RWM: Herr Heinze, können Sie kurz beschreiben, wie die Wirtschaftsförderung in Hilden aufgestellt ist und welche Aufgaben sie betreut?
Peter Heinze: Wie können uns die Aufgaben unter vier Personen aufteilen. Neben der Bestandspflege, also dem regelmäßigen Austausch mit den Unternehmen in unserer Stadt, sind das die Bearbeitung von Ansiedlungsgesuchen für Miet- und Kaufflächen, Veranstaltungsmanagement und in einem sehr ausgedehnten Maße der Service für die Gewerbetreibenden. Über unsere gut funktionierenden Netzwerke sind wir in der Lage, für viele Fragestellungen unterstützend tätig zu werden. Das beginnt bei der Organisation eines Betreuungsplatzes für Kinder der Mitarbeiter und geht hin bis zur Begleitung von Genehmigungsverfahren schon in der frühen Planungsphase. Hier verstehen wir uns quasi als Lotse, vermitteln Kontakt zu beispielsweise Behörden, Kammern oder Strom- und Gasversorgern. Hier kommt uns natürlich zugute, dass wir als Stadt klein und beweglich sind.
RWM: Gibt es in Hilden gewerblichen Leerstand? Wie gehen Sie damit um?
Peter Heinze: Leerstand gibt es immer irgendwo, aber uns gelingt es ganz gut, diesen durch eine permanente Begleitung meist schnell wieder zu füllen. Wir haben über unser Mietflächenmanagement einen sehr guten Überblick über vorhandene Flächen und Lokale, durchforsten dafür auch regelmäßig die einschlägigen Anzeigenblätter und Immobilienportale. So können wir Anbieter und Interessenten schnell und unkompliziert zusammenbringen. Bei Hallen können wir den Bedarf nicht immer decken, ich würde hier von einer üblichen Fluktuation sprechen. Büroflächen waren vor einiger Zeit noch schwierig zu vermitteln, hier entwickelt sich der Leerstand aber erfreulicherweise auch rückläufig.
RWM: Und wie sieht es beim von Ihnen schon angesprochenen Management für Kaufflächen aus?
Peter Heinze: Diesen Bereich haben wir in die städtische Tochterfirma GkA Grundstücksgesellschaft mbH Hilden ausgelagert, die in Personalunion mit der Wirtschaftsförderung geführt wird. Die Gesellschaft existiert bereits seit über 30 Jahren, kauft freie Flächen im Stadtgebiet und vermarktet sie selbst. Über beide Bereiche ist es der Stadt in der Vergangenheit bereits gelungen, große wirtschaftliche Umbrüche zu überstehen: ab den 1960er-Jahren den Niedergang der hier sehr starken Textilindustrie und in den 1980er- Jahren die Krise in der Metallbranche. Hilden hat dadurch den Wandel geschafft und verfügt heute über einen gesunden Branchenmix und mitarbeiterstarke Unternehmen.
RWM: Wie sieht es mit den Flächenpotenzialen in der Stadt aus: Was können Sie Unternehmen aktuell und mittelfristig anbieten?
Peter Heinze: Unsere Flächen innerhalb der dicht besiedelten Metropolregion sind rar. Dennoch verfügen wir im Gewerbegebiet Giesenheide direkt am Autobahnkreuz Hilden noch über rund 120.000 Quadratmeter. Das Projekt Bahnhofsallee wird gerade abgeschlossen. Wir gehen sehr sorgsam mit unseren freien Flächen um, fordern von ansiedlungswilligen Unternehmen, dass sie mindestens zehn Arbeitsplätze pro 1.000 Quadratmeter Fläche mitbringen. Über diese freien Potenziale hinaus spielt die Vermittlung in den Bestand über die oben bereits erwähnten Mechanismen eine noch größere Rolle. Allein in den ersten beiden Monaten dieses Jahres konnten wir über 30 Anfragen erfolgreich bedienen. Unser Erfolg liegt allerdings nicht nur darin, interessierte Unternehmen in die Stadt zu holen, sondern in der Nachhaltigkeit der Zusammenarbeit. Es sind die vielen kleinen Bausteine, die zwischen Wirtschaftsförderung und Wirtschaft seit Jahren erfolgreich funktionieren. Nennen möchte ich da beispielsweise die Ausbildungsplatzbörse, die wir inzwischen über die Stadtgrenzen hinaus ausgedehnt haben. Schüler bekommen hier einen Eindruck von den Unternehmen der Stadt, und die Firmen wirken mittelfristig dem Fachkräftemangel entgegen.
RWM: Sehen Sie, auch mit Blick auf den in der Entwicklung befindlichen Regionalplan, weitere langfristige Perspektiven für neue Gewerbeflächen?
Peter Heinze: Wir haben hier keine großflächigen Entwicklungsmöglichkeiten mehr, aber die Flächen, die wir im Hildener Norden haben möchten, sind dort auch berücksichtigt. Dabei handelt es sich um rund 40.000 Quadratmeter. Mehr wollen wir aber auch gar nicht ins Auge fassen, weil das zu Lasten der Lebensqualität in der Stadt gehen würde, wenn wir verbliebene Grünflächen angreifen würden. Was wir hingegen schon machen ist, bestehende Gewerbeflächen als solche und wenn möglich in ihrer ursprünglichen Nutzungsform zu erhalten.
RWM: Das Biotechnologie-Unternehmen Qiagen ist der größte Arbeitgeber der Stadt. Ist Hilden damit auch schon branchenspezifisch festgelegt? Welche Unternehmen beziehungsweise Branchen würden Sie sich noch für die Stadt wünschen?
Peter Heinze: Wie bereits erwähnt verfügen wir über einen sehr gesunden Branchenmix, den wir gut finden und aufrechterhalten wollen. Insofern haben wir weder allgemein noch auf einzelne Gebiete bezogen eine spezifische Ausrichtung. Die Logistikbranche funktioniert bei uns nicht immer gut, dafür konnten wir uns produzierendes Gewerbe zum Teil erhalten. Wichtigstes Kriterium für uns ist es, Arbeitsplätze in Hilden zu schaffen und zu halten. Unsere Arbeitslosenquote liegt seit Jahren konstant bei knapp über sechs Prozent, was ein sehr guter Wert ist.
Stefan Mülders | redaktion@regiomanager.de
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