Tankkarten. Speditionen legten ihren Fahrern solche Schecks über etwa 300 Mark ins Fahrerhaus, damit sie nicht so viel Bargeld mit sich zu führen brauchten, erinnert sich Peter Hellwich, Berater für Fuhrparkmanagement. Bis weit in die 70er-Jahre spielten diese Schecks eine Rolle, bis in Deutschland die Zeit der Kreditkarten anbrach. Da die Kreditkartenfirmen relativ hohe Provisionen von den Tankstellen forderten, konzipierten die Mineralölgesellschaften eine gemeinsame Tankkarte. Doch das Kartellamt befürchtete ein Monopol im Pkw-Bereich, so dass sich für dieses Marktsegment im Lauf der Zeit zwei Karten herausbildeten: ein Netz rund um Aral, erweitert um einige weitere Akzeptanzstellen, und ein Netz um Shell herum. Für Lkw-Flotten bildeten sich zwei große Kartensysteme heraus: DKV und UTA, die bis heute den Markt dominieren. Ihr Prinzip ist, dass sie in der Regel an sämtlichen Tankstellen an Autobahnen und in der Nähe von Bundesstraßen akzeptiert werden, erläutert Peter Hellwich. „Am Anfang haben die Lkw-Tankkarten-Gesellschaften sich sehr stark gesträubt, überhaupt Pkw-Fuhrparks aufzunehmen, da der Diesel-Umsatz bei Lkw viel höherer und damit auch die Möglichkeit, dafür Nachlässe zu gewähren.“ Heute allerdings kann eine DKV- oder UTA-Karte auch Pkw-Flotten einen noch höheren Nachlass bringen als die markengebundenen Karten. „Voraussetzung für einen guten Nachlass ist ein ordentlicher Dieselabsatz. Bei einer Flotte von 100 Pkw kommen Sie in diese Größenordnung, bei nur 50 Pkw möglicherweise nicht. Im Lkw-Bereich aber ist diese Größenordnung schnell erreicht.“ Bei den Pkw-Tankkarten von Aral und Shell für sehr große Flotten ist ein Nachlass von bis zu 2,25 Prozent auf den Diesel möglich; bei kleineren Flotten liegt er eher bei einem Prozent.

Aktiv verhandeln

Fuhrpark-Experte Peter Hellwich rät Flottenmanagern, Nachlässe aktiv auszuhandeln. Als Berater etwa an der TÜV Süd-Akademie bekommt Hellwich immer wieder die Klage zu hören, dass Flottenkunden bestimmte Nachlässe nicht erhalten und ihnen, wenn sie nachhaken, gesagt wird: „Sie haben ja nicht gefragt.“ An den Rabatt beim Diesel werde immer gedacht. „Was aber oft vergessen wird, sind Nachlässe auf Dienstleistungen – eine gratis Fahrzeugwäsche zum Beispiel je 5000 Liter Diesel-Absatz – und Motoröl. Das teuerste Öl in Deutschland ist nicht das feingepresste Olivenöl, sondern Motoröl an der Tankstelle.“ Hier sind laut Hellwich Nachlässe von bis zu 30 Prozent drin. Alternative: Der Fuhrparkmanager kauft eine Palette Motoröl und legt eine Flasche in jedes Fahrzeug. „Was ich in den Verhandlungen mit den Mineralölgesellschaften ebenfalls wegverhandeln kann, ist die Tankkartengebühr. Da gibt es zwei Systeme: Entweder zahle ich einen festen Betrag oder ich zahle prozentual vom Umsatz.“

Die Tanke ums Eck

Eine andere sinnvolle Lösung wird laut Peter Hellwich noch zu selten eingesetzt: Wenn ein Unternehmen mit einem einzigen Firmensitz eine günstig gelegene Tankstelle in der Nähe hat, lohnt es sich, mit dieser Tankstelle Nachlässe auszuhandeln. Nach einer Markterhebung von Dataforce aus dem Jahr 2016 setzen inzwischen 73 Prozent der Firmen mit Flotten von fünf oder mehr Fahrzeugen Tankkarten ein – 1,8 Prozentpunkte mehr als 2014. Bei großen Fuhrparks – sowohl Lkw als auch Pkw – liegt dieser Wert nach Peter Hellwichs Einschätzung allerdings nahe 100 Prozent. Aral (24,3 Prozent) und euroShell (23,4 Prozent) belegten die Spitzenplätze unter den Tankkartenanbietern. Platz drei belegt die DKV (19,7 Prozent).

„Einstiegsdroge“ Tankkarte

„Für Leasingflotten ist es sehr interessant, die Tankkarte von der Leasinggesellschaft zu beziehen“, sagt Peter Hellwich. „Sie ist eine Art ‚Einstiegsdroge‘, um sich fürs Leasing zu entscheiden. 80 Prozent aller Kunden, die sich für einen Full-Service-Leasingvertrag entscheiden, nehmen dann auch die Tankkarte automatisch mit – die am meisten genutzte Full-Service-Leistung der Leasingfirmen.“ Die Leasinggesellschaften arbeiten mit den wichtigen Tankkarten-Gesellschaften zusammen – Flottenkunden können ihre Tankkarte also entweder in den Leasingvertrag einbringen oder sich für eine Tankkarte ihrer Wahl entscheiden, sagt Peter Hellwich. So übernehmen manche Leasinggesellschaften von Automobilfirmen beispielsweise die Abwicklung der Sperrung von Karten sowie den Versand neuer Karten und erhalten im Gegenzug von der Mineralölwirtschaft interessante Nachlässe beim Kraftstoff. Gerade für kleinere Unternehmer kann die Tankkarte über die Leasinggesellschaft von Vorteil sein, da die Bonität so nicht eigens geprüft wird.

Buchhalterischer Vorteil

Für Flottenkunden lohnen Tankkarten noch aus einem anderen Grund. Über die Tankkartenabrechnungen bekommt ein Flottenkunde nach Peter Hellwichs Einschätzung bereits etwa 80 Prozent aller Belege herein, die in der Flotte auftauchen. Auch Maut-, Tunnel- und Brückengebühren können meist über die Tankkarte abgerechnet werden – ein enormer buchhalterischer Vorteil, da alle Fahrzeugkosten automatisiert und gesammelt eingehen. Aus diesem Grund kann es auch sinnvoll sein, bei den Tankkarten die Warengruppe „automobile Zubehörteile“ mit einzuschließen: etwa für den Kauf eines Blinkerbirnchens, was einen zeit- und kostenintensiven Werkstattbesuch erübrigt und einen weiteren Vorteil hat. „Bei Großunternehmen kostet die manuelle Eingabe eines Belegs und die Verbuchung allein schon zwischen 25 und 40 Euro. Da ist natürlich klar, dass eine Tankkarte mit Sammelbeleg einfach gewaltige Vorteile mit sich bringt.“ Peter Hellwich rät auch dazu, die Fahrer zum konsequenten Einsatz der Tankkarte zu erziehen, um die Einzelbeleg- und Zettelwirtschaft so weit wie möglich einzudämmen – etwa indem die Fahrer die ausgelegten Kosten mit der Reisekostenabrechnung erst zwei Monate später erstattet bekommen. Da Fahrer gehalten sind, nach dem Tanken an der Kasse den Kilometerstand anzugeben, lassen sich so Verbräuche und reale Kosten überwachen. Dass Privatfahrzeuge auf Tankkarte mit Sprit versorgt werden, kann hingegen nicht verhindert werden. „Die Mineralölgesellschaften sagen zwar, sie würden dies kontrollieren, im Alltagsstress an der Tankstelle finden Kontrollen aber nicht statt.“ Dennoch hält er es für unbedingt sinnvoll, die Tankkarte fahrzeugbezogen ausstellen zu lassen.

Falle Premium-Sprit

Flottenkunden können sich auch dafür entscheiden, die Warengruppe „Shop-Artikel“ für die Tankkarte freizuschalten. Die Kosten für diese Warengruppe – ob
Kaffee, Brötchen, Schokoriegel oder Zigaretten – können dem Fahrer anschließend vom Gehalt abgezogen werden. Peter Hellwich hat die Erfahrung gemacht: „Dann überlegt sich jeder Fahrer von sich aus, ob er wirklich für zwei Monate mit seinen Tankkartenbelegen in Vorleistung gehen will.“ So groß die Vorteile der Tankkarten sind – in eine Falle sollten ihre Nutzer tunlichst nicht tappen: Premium-Kraftstoffe. Diese als Warengruppe auszuschließen, lassen die Mineralölfirmen nämlich wohlweislich nicht zu. Darum sollten Fahrer angewiesen werden, diese Kraftstoffe zu meiden. Ansonsten überwiegen ganz klar die Vorteile der Tankkarte, was ihre immer größere Verbreitung rechtfertigt. Claas Möller | redaktion@niederrhein-manager.deClaas Syrt Möller
| redaktion@regiomanager.de

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