Nach Digitalisierung von einzelnen Arbeitsbereichen und datengetriebener Automatisierung von Maschinenprozessen ist für die J. Lehde GmbH – Spezialist für die Herstellung von Industrie- und Gewerbebauten – jetzt die Phase der umfassenden digitalen Transformation angebrochen. Somit werden nicht nur die Planungsarbeiten von Architekten und Bauingenieuren mit digitalen Werkzeugen unterstützt, sondern auch die Arbeitsprozesse in den Bereichen Buchhaltung, Personalwesen und allgemeiner Verwaltung. Die Herausforderung, so Geschäftsführer Johannes Lehde habe dabei in der Implementierung gelegen: „Man muss ja alle Mitarbeiter mitnehmen, man muss überzeugen und motivieren. Und das geht bei Ingenieuren am besten über Fakten.“
Geholfen hat aber wohl auch die Tatsache, dass die Idee für weitreichende Digitalisierung aus der Belegschaft kam. Einer der Protagonisten ist Bauingenieur Markus Kienz. Er hatte bemerkt, dass das Branchenprogramm BETSY (ERP-System) bei Lehde nur sehr rudimentär eingesetzt wurde und dass in dem Thema viele Potenziale schlummerten. Pascal Kröner, Bauzeichner, wurde in das Team geholt und machte einen Lehrgang als BIM-Manager. BIM steht für Building Information Modelling.
Building Information Modeling (deutsch: Gebäudedatenmodellierung) ist ein digitaler und integrativer Ansatz für die Abwicklung von Projekten in der Baubranche. Damit lassen sich alle architektonischen, technischen, physikalischen und funktionalen Bauwerksdaten digital visualisieren. Das Ergebnis ist ein intelligentes Gebäudedatenmodell – das sogenannte BIM-Modell. Mit den BIM-Daten können aber auch CNC-Maschinen oder – im konkreten Fall bei Lehde – Biegemaschinen für Bewehrungsstahl angesteuert werden. So macht die digitale Datenhaltung im BIM-Rahmen die Automatisierung erst möglich.
Auf das BIM-Modell haben alle Projektbeteiligte Zugriff – zu jeder Zeit und von jedem Ort aus. BIM findet nicht nur in Kalkulation und Bauplanung Anwendung. Auch in der Bauausführung, im Innenausbau, in der Vermarktung des Objekts und sogar im späteren Facility Management bietet der Ansatz Vorteile. Somit können nahezu alle Phasen im Projektlebenszyklus ganzheitlich betrachtet werden.
Pascal Kröner sagt: „Für uns war klar: das ist der Pfad weg vom analogen Arbeiten, weg von Papier, weg von selbstgebastelten Excel-Tabellen, weg von Redundanzen, weg von Dateninseln im Unternehmen und hin zu einer konsistenten Datenbasis, auf die auch externe Fachplaner zugreifen können, um das betreffende Bau-Projekt zu realisieren.“ Wobei zur Realisierung vor allem auch Virtualität gehört: so sieht der Kunde sehr früh am Anfang der Planung sein Gebäude bereits als digitalen Zwilling auf dem Bildschirm, kann virtuell durch das Gebäude laufen und kann gemeinsam mit den Planern festlegen, an welche Stelle vielleicht noch ein Fenster oder eine Laderampe kommen soll. Für die Praktiker bei Lehde bedeutet dies: Im hauseigenen Stahlbetonfertigteilwerk müssen die Daten aus dem Technischen Büro nicht noch einmal gesondert aufbereitet werden, sondern fließen gleich in die Produktion ein. Auf der Baustelle kann der Polier auf seinem Tablett ebenfalls am hoch detaillierten 3-D-Modell erkennen, wie genau die angelieferten Stahlbetonfertigteile (Wände, Stützen, Dachbinder) miteinander kombiniert und montiert werden müssen.
Markus Kienz: „Eigentlich denkt jeder Mensch dreidimensional. Aber Ingenieure und Architekten planen mit 2-D-Ansichten. Die neue Technologie lässt beides zu, man kann jederzeit springen. Die persönliche Vorstellungskraft wird unterstützt.“ Pascal Kröner ergänzt: „Und alle technischen, physikalischen, chemischen und kalkulatorischen Daten eines Bauteils sind im System hinterlegt. Man muss nichts mehr nachträglich berechnen oder recherchieren. “ – Was vor 10 Jahren noch häufig der Fall war und extra Zeit kostete.
Die coronabedingte Home Office-Phase hat bei Lehde das Projekt beschleunigt; Papierpläne lassen sich nicht gut per E-Mail versenden; das sieht schnell jeder ein. Nachdem das Kerngeschäft bei Lehde, nämlich Sachanalyse, Entwicklung und Projektplanung quasi durchdigitalisiert wurden, stehen jetzt die nächsten Themen an: digitale Standard-Bauteile werden geschaffen und in der Planungsdatenbank abgelegt, so dass diese skaliert und variiert werden können. Im Personalwesen halten der digitale Urlaubsantrag, digitale Zeiterfassung und der digitale Krankenschein Einzug. Eine digitale Telefonanlage gibt es schon seit 3 Jahren, das Arbeiten mit Microsoft-TEAMS ist etabliert und wird (weit über bloße Video-Meetings hinaus) weiter ausgerollt. Das individuelle Expertenwissen der Lehde-Spezialisten wird dank Digitalisierung gespeichert, weiterentwickelt und kann intern und extern von anderen Kollegen genutzt werden.
Martin Butz, ebenfalls Geschäftsführer bei Lehde: „Ich war am Anfang bei einigen Punkten der Digitalisierung skeptisch. Aber die Vorteile sind einfach nicht von der Hand zu weisen. Johannes Lehde ergänzt: „Unser Unternehmen hat schon kurz nach der Gründung 1946 zusätzlich zur Betonteileproduktion Statik mitgemacht, später kamen die Architekturleistungen dazu, dann der Schritt zum Generalunternehmer. – Wir wollen uns immer weiterentwickeln.“ Heute ist Lehde eines der fortschrittlichsten Mittelstandsunternehmen in der NRW-Baubranche. Duale Studenten stehen Schlange, um bei Lehde mitmachen zu können.
J. Lehde
Sassendorfer Weg 8
59494 Soest
Ein Porträt des Unternehmens und weitere Informationen zu J. Lehde finden Sie HIER
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