Junge und hochqualifizierte Mitarbeiter möchte jedes Unternehmen in seinen Reihen haben. Die sogenannten jungen Talente sind auf dem Markt heiß umkämpft. In der Absolventenstudie 2015/2016 der Personalberatung Kienbaum wurden Universitäts- und Hochschulabsolventen gefragt, welche Kriterien bei der Wahl des Arbeitgebers relevant sind oder welche Merkmale der Arbeitgeber vorweisen sollte. Knapp die Hälfte der befragten Studenten (47,7 Prozent) gehörte zu der Fachrichtung Wirtschaftswissenschaften, 19 Prozent studierten Ingenieurwissenschaften und 9,6 Prozent Geistes- und Sozialwissenschaften. Allen Befragten ist es wichtig, sich im Job persönlich weiterentwickeln zu können, anspruchsvolle Aufgaben zu bekommen und auch Anerkennung zu erfahren. Bei ihrem zukünftigen Arbeitgeber hingegen ist es wichtig, dass eine kollegiale Arbeitsatmosphäre herrscht (59,1 Prozent), die Work-Life-Balance ausgewogen ist (57,2 Prozent), Karrieremöglichkeiten bestehen (49,5 Prozent), der Arbeitsplatz sicher ist (49,2 Prozent) und die Bezahlung in Ordnung ist (48,2 Prozent). Die Weiterbildungsmöglichkeiten folgen mit 47 Prozent. Weniger relevant sind für die Absolventen allerdings folgende Unternehmens-Merkmale: Großunternehmen (8,9 Prozent), soziales Engagement (8,6 Prozent), Standort im Ballungsgebiet (8,0 Prozent) und bekannte Marke (7,7 Prozent).
Traineeprogramme erwünscht
Knapp die Hälfte der Befragten möchte direkt in ein Unternehmen einsteigen (48,6 Prozent). 40,8 Prozent möchten dies über ein Traineeprogramm tun – das wünschen sich übrigens mehr Frauen (55 Prozent) als Männer (45 Prozent). Den Einstieg über ein Praktikum können sich nur 10,6 Prozent vorstellen – auch hier ist der Frauenanteil größer, ebenso wie der Anteil der Geistes- und Sozialwissenschaftler gegenüber den anderen Fachrichtungen.
Ein Traineeprogramm ist für Unternehmen eine gute Möglichkeit, Fachkräfte zu rekrutieren. Während dieses Programms durchläuft der Berufsanfänger in einem Unternehmen verschiedene Abteilungen und/oder Standorte. Die Dauer beträgt zwischen sechs und 24 Monaten. In dieser Zeit lernen die Absolventen das Unternehmen aus verschiedenen Perspektiven kennen. Vor allem ist ein Traineeprogramm sinnvoll, wenn der Absolvent auf eine Führungsposition vorbereitet werden soll. Des Weiteren stärkt ein solches Programm die Mitarbeiterbindung, die Identifikation mit dem Unternehmen sowie das Unternehmensimage. Der Trainee sollte in dem Unternehmen einen festen Ansprechpartner haben.
So wird Ihr Unternehmen gefunden
Die Absolventen informieren sich über Stellenausschreibungen über Jobbörsen, die Unternehmensseite sowie Anzeigen und Tageszeitungen. Um herauszufinden, wie die Arbeitsbedingungen und das Arbeitsklima sind, werden Erfahrungsberichte gelesen sowie Bewertungsportale für Arbeitgeber durchforstet. Aber auch persönlich bekannte Mitarbeiter des Unternehmens werden dazu befragt. Die Kanäle, über die der Kontakt zu dem Unternehmen hergestellt wird, sollten klar und eindeutig definiert und auch nur für die Stellensuche gedacht sein. Ein solcher Kanal ist beispielsweise die Job- oder Hochschulmesse oder ein Business-Netzwerk wie Xing. Auf Messen kommen die Unternehmen in den direkten Kontakt zu den Studierenden. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, sich an das Career Center einer Hochschule zu wenden und so den Kontakt zu den Studenten aufzubauen. Über das Career Center können zum Beispiel auch Praxis-Tage im Unternehmen angeboten werden. Denn darum geht es: den Studenten als Arbeitgeber aufzufallen und die Möglichkeit des Kennenlernens anzubieten. So können auch über Aushänge am Schwarzen Brett Werkverträge mit Studenten offeriert werden. Auch über Blogs und Social-Media-Kanäle können die Unternehmen direkt mit den Studenten kommunizieren. Denn das ist den Absolventen laut Studie wichtig: der direkte Austausch. Auch gibt es den Wunsch, dass das Unternehmen die Initiative ergreift. Um neue Mitarbeiter und Absolventen zu gewinnen, können auch die eigenen Mitarbeiter aktiv werden – nach dem Motto: Mitarbeiter werben Mitarbeiter.
Wie das Institut der deutschen Wirtschaft (iwd) mitteilt, wird auch der Kreis der ausländischen Absolventen für die Personaler immer interessanter. Nicht nur aufgrund des allgemeinen Fachkräftemangels, sondern weil diese Gruppe über weitere Sprachkenntnisse sowie interkulturelle Kompetenz verfügt. Allerdings kehren viele ausländische Absolventen nach ihrem Abschluss wieder in ihr Heimatland zurück. Die Blaue Karte macht die arbeitsrechtlichen Bedingungen für ausländische Akademiker nun einfacher. Um den Kontakt etwa auf Messen herzustellen, rät das Institut, auch Mitarbeiter mit Migrationshintergrund am Stand zu haben, die die Absolventen ansprechen können.
Wie Sie Absolventen ködern
Ein klar definiertes Anforderungsprofil sollte die Stellenbeschreibung haben und es sollte möglich sein, sich auch elektronisch anmelden zu können – so lauten zwei Wünsche der Absolventen. Weitere Wünsche sind da schon etwas schwieriger umzusetzen: ein konkreter Kanal, auf dem alle Unternehmen zu finden sind, oder die einheitliche Bezeichnung für Stellenprofile. Für die Zukunft wünschen die jungen Berufseinsteiger über personalisierte Medien, die auch ein Matching mit den persönlichen Interessen ermöglichen, zu kommunizieren. Auch sollten die Stellenausschreibungen die Gehaltsangabe beinhalten sowie trotz klarer Anforderungen auch einen Spielraum lassen. Das Bewerbungsverfahren sollte idealerweise einfach gestaltet und mit kurzen Reaktionszeiten seitens des Unternehmens verbunden sein. Wünschenswert für die Bewerber: sich mit einem Profil auf verschiedene Stellen bewerben zu können. Also: Werden Sie sichtbar für die Studierenden – denn gerade der Mittelstand bietet Berufseinsteigern Vorteile wie schnellere Aufstiegschancen und frühe Verantwortung, die ein Großunternehmen nicht hat.
Karin Bünnagel | redaktion@regiomanager.de
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