Management

Industrieversicherungen 2018

Status und Entwicklung des Industrie-Versicherungsmarktes in Deutschland.

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von Regiomanager 01.01.2017

Im Vergleich zum Vorjahr finden wir auf dem Industrie-Versicherungsmarkt in Deutschland zum November 2017 eine nahezu unveränderte, stabile Situation vor. Insofern haben viele Beobachtungen weiterhin Gültigkeit. Dazu gehört: Der Kostendruck der Versicherer nimmt zu. Die Versicherer beschäftigen sich zunehmend mit Personalabbau, Digitalisierung, Standortkonzentrationen und der anhaltenden Niedrigzinsphase. Auch die Schaden-/Kostenquote ist bei einigen Versicherern weiterhin negativ. Zusätzliche Bewegung erhält die Versicherungsbranche durch Themen, die wir auch sonst in der Presse beobachten können:

Brexit und Sanktionen

Beispielsweise wird das Ergebnis über die Verhandlungen zum Brexit mit Spannung erwartet. Es ist noch völlig offen, welche Auswirkungen dieser Vorgang auf unsere Wirtschaft haben wird. Versicherer, die bisher aus Großbritannien heraus operiert haben, werden zukünftig einen Sitz in der EU gründen müssen. Royal Sun Alliance (RSA), Hiscox, FM Global, AIG, CNA Hardy und Tokio Marine haben sich beispielsweise bereits für einen Umzug nach Luxemburg entschieden und der australische Versicherer QBE gründet eine Tochter in Brüssel. Interessant dürfte noch zu beobachten sein, ob Dublin die Chance der Stunde nutzt. Deutschland scheint als Standort nicht attraktiv zu sein.

Weitere Unwägbarkeiten sind die Sanktionen gegen Russland und den Iran. Bei Letztgenanntem ist nahezu jeder davon ausgegangen, dass die Sanktionen aufgrund des geschlossenen Atomabkommens schrittweise zurückgenommen werden. Jetzt scheint die US-Regierung einen umgekehrten Weg einschlagen zu wollen. Auch die Sanktionen gegen Russland haben direkten Einfluss auf unsere Wirtschaft. Die Versicherer werden ihren Versicherungsschutz immer an die aktuelle Entwicklung anpassen müssen, um einem Verstoß zu entgehen.

Digitalisierung

Die Digitalisierung und Vernetzung entwickelt sich mehr und mehr zu einer der größten Sorgen von Unternehmen. John Chambers, CEO von Cisco, sagte schon 2015 beim Weltwirtschaftsforum (WEF): „Es gibt zwei Arten von Unternehmen: diejenigen, die gehackt wurden, und solche, die nicht wissen, dass sie gehackt worden sind.“ Die Versicherer haben auf das Cyber-Risiko reagiert und in den letzten Jahren eigene Konzepte entwickelt, die sich inhaltlich sehr stark unterscheiden. Teilweise sind die Bedingungen in der Formulierung auch unausgereift. Auch durch die Mitwirkung der Versicherungsmakler sind viele Verbesserungen durchgesetzt worden. Die Zunahme von Anbietern wirkt sich positiv auf die Prämien aus. Dazu kommt, dass viele der großen Cyber-Attacken ohne Versicherungsschutz waren, was die Schadenstatistik der Versicherer aktuell positiv aussehen lässt. Eine individuelle Gefährdungsanalyse ist notwendig, um den richtigen Versicherungsschutz nicht nur in Bezug auf die Deckungssumme auszuwählen. Einige sprechen in Bezug auf die Wertigkeit dieser Deckung von der „neuen Feuerversicherung“.

Terrorismus

Ein Dauerthema in den Medien, das für alle Versicherungssparten eine Rolle spielt, sind Schäden durch Terrorismus. Auf Druck der Rückversicherer wurde dieses Risiko aus vielen Deckungen ausgeschlossen. Es lassen sich aber vielfach Lösungen finden, sofern die Versicherung gegen Schäden durch Terrorakte sinnvoll ist. Die Zunahme der vielen Meldungen über terroristisch motivierte Ereignisse wird auf Dauer die Politik und das Verhalten der Versicherer beeinflussen. Mit welchem Ergebnis lässt sich derzeit noch nicht sagen und gehört damit zu den Unwägbarkeiten in naher Zukunft.

Elementargefahren

In der Sach- und Betriebsunterbrechungs-Versicherung beschäftigt weiterhin die Zunahme von Naturereignissen die Versicherungswirtschaft weltweit. In Deutschland sind Überschwemmungen gefolgt von Stürmen die häufigste Ursache für Schäden aus dem Bereich der Elementargefahren. Im Zuge des Klimawandels kommt es in vielen Regionen immer wieder durch starke Niederschläge zu Überschwemmungen. Die Versicherer werden reagieren, um nicht von der Frequenz und dem Ausmaß der einzelnen Ereignisse überholt zu werden. Im Moment sind nur wenige Reaktionen im Markt wahrzunehmen, da der Leidensdruck der Rückversicherer, die weltweit an allen Katastrophen beteiligt sind, noch nicht groß genug zu sein scheint. Nach wie vor existiert sehr viel Kapital im Markt. Der Tropensturm „Harvey“ entwickelt sich nach Schätzungen zu einem der teuersten Naturkatastrophen in den USA. Allerdings scheint aber ein großer Teil der Schäden nicht versichert gewesen zu sein.

Feuerschäden

Aber nicht nur durch die Elementarschäden ist der Verlauf der Sach- und Betriebsunterbrechungs-Versicherung gekennzeichnet. Im deutschen Markt betrug im Jahr 2016 die Beitragseinnahme für diese Sparte rund 2,5 Milliarden Euro. Demgegenüber steht ein Schadenaufkommen von 2,9 Milliarden Euro. Diese Versicherungssparte ist seit einigen Jahren marktweit auch durch viele Feuerschäden defizitär. Wobei zu beachten ist, dass die Kosten der Versicherer noch nicht in den Zahlen berücksichtigt sind und damit die Situation zusätzlich verschärfen. Es ist aber auch klar, dass in diesem Marktdurchschnitt auch einige wenige Versicherer enthalten sind, die deutlich bessere Schadenverläufe aufzeigen. Der Trend ist allerdings schon seit einiger Zeit zu beobachten: Neben dem Anstieg von Prämien – nicht nur bei schadenbelasteten Verträgen – wird auch die Risikoauswahl eine immer größere Rolle spielen. Manche Versicherer haben sich von bestimmten Betriebsarten getrennt. Dazu kommt, dass dem Risikomanagement und dem darin enthaltenen Risikobewusstsein eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Regressverzichtsabkommen

Wenn ein Feuer auf eine Sache eines Dritten übergreift, gab es in Deutschland zwischen den Versicherern ein Regressverzichtsabkommen in bestimmten Summengrenzen. Der Feuerversicherer des Dritten verzichtet auf Regressansprüche und damit auf möglicherweise existenzbedrohende Schadenersatzforderungen. Der Versicherungsnehmer sollte durch diese Regelung geschützt werden. Das Regressverzichtsabkommen der Feuerversicherer bei übergreifenden Schadenereignissen wird zum 31. Dezember 2017 aufgehoben. Die Möglichkeiten in der Haftpflichtversicherung haben sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert. Sofern das Abkommen bei der Gestaltung der Betriebshaftpflicht-Versicherung in der Vergangenheit berücksichtigt worden ist, könnte die Anpassung der Deckungssumme ratsam sein.

Managerhaftung

Ein weiteres Dauerthema sind spektakuläre Fälle bei der Managerhaftung (z.B. Dieselgate). Diese Fälle werden sich vermutlich auf das Zeichnungsverhalten der Versicherer auswirken. Allerdings ist davon auszugehen, dass jeder Versicherer mit einer eigenen Strategie vorangeht. Wie das konkret aussieht, bleibt abzuwarten. Das Thema „Angemessene Deckungssumme“ ist aber in jedem Fall aktuell und sollte nicht aus dem Blick geraten.

Die Unternehmens-D&O bleibt obligatorisch. Zunehmend gewinnt aber die Diskussion über eine sinnvolle Ergänzung durch die Personal-D&O an Bedeutung. Die persönliche D&O ist unabhängig von der Unternehmenspolice und gewährt ausschließlich dem einzelnen Manager individuellen Versicherungsschutz. Dieser ist dann auch Vertragspartner. Es gibt keine Unsicherheiten – wie Zugriff auf die Police, Umfang des Versicherungsschutzes, schneller Verbrauch der Versicherungssumme durch Inanspruchnahme mehrerer Personen et cetera.

Für die Einhaltung von Compliance-Richtlinien wird die D&O-Versicherung zukünftig in Bezug auf internationale Programme überprüft werden müssen. Dabei kann es insgesamt zu einer Anhebung der Versicherungskosten für die D&O-Versicherung kommen.

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Der Autor Hermann Buchholz ist Kundenbetreuer bei der Carl Jaspers Versicherungskontor GmbH Köln. Fragen beantwortet er gerne unter h.buchholz@carl-jaspers.de.

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