Management

Lagerautomatisierung: AR, KI & eine Prise Robotik

Wie moderne Lagertechnik Prozesse optimiert und Engpässe beseitigt

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von Regiomanager 17.07.2023
(© deagreez − stock.adobe.com)

Augmented Reality (AR), künstliche Intelligenz (KI) und dann noch eine Prise Robotik. So lässt sich die Zukunftsankündigung für die Lagerhaltung zusammenfassen. Was bei Großunternehmen längst Alltag ist, muss im Mittelstand erst noch ankommen. Eine Bestandsaufnahme.
Dieser Artikel könnte sehr kurz werden, wenn man sich mit den Voraussetzungen moderner Lagerwirtschaft beschäftigt. Denn der fehlende Breitbandausbau in Deutschland stellt die meisten Unternehmen tatsächlich vor große Probleme und limitiert die Einsatzmöglichkeiten im Umfeld von Internet of Things (IoT). Technologien, die zu diesem Schlagwort zählen, zielen vor allem darauf ab, bestehendes Inventar quasi intelligent zu machen. Konkret bedeutet dies, dass die Ausstattung mit Sensoren dabei unterstützt, bestehende Maschinen weiter zu nutzen und ihnen zusätzliche Funktionen zu ermöglichen. So kann beispielsweise ein Sensor die Füllstände von Ablagen für Schrauben messen und so mithilfe von Clouds automatisiert die Nachbestellung abwickeln.


Fokus auf Chancen


Ein Blick in die Werk- und Lagerhallen des deutschen Mittelstands zeigt, dass solche Lösungen schon an vielen Orten ebenso Thema sind wie beispielsweise auch neue Methoden und Vorgehensweisen, die auf eine höhere Effektivität und Effizienz abzielen. Eigentlich, so möchte man meinen, spielt der deutsche Mittelstand auf Augenhöhe mit dem Buzzword-Bingo mit: Agil? Findet man vor. Flexibel? Fehlt das, ist agiles Verhalten nicht denkbar. Liegt also auch vor. Datengesteuert? Das ist die Achillessehne des Mittelstands. Dennoch wagen wir den Blick auf die Möglichkeiten und stellen drei Beispiele vor, bei denen Unternehmen zeigen, was heute bereits möglich erscheint:


Bruse GmbH & Co. KG – weil es um „mehr“ als Technologie geht


Das Online-Portal Ingenieur.de berichtet gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik über das Vorhaben des Familienunternehmens, bei dem es darum ging, Prozesseffektivität zu schaffen. Dieses Beispiel zeigt, dass die erste wichtige Erkenntnis für die Ausrichtung der zukünftigen Lagerwirtschaft in einem Paradigmenwandel besteht. An die Stelle der Einzelbetrachtung von Abteilungen und Technologien tritt ein übergreifendes Verständnis von Prozessen vom Einkauf bis hin zur Auslieferung, die zentral gesteuert werden müssen.
So bedeutet die Einführung des Pull-Prinzips nicht nur eine Ausrichtung auf die Nachfrage der Kunden anstelle von Kapazitätsauslastung, sondern es bedeutet auch für die Lagerhaltung ein Umdenken. Für die Logistik und Lagerhaltung bedeutet dieses Vorgehen nun, dass der Material- und auch der Produktdurchlauf kürzer ist, wodurch Lagerflächen ebenso wie Ressourcen eingespart werden können.


AMRs in Mercedes-Benz
Factory 56 – weil Assistenz-
systeme Trumpf sind


Assistenzsysteme kennen viele sicher aus dem Alltag, wenn sie im Auto sitzen und z.B. der Spurhalteassistent davor warnt, dass die Fahrspur verlassen wird. So ähnlich funktionieren auch Exoskelette oder autonome mobile Roboter (AMR). Bei Mercedes-Benz werden die Produkte von Innok Robotics beispielsweise dafür eingesetzt, Motoren und Sitze zur Montage in die S-Klasse herbeizuschaffen. Dabei bewegen sich die selbstfahrenden Geräte eigenständig sowohl im Innen- als auch im Außenbereich, um ihre Tätigkeiten zu vollrichten.
Dieses Beispiel zeigt, dass es künftig vor allem auch um die Frage geht, in welchem Verhältnis Mensch und Maschine zueinander stehen: Ist der Mensch die handelnde Entität oder übernimmt die Maschine an einigen Stellen bereits selbstständig Verantwortung? Für die Zusammenarbeit mit Kollege Roboter bedeutet dies, Vertrauen in die Technologien zu entwickeln und sich der eigenen Rolle bewusst zu werden. Zugleich bedeutet diese Neuausrichtung in Unternehmen durch den Mehreinsatz innovativer Technologien auch, dass sich nicht nur Prozesse verändern, sondern auch die Arbeitnehmer:innen hier gefragt sind, sich flexibel und agil auf die neue Situation einzustellen.
Diesem Thema nehmen sich auch Fraunhofer IEM sowie das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) gemeinsam mit dem Heinz Nixdorf Institut der Universität Paderborn und Fachleuten der Unity AG an, indem sie Lösungen dafür entwickeln. Beim Mittelständler MIT wurden unterschiedliche Lösungen im Projekt Sorisma getestet, um Risiken möglichst frühzeitig zu identifizieren. Ergebnis ist ein vierstufiger Leitfaden, der bereits bei der Projektierung dieser Vorhaben dabei unterstützt, mögliche Defizite auszuschließen.


Ehrhardt + Partner-Gruppe:
„Logistik 4.0 ist gelebte Realität“


Jens Heinrich, Chief Technology Officer bei der Ehrhardt + Partner-Gruppe, erläutert im Gespräch mit IT-Zoom dezidiert, warum aus seiner Sicht die Logistik 4.0 bereits heute vorhanden ist. Wichtigstes Argument hierbei: die Anforderungen von Kunden und das Wachstum im E-Commerce. Dennoch weist er darauf hin, dass der wirtschaftliche Nutzen dieser Technologien längst noch nicht für jede Anwendung sofort ersichtlich ist. Bei Apps und Sensoren, die gerne im Feld des Transports genutzt werden, ist dies für jeden sofort erschließbar. Wenn es um Supply-Chain-Systeme geht, besteht aus seiner Sicht Nachholbedarf.
Wer diesen Appell als Handlungsaufforderung verstehen möchte, der sollte sich mit dem Mittelstandszentrum in Cottbus in Verbindung setzen. Das dort beheimatete Praxislabor Logistik wurde gerade erst mit einer Förderung der Bundesregierung weiter verlängert. Gemeinsam mit der Hochschule Wildau stellen die Forscher eine innovative Testumgebung für technische Innovationen von Logistikprozessen zur Verfügung. In dieser können auch kleine und mittlere Unternehmen neue Technologien kennenlernen und testen, um deren Nutzen kennenzulernen und die Adaption vor dem Erwerb zu testen.
Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass es längst um mehr, als den Einsatz von Technologie geht. Wer sich mit Logistik 4.0 beschäftigt, der steht vor allem vor einer ganzheitlichen Analyse der Wertschöpfungskette und muss konkrete Szenarien entwickeln, um neben dem persönlichen Nutzen auch die wirtschaftliche Tragfähigkeit nachzuweisen. Zugleich gilt es jedoch auch, ein verändertes Verständnis von Zusammenarbeit zu entwickeln. Hierbei ist insbesondere auf die Qualifizierung von Mitarbeitenden auf dem Feld der Mensch-Maschine-Interaktion zu achten, um niemanden zu verlieren.

Katharina Heder | redaktion@regiomanager.de

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