Solartechnik am Niederrhein

PV2 Energie: Im Gespräch mit Energieexperten aus der Region

Erneuerbare Energien im Kontext des Energiepreishochs. Die niederrheinischen Solarprojektierer Phillip Küpper und Chris Hannen, Geschäftsführer der Firma PV2 Energie GmbH, teilen ihre Sicht der Situation.

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PV² Energie Gruppe

20.04.2022 Anzeige

RM: Ölpreise nahe Allzeithoch, Gaspreise in ungekannten Höhen und vervielfältigte Börsenstrompreise – gute Zeiten für Ihre Branche, oder?

Hannen: Da schlagen zwei Herzen in unserer Brust. Steigende Energiepreise und die Tatsache, dass nun wohl auch der Letzte verstanden hat, dass eine drastische Reduktion des CO2-Ausstoßes notwendig ist, führen natürlich dazu, dass mehr Unternehmen sich für Solarenergie interessieren. Wie viel Strom kann ich erzeugen? Wie stark meine Energiekosten reduzieren? Und wie viel CO2 einsparen? Und ja, das resultiert in einer hohen Nachfrage, die für die Branche gut ist. Andererseits machen wir uns Sorgen um die allgemeine Akzeptanz gegenüber den Erneuerbaren. Denn was die Menschen sehen, ist dass die Energiewende mit steigenden Strompreisen einhergeht. Die Energieform Strom verteuert sich über ein gesundes Maß hinaus.

RM: Warum ist das so?

Hannen: Wir haben den Eindruck, dass in den vergangenen Jahren eine Gesamtplanung der Energiepolitik gefehlt hat. Von der starken Förderung zu Anfang hin zu einer Energiewendeverhinderungspolitik mit immer neuen Regelungen und Auflagen ab 2012. Eine Vielzahl von Maßnahmen macht es schwieriger und teurer, erneuerbare Energie zu generieren. Gleichzeitig hat die Bundesregierung sich für einen vorzeitigen Ausstieg aus der Atomenergie entschieden und damit begonnen, Kohlekraftwerke abzuschalten. Unterm Strich verknappt sich also seit einigen Jahren das Stromangebot.

Küpper: Und dieses steht einer steigenden Nachfrage gegenüber. Fossile Energieträger sollen durch grünen Strom ersetzt werden, was in Verkehrs- und Energiewende zu einer erhöhten Nachfrage nach Strom führt. Ein Beispiel: Einfamilienhaus, vierköpfige Familie, Stromverbrauch: rund 5.000 kWh pro Jahr. Soll dieses nun mit einer Wärmepumpe beheizt werden, verdoppelt der Stromverbrauch sich leicht. Fährt die Familie ein Elektroauto, kommen weitere 2.000 bis 5.000 kWh hinzu. Wir sprechen also von einer Verdopplung bis Verdreifachung des Stromverbrauchs eines solchen Haushalts. Hinzu kommt der erhöhte Verbrauch durch das Umdenken in Gewerbe und Industrie. Steigende Börsenstrompreise sind die logische Konsequenz aus dem Verhältnis zwischen stagnierendem bis rückläufigem Stromangebot und steigender Nachfrage. Erschwerend kommt diesen Winter hinzu, dass die Regelenergiequelle, auf die man im Zuge der Energiewende alles gesetzt hat – Gas –, ebenfalls nicht ausreichend verfügbar ist. Die politische Situation in Russland und der Ukraine und die damit verbundene Reduzierung der Gas-Liefermenge an Europa verstärkt den oben genannten Effekt. So erlebten wir im Dezember 2021 bis dato unvorstellbare Strombörsenpreise – Spitzenwerte von rund 70 Cent/kWh und Durchschnittspreise um 20 Cent/kWh (siehe Grafik 1 „Monatlicher Börsenstrompreis in Deutschland“). Zum Vergleich: Vor Corona lag der Preis bei 5 bis 7 Cent/kWh.

RM: Und glauben Sie, dass sich die Situation an den Strombörsen wieder entspannen wird?

Hannen: Ich betrachte die Abhängigkeit von Russland in der Gas-Frage kritisch. Europa kann sicherlich Möglichkeiten schaffen, den Gasbedarf anderweitig zu decken. Losgelöst von der politischen Situation bleibt die Grundproblematik der Stromangebotsverknappung bei gleichzeitig steigender Nachfrage aber bestehen.

RM: Was würden Sie sich wünschen?

Küpper: Die Lösung muss ja die Produktion von mehr Strom sein. Und da gibt es nicht zig Möglichkeiten. Die CO2-freundlichste Lösung sind die Erneuerbaren, danach kommen Gas- und Nuklearkraftwerke. Solange die Politik keine Entscheidung fällt, die zur Erhöhung des Stromangebots führt, werden die Preise weiter steigen. Sicherlich profitiert unsere Branche kurzfristig davon. Langfristig würden wir uns jedoch ein stabiles Wachstum wünschen, damit Strom bezahlbar bleibt und die Energiewende auch weiterhin Akzeptanz in der Bevölkerung findet.

Hannen: Und dazu braucht es bessere Bedingungen für den Zubau an Erneuerbaren. Wie schon angedeutet hat die Politik seit über zehn Jahren, sicherlich unter dem Einfluss der fossilen Energielobby, Gesetze und Regelungen erlassen, die den Ausbau verlangsamen und verteuern. Die Anlagenzertifizierung ist ein gutes Beispiel dafür. Ein völlig nutzloser Papiertiger, der enormen Aufwand verursacht, ohne einen Beitrag zu leisten. Eine Vielzahl von Anlagen wird heute nicht gebaut, weil sinnlose und teure Vorgaben Projekte unwirtschaftlich machen. Die EEG-Umlage auf Strom, der vor Ort verbraucht wird (Eigenverbrauch), ist auch so ein Thema. Wie kann man den Eigenverbrauch von Solarstrom mit einer EEG-Umlage beaufschlagen? Das ist so, als müssten Sie Mehrwertsteuer zahlen, wenn Sie in einen Apfel beißen, der in Ihrem Garten wächst.

RM: Aber die Politik tut doch gerade etwas. Die EEG-Umlage soll abgeschafft werden und die Laufzeitverlängerung für Kohle und Gas wird diskutiert.

Hannen: Zunächst zur EEG-Umlage. Ja, es wurde stolz berichtet, dass die EEG-Umlage abgeschafft wird. Was keiner sagt: Sie hätte sich im nächsten Jahr auch so auf einen Bruchteil reduziert. Denn sie dient dazu, das Delta zwischen den Stromerlösen, die man an der Strombörse für den eingespeisten Strom erzielt, und der zugesagten Einspeisevergütung auszugleichen. Bei den steigenden Strompreisen tendiert dieses gegen null. Denn der Erlös liegt für immer mehr Anlagen bereits genauso hoch oder höher als die garantierte Mindestvergütung. Und bezüglich der Laufzeitenverlängerung: Ja, die ist wohl unvermeidbar als Konsequenz der bereits angesprochenen Energiewendeverhinderungspolitik der vergangenen Jahre in Kombination mit der stark reduzierten Verfügbarkeit von Gas als Energieträger für Reserve- und Regelenergiekraftwerke.

RM: Was können Unternehmen angesichts dieser Situation tun?

Küpper: Der erste Schritt ist, den Energieverbrauch zu senken. Hier lauert viel Potenzial in der Industrie – sparsamer heizen, z.B. mit Wärmepumpen, sparsamere Anlagen und Prozesse. Kraftwärmekopplung birgt noch viel Potenzial; trotz der großen Behinderungen, die dieser effizienten Technologie seit einigen Jahren im Weg stehen. Für manche Applikationen ist Biomasse eine Option. Einer der einfachsten Ansätze, vielleicht der mit dem größten Potenzial, ist die Solarenergie.
Trotz aller Erschwernisse durch Lobby und Politik – Solaranlagen lohnen sich in Gewerbe und Industrie aufgrund der hohen Strompreise mehr denn je. Denn es wird ein erheblicher Teil des teuer eingekauften Stroms eingespart. Hier lag der Strompreis schon vor diesem Winter zwischen 16 und 25 Cent/kWh und wird weiter steigen. Das zweite Argument ist der hohe Strombörsenpreis. Der produzierte Überschuss wird an der Strombörse verkauft – zum jeweils gültigen Marktpreis. Und der liegt häufig über der Einspeisevergütung. Anlagen rechnen sich heute schon nach sechs bis acht Jahren; vor wenigen Jahren waren es noch acht bis zehn.
Entsprechend ist es für viele einfach und rentabel, eine Solaranlage zu bauen. Häufig können 20 bis 40 Prozent des benötigten Stroms auf dem eigenen Dach oder einem freien Grundstück in unmittelbarer Nähe erzeugt werden (siehe Grafik 2 „Strombezug mit & ohne Solar“).

RM: Und müssen Kunden dafür selbst investieren?

Küpper: Sie können, müssen aber nicht. Im Prinzip gibt es zwei Möglichkeiten: Der Unternehmer kann selbst investieren und kommt in den vollen Genuss der Ersparnis. Oder wir investieren. Das bedeutet in aller Kürze, dass wir eine Solaranlage – angepasst an den Stromverbrauch des Unternehmers – auf dessen Dach errichten. Er least die Anlage zurück und wir teilen uns die Ersparnis.

PV² Energie Gruppe

Kirchstraße 93
47574 Goch

02823 41 90 680

Ein Porträt des Unternehmens und weitere Informationen zu PV² Energie Gruppe finden Sie HIER

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Fotostrecke

Grafik 1: Monatlicher Börsenstrompreis in Deutschland

Grafik 2: Strombezug mit & ohne Solar in kWh

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