Fast lautlos hebt ein Portalkran den beladenen Lkw-Trailer in die Luft und setzt ihn um 180 Grad gedreht auf einem Eisenbahnwagen ab, der auf dem benachbarten Gleis bereitsteht. Sekunden später folgt der nächste Trailer. Der zügige trimodale Umschlag zwischen Straße, Schiene und Wasserweg ist das Geschäft der WHE. Der Tätigkeitsschwerpunkt im Westhafen liegt dabei auf Schiene und Straße.
Das Unternehmen versteht sich als Logistikdrehscheibe und -dienstleister, besonders für die erste und letzte Meile. Die Lage des Betriebsgeländes könnte besser nicht sein. Eingerahmt von drei Autobahnen mit überregionaler (BAB 42 und BAB 43) und internationaler (BAB 2) Bedeutung, die Nähe zum Rhein sowie auf der Schiene in wenigen Minuten angebunden an das Netz der Deutschen Bahn, steht einem zügigen Abtransport der umgeschlagenen Waren nichts im Wege. Auf dem Wasser werden die Waren z.B. von Rotterdam und Antwerpen über den Rhein-Herne-Kanal nach Herne verschifft. In östlicher Richtung führt die Wasserverbindung vom Rhein-Herne-Kanal über den Dortmund-Ems-Kanal zu den deutschen Nordseehäfen.
Schwerpunkt Bahnverkehr
Der Bahnverkehr ist der Schwerpunkt des Unternehmens. Auf der Schiene werden im Jahr rund acht Millionen Tonnen Fracht transportiert. Der Transport erfolgt nicht nur auf den rund 30 Kilometern eigenen Gleisen rund um Herne, sondern auch im Netz der Deutschen Bahn (DB) oder in Privatgleisanschlüssen im Ruhrgebiet. Dabei ist das nur rund fünf Kilometer Fahrstrecke entfernte Oberrangierzentrum der DB in Wanne-Eickel ein großer Standortvorteil. Im unternehmenseigenen Übergabebahnhof verfügt die WHE mittlerweile über 17 Gleise, auf denen sie eigene Verkehre und die Übergabeverkehre organisieren kann. Das Unternehmen betreibt elf Lokomotiven und rund 250 Güterwagen. Die Waggons sind überwiegend für den Transport von Massengut geeignet und werden vor allem für große Unternehmen aus NRW eingesetzt.
Im Güterverkehrszentrum Emscher findet der Containerumschlag Schiene–Straße auf dem Container Terminal Herne (CTH) statt. Dort werden ebenfalls Trailer umgeschlagen. Es stehen u.a. zwei Containerkräne und mobile Umschlaggeräte zur Verfügung, die auch Trailer und Wechselbrücken verladen können. Das CTH ist mit fünf Verladegleisen von je 720 Metern Länge ausgerüstet. Für den Umschlag und das Abstellen von Trailern und Containern ist derzeit eine Fläche von über 100.000 Quadratmetern verfügbar.
Mirko Strauss, Geschäftsführer der WHE, hebt hervor: „Wir sind der Spezialist für Trailerverkehr im Großraum Ruhrgebiet.“ Er fährt fort: „Durch die Umwidmung von Montanflächen und die Aufgabe von Kohlekraftwerken in unserer unmittelbaren Nachbarschaft hoffen wir, in naher Zukunft unsere Betriebsflächen und damit das Angebot an unsere Kunden erweitern zu können.“ Der Geschäftsführer ist sich sicher, dass ein Umschlag in Herne für Logistikunternehmen oder Unternehmen mit großem Logistikbedarf interessant ist.
„Obwohl es von Herne jeden Tag Güterzugverbindungen zu sehr vielen Zielbahnhöfen in ganz Europa gibt, ist unser Geschäft neben dem Umschlag vor allem die erste oder letzte Meile zwischen Umschlag und Kunden.“
Häfen in Herne
In Herne betreibt die WHE am Rhein-Herne-Kanal den Westhafen, den Osthafen und über einer Beteiligungsgesellschaft den Hafen Julia. Seit 1914 wird hier vor allem Massengut umgeschlagen. Über viele Jahrzehnte dominierte die Kohle als Frachtgut. Sie spielt heute bis zur endgültigen Schließung des Kohlekraftwerks Herne noch eine wichtige, aber untergeordnete Rolle. Die Umschlaggüter der Gegenwart sind Schrott, Holz, Koks, Erden, Böden und andere Massengüter. Die Häfen schlagen im Jahr bis zu 500.000 Tonnen Fracht um. In den drei Häfen stehen 1.000 Meter Kai mit Krananlagen und 200.000 Quadratmetern Lagerfläche zur Verfügung. Weitere Umschlagskapazitäten werden in Zukunft frei. Der Umschlag von Baustoffen und Zuschlagsstoffen nimmt langsam zu. Für Transporteure von Massengütern sind die Häfen in Herne kompetente, flexible und zuverlässige Alternativen mit kurzen Wartezeiten.
Neue Geschäftsfelder
Auch das Eisenbahn Technik Zentrum Herne ist ein Unternehmen der WHE Gruppe. Es beschränkt sich nicht nur auf eigene Fahrzeuge, sondern führt ebenfalls Wartungsarbeiten und Reparaturen für Lokomotiven und Waggons anderer Eisenbahnunternehmen und Vermietungsgesellschaften durch. „Für jeden Lokomotivtyp, für jeden Waggontyp gibt es besondere Vorschriften zu Wartung und Reparatur“, erklärt Strauss. „Wir können bei vielen unterschiedlichen Typen Reparatur, Instandhaltung und Hauptuntersuchung anbieten.“
Am Anfang einer stark wachsenden Entwicklung stehen Werks- und Industriebahndienstleistungen als Geschäftsfeld. „Hier reagieren wir besonders flexibel auf die Bedürfnisse unserer Kunden“, so Strauss. „Wir liefern beispielsweise die gesamte innerbetriebliche Bahnlogistik mit einem Frachtaufkommen von mehreren Millionen Tonnen pro Jahr genauso wie mittelständische oder kleine Werksbahnbetriebe mit zwei Gleisen und einer Kleinlokomotive.“ Für die Umsetzung des Betriebs ist ausschlaggebend, was am Standort sinnvoll ist. Eine Initialzündung für den weiteren Ausbau des Geschäftsfeldes war sicherlich ein Großprojekt im Ruhrgebiet, welches WHE gemeinsam mit dem Partner RheinCargo erfolgreich umgesetzt hat. Mitarbeiterübernahmen, Arbeitnehmerüberlassung, Equipmenttausch … alles Möglichkeiten auf dem Weg zu einer für den Kunden optimalen Lösung.
Fit für die Zukunft
Die Wanne-Herner Eisenbahn und Hafen GmbH ist ein klimafreundliches Unternehmen – eine Auswirkung des hohen Umschlaganteils von der Straße auf die Schiene oder das Schiff. Ein Zug ersetzt beispielsweise bis zu 50 Lkw. Bei 6.000 Zügen im Jahr, alleine am Standort Herne, werden so massenhaft Lkw-Fahrten ersetzt. Das bringt eine CO²-Einsparung von bis zu 80 Prozent.
Alle Umschlagbereiche im Container Terminal sind mit modernster Videotechnik ausgestattet, die teilweise von künstlicher Intelligenz gesteuert wird. Jeder Mitarbeiter im Umschlag ist mit einem Pad zur Erfassung und Bearbeitung ausgerüstet. So unterbleiben unnötige Wege in die Disposition und der Digitalisierungsprozess schreitet ständig voran.
Die Umschlagskapazitäten sollen mittel- bis langfristig ausgebaut werden. „Wir sind überzeugt, dass wir einen sehr viel stärkeren Schienengütertransport erleben werden“, ist sich der Geschäftsführer sicher. „Bestellungen im Internet und der damit verbundene Stückguttransport haben durch die Corona-Pandemie zugenommen. Das wird sich auch nach Ende der Pandemie nicht reduzieren.“ Zahlreiche Logistikdienstleister, aber auch große Versandunternehmen haben sich in der Nähe angesiedelt. Hier ergibt sich ein Bedarf nach Transport und Umschlagsdienstleistungen auf der letzten Meile, den die WHE mit dem umweltfreundlichen Schienengüterverkehr ideal erfüllen kann.
„Das Rückgrat unserer Gesellschaft sind Mobilität und Warenströme“, fasst Geschäftsführer Mirko Strauss zusammen. „In der Corona-Krise hat sich gezeigt, wie systemrelevant die Logistik ist. Wir haben keine Schicht verloren und keinen Mitarbeiter in die Kurzarbeit schicken müssen. Neben Unmengen von Toilettenpapier haben wir auch zahlreiche andere unverzichtbare Güter des täglichen Lebensbedarfs für unsere heimische Bevölkerung umgeschlagen. Die Flexibilität und Zuverlässigkeit, die wir in der Krise gezeigt haben, ist Teil unseres Charakters und auch im Normalbetrieb selbstverständlich. Wir sind überzeugt, die Chancen der sich wandelnden Verkehrsinfrastruktur nutzen zu können, und freuen uns darauf, die Logistikaufgaben alter und neuer Kunden zu deren Zufriedenheit zu lösen.“
Markus Spiecker | redaktion@regiomanager.de
Markus Spiecker
| redaktion@regiomanager.de
Wanne-Herner Eisenbahn und Hafen (WHE)
Am Westhafen 27
44653 Herne
Ein Porträt des Unternehmens und weitere Informationen zu Wanne-Herner Eisenbahn und Hafen (WHE) finden Sie HIER
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