Management

Azubis: Von den Azubis lernen

Was müssen unsere Auszubildenden heute lernen, damit sie fit sind für die digitalen Aufgaben von morgen? Und vor allem: Was können wir von unseren Azubis lernen?

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von Regiomanager 17.12.2021
Frischer Wind durch junge Leute & moderne Tools (© ­­­Gorodenkoff − stock.adobe.com)

„Azubi-Mangel wird zur Gefahr für die deutsche Wirtschaft“, so oder anders titeln die Medien landauf und landab. Der Anteil unbesetzter Ausbildungsstellen betrug im Mai 2021 52 Prozent. Eine erschreckende Zahl, die auch den Fachkräftemangel in nächster Zukunft nicht weniger werden lässt. Ein Ausweg ist der Anreiz von Ausbildungsplätzen durch die zunehmende Digitalisierung. Ulrike Friedrich, Referatsleiterin für Ausbildungsmarketing und -analysen, Digitalisierung beim DIHK in Berlin, fasst das Thema für uns so zusammen: „Für die Unternehmen bietet die Digitalisierung die Chance, die Attraktivität der dualen Ausbildung für junge Menschen zu steigern, indem sie zusammen mit Auszubildenden Innovations- und Digitalisierungsprozesse in den Betrieben initiieren und gestalten.“
Für junge Menschen liege die große Chance darin, dass ihre Fähigkeiten und ihr Mindset in den Unternehmen dringend benötigt würden. „Die Unternehmen suchen sie händeringend als Azubis, um gemeinsam Wirtschaft 4.0 zu gestalten und um die große Lücke im Fachkräftemangel zu füllen“, so Ulrike Friedrich weiter. Damit Auszubildende für diese neuen Herausforderungen von Anfang an gut gerüstet sind, hat ein Team von Experten aus Praxis und Wissenschaft unter Federführung der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar gemeinsam mit der DIHK-Bildungs-GmbH das Konzept „Azubi für Industrie 4.0 (IHK)“ entwickelt. Über die IHK.WeiterbildungsSuchassistent:in (ISA) auf der Website der DIHK können sich Auszubildende informieren und direkt zu Lehrgängen in ihrer Nähe anmelden.

NRW goes Digital

Im Rahmen der landesweiten Qualifizierungsoffensive in der beruflichen Ausbildung, „NRWgoes.digital“, können Auszubildende Skills in digitalen Themen erwerben. Initiator der Zusatzqualifikation „Digitale Fertigungsprozesse“ ist die Nachwuchsstiftung Maschinenbau. Die entsprechende Zertifikatsprüfung wurde von der Stiftung gemeinsam mit den nordrhein-westfälischen IHKs erarbeitet.
Seit August 2021 vermitteln ausgewählte Berufskollegs in NRW den Zertifikatslehrgang, auf dessen Unterrichtsplan Themen stehen wie Smart Maintenance, Additive Manufacturing oder Prozessanalyse, IT-Security, Datenanalyse und vernetzte Fertigungssysteme, aber auch die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt. Alle acht Module orientieren sich an der industriellen Wertschöpfungskette und sollen das Zusammenspiel von Industrie 4.0 vermitteln.
Carsten Taudt, Leiter des Geschäftsbereichs Bildung und Fachkräftesicherung der IHK Nord Westfalen, sieht den Ausbildungsgang als ein Angebot mit hohem Praxisnutzen. „Darin enthalten ist z.B. die Fragestellung: Wie sieht eine Smart Factory aus? Es wird nicht singulär ein Thema betrachtet, wie z.B. der 3D-Drucker, sondern der gesamte Prozess im Unternehmen.“ Die Qualifizierung umfasst 220 Unterrichtseinheiten sowie die Prüfungsvorbereitungszeit. Die Inhalte wurden ergänzend zur eigentlichen Berufsausbildung in den Berufskollegs vermittelt. Zielgruppe der neuen Zusatzqualifikation sind vor allem leistungsstarke Auszubildende in industriell-technischen Ausbildungsberufen. Laut IHK kann diese Prüfung aber auch von entsprechend qualifizierten Fachkräften in industriell-technischen Berufen absolviert werden. Nach Ansicht des Bildungsexperten Taudt steigert die neue Prüfung die Attraktivität der industriell-technischen Ausbildung. „Sie wird dadurch für ambitionierte Schulabgänger interessanter“, ist Carsten Taudt sicher und empfiehlt Unternehmen schon deshalb, diese Zusatzqualifikation anzubieten. Auszubildende, die sie erfolgreich absolvieren, „positionieren sich damit gleich in der Poleposition am Arbeitsmarkt“, prognostiziert er.
Im September 2021 haben bereits 36 Auszubildende von Unternehmen aus dem Münsterland bei der IHK Nord Westfalen in Münster die erste Runde abgeschlossen. Der nächste Durchgang, der mit der Kompetenzfeststellung vor der IHK Nord Westfalen endet, startet im Frühjahr 2022. Angeboten wird die Vorbereitung auf die Kompetenzfeststellung an sieben Berufskollegs im IHK-Bezirk Nord Westfalen.

Train the Trainer

Auszubildende verbringen den größten Teil ihrer Ausbildungszeit in ihren Betrieben. Es gilt also auch, die Ausbildung im eigenen Unternehmen zu modernisieren. Carsten Taudt: „Viele Betriebe, sind mit der Digitalisierung vielleicht noch nicht so weit, wie sie gerne wären. Wenn sie also die Auszubildenden anleiten wollen, dann ist es erst mal notwendig, die Ausbilder auf den neuesten Stand zu bringen. Die Herausforderung der Betriebe besteht darin, den Nachwuchs auch dann fit zu machen, wenn die eigene Belegschaft und die Produktion noch nicht so weit sind. Damit der Auszubildende später mit seinem Wissen dabei hilft, das Unternehmen umzustellen.“
Betriebe haben sehr viel Spielraum bei der Gestaltung der beruflichen Ausbildung. So steht es ihnen frei, ihre Auszubildenden bei Digitalisierungsvorhaben einzubinden. Eine Unternehmensbefragung des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt, dass viele Unternehmen bei der Gestaltung der Ausbildung im Bereich der Digitalisierung vermehrt Ideen ihrer Auszubildenden nutzen. Dazu kann auch der Einsatz internetfähiger Geräte gehören, die sich zur Anzeige von Betriebsdaten und für E-Learning gleichermaßen nutzen lassen.
Mit der Aufgabe, die Auszubildenden fit für die Industrie 4.0 zu machen, steht niemand alleine da. Eine weitere Möglichkeit für Unternehmen besteht darin, sich im Rahmen eines Erfahrungsaustausches mit anderen Betrieben gegenseitig zu informieren. Kontakte in Kammern und Verbänden können dabei helfen. Damit die Ausbilder in den Betrieben selbst auch die Digitalisierungstrends in ihrer Branche kennen, werden von den IHKs und Handwerkskammern zahlreiche Weiterbildungen angeboten.
In den nächsten Jahren werden die Betriebe nur dann Fachkräfte mit zukunftsfähigen Kompetenzen haben, wenn sie heute entsprechend ausgebildet werden. Dazu lohnt es sich auch für die Führungskräfte, einmal einen Blick über den Tellerrand zu werfen und die eigenen digitalen Schwächen zu erkennen. Aber das ist eine andere Geschichte…

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Fotostrecke

Carsten Taudt, Leiter Geschäftsbereich Bildung der IHK Nord Westfalen

Ulrike Friedrich, Referatsleiterin für Ausbildungsmarketing beim DIHK

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