Management

migosens: Work Smart statt New Work

Es braucht mehr Reflexion und Mut zur Veränderung – von allen Parteien im Unternehmen.

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von Regiomanager 30.05.2022
Katharina Großmann, Consultant Work Smart

RM: Frau Großmann, worin sehen Sie die aktuell größte Herausforderung für Unternehmen, um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden?

Katharina Großmann: Ich denke, es gibt viele Herausforderungen, denen sich Unternehmen stellen müssen. Eine der brennendsten ist, die Mitarbeitenden wieder von den Vorteilen der Zusammenarbeit im Büro zu überzeugen. Doch die Ursache hierfür ist oft gar nicht die Pandemie und die damit gezwungenermaßen erzielten Freiräume, die nun gefühlt wieder weggenommen werden. Es geht vielmehr um die Identifikation mit dem Team, dem Produkt, dem Service und der Leistung, für die die Mitarbeitenden stehen. Wie stark ist also die Identifikation an der Stelle und somit vielleicht auch das Verlangen, mal wieder ins Büro zu kommen, um sein Team und auch Kollegen aus anderen Bereichen zu sehen? Hierzu braucht es aber natürlich mehr als nur die Frage Homeoffice oder Büro.
Unsere Gesellschaft und die Kommunikation werden immer schnelllebiger und komplexer und das wird auch jeden Tag in den Unternehmen sowie ihren Prozessen und Arbeitsweisen sichtbar. Denn was wir privat erleben, lassen wir selten vor der Unternehmenstür liegen. Daraus resultiert, dass die Unternehmen und alle Beteiligten flexibler und schneller werden müssen, also anpassungsfähiger! Nur mit der nötigen Widerstandsfähigkeit können sie dauerhaft dem Markt standhalten.
Zusätzlich fordern eben auch die Mitarbeitenden mehr Flexibilität in der Gestaltung ihrer Arbeitswelt, also wann, wo und wie sie arbeiten können. Die größte Herausforderung ist meines Erachtens, dass die Unternehmen diesen Wandel aktiv und partizipativ gestalten müssen. Um sich dieser Aufgabe zu stellen, wollen viele Unternehmen bei sich die Zukunft der Arbeit oder, wie es auch oft heißt, New Work etablieren.

RM: Was steckt hinter New Work und wie gestaltet sich Ihrer Meinung nach die Zukunft der Arbeit?

KG: Jeden Tag liest man irgendwo, dass jetzt alle New Work machen. Hinterfragt man das Ganze aber, handelt es sich hierbei oft lediglich um moderne Raumkonzepte und im besten Fall noch um die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten bzw. ein paar Tage in der Woche Homeoffice machen zu können. Dabei geht es aber neben der Raumperspektive auch um die technologische Dimension, die Organisationsebene und die menschlichen Aspekte.
Digitalisierung bedeutet in dem Zusammenhang z.B. nicht nur die entsprechende Ausstattung, um mobil arbeiten zu können, sondern Informationen und ganze Prozesse digital abzubilden und diese schneller sowie ortsunabhängig zugänglich zu machen.
Auf der Ebene der Mitarbeitenden müssen wir uns fragen, wann, wo und wie wollen diese eigentlich zukünftig arbeiten? Hier müssen Unternehmen zunehmend Spielräume schaffen bzw. diese Freiheiten gemeinsam mit ihren Teams erarbeiten, um dauerhaft ihre Beschäftigten zu binden und neue, passende Mitarbeitende zu gewinnen. Das hat weitreichende Konsequenzen für alle: Mitarbeitende, Führungskräfte und die Organisation. Es braucht neben der angesprochenen Flexibilität auch tiefgreifendes Vertrauen, kurze Entscheidungswege, die Übernahme von Verantwortung und erweiterte individuelle Handlungsspielräume.

RM: Und dann sind wir am Punkt der organisationalen Veränderung. Wie passt das Ganze in die heutige Kommunikationsstruktur, den Führungsstil und in den rechtlichen Rahmen, in dem sich Unternehmen bewegen?

KG: In der Zusammenarbeit mit unseren Kunden hat es sich bewährt, sich Schritt für Schritt diesen Themen zu nähern: Regelmäßige Reflexion und Neues ausprobieren sind hier das A und O. Wir nennen das Ganze Work Smart, denn wir sind davon überzeugt, dass es an vielen Stellen gilt, nicht schwarz-weiß zu denken:

  • Nicht nur im Büro oder nur zu Hause arbeiten, sondern eine hybride Mischung anstreben.
  • Nicht alles muss neu sein oder „das war aber schon immer so“, sondern Gutes wertschätzen und an den aufgedeckten Optimierungspotenzialen schrauben.
  • Nicht alle müssen jetzt selbstorganisiert in agilen Teams arbeiten ohne Führungskraft, sondern eine Arbeit auf Augenhöhe mit offenem Austausch, an welchen Stellen wie viel Führung und Selbstorganisation passend ist.

RM: Wie befähigt man nun die Mitarbeitenden zu der angesprochenen Flexibilität bzw. wie können sich die Unternehmen ihrem Zukunftsbild der Arbeit nähern?

KG: Um diese Flexibilität bzw. vor allem Widerstandsfähigkeit zu erzielen, müssen Arbeitsweisen angepasst und Kommunikationswege kürzer werden. Mitarbeitende müssen mit Entscheidungskompetenzen ausgestattet werden und so mehr Verantwortung für ihr eigenes Handeln übernehmen. Zugleich verändert sich die Rolle der Führungskräfte: weg vom Planen und Steuern hin zur Förderung der Selbstorganisation im Team.
Um eine ganzheitliche, nachhaltige Veränderung der Arbeitsweisen anzustoßen, ist es wichtig, dass alle Fachbereiche beteiligt werden. Mitarbeitende und Führungskräfte einer Organisation sollten ihre Transformation gemeinsam gestalten, um die größtmögliche Identifikation mit dieser zu erzielen. Ganz wichtig dabei: Nicht immer muss alles neu sein, sondern bestehende, gut laufende Vorgehensweisen sollten wertgeschätzt werden. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass nicht alles zu jedem Unternehmen und Team passt!
Um auch wirklich den Mut zu wecken, neue Dinge auszuprobieren, braucht es für viele Menschen zunächst einen Perspektivwechsel. Wir setzen hierfür auf die Idee der Lernfläche. Veränderung in gewohnter Umgebung fällt schwer. Solch eine Lernfläche ist ein kreativer Raum, in dem sich verschiedene Arbeitssituationen befinden, Teams für mehrere Wochen einziehen und sich als Team inklusive der Führungskraft hinterfragen sowie neue Arbeitsweisen und Raumkonzepte ausprobieren können. So werden moderne Methodiken, zukünftige Arbeitsszenarien und die angestrebte Transformation erlebbar. Kreativität und Innovation werden gefördert. Der Vorteil ist, dass nicht nur die Teams durch gezieltes Coaching neue Methoden und Vorgehensweisen kennenlernen und regelmäßig reflektieren können, sondern auch die Möglichkeit haben, neue Ausstattung, Möbel oder Technologien (wie Hard- sowie Software) zu erproben. Somit wird ein großer Mehrwert für die zukünftige Ausrichtung der Organisation geschaffen.

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