Für den folgenden Beitrag zum Potenzial nachhaltiger und digitaler Lösungen für Unternehmen haben wir uns die International School of Management (ISM) als starke Partnerin ins Boot geholt. Bei der renommierten Wirtschaftshochschule dreht sich alles darum, die Studierenden von heute bestmöglich auf die beruflichen Herausforderungen von morgen vorzubereiten. Damit das gelingt, setzt die ISM auf ein breites Netz aus starken Partnern aus Wirtschaft, Lehre und Forschung. Denn nur im engen Zusammenspiel zwischen Hochschule und Unternehmen können zukünftige Wirtschaftstrends identifiziert und Methoden zur Problemlösung für die Berufspraxis definiert werden. Die ISM verfolgt somit dieselben Ziele wie unser Magazin, nämlich Manager und Managerinnen mit dem notwendigen Wissen zu versorgen, um „up to date“ zu bleiben.
Alle sprechen von einer digitalen und nachhaltigen Revolution in der Wirtschaft. Doch was bedeutet das für Unternehmen und wie kann man diese beiden Felder zusammen angehen? ISM-Professor und Experte für innovative Gesellschaftsmodelle, Dr. Ulrich Lichtenthaler, erklärt, weshalb man die beiden Megatrends kombinieren sollte und wie ganzheitliche „digitainable“ Lösungen aussehen könnten.
Digital und nachhaltig –
geht das überhaupt?
Auf den ersten Blick erscheint das Zusammenspiel von Digitalisierung und Nachhaltigkeit paradox. Schließlich steigen der weltweite Energieverbrauch und der Anteil an CO2-Emissionen durch digitale Produkte und Dienstleistungen kontinuierlich an. Doch die digitale Transformation generell als CO2 -Schleuder abzutun greift zu kurz. Denn digitale Lösungen können auch positiv zur Steigerung der Nachhaltigkeit beitragen. Was heißt das konkret? Die Suche nach Parkplätzen kann in Innenstädten beispielsweise mittels digitaler Lösungen vereinfacht und zeitlich verkürzt werden. Das reduziert das Verkehrsaufkommen in den Städten deutlich, nämlich um mindestens zehn Prozent. Firmen sind in einem ersten Schritt demnach gut beraten, sich sowohl die positiven als auch negativen Wechselwirkungen von Digitalisierung und Nachhaltigkeit bewusst zu machen.
Das Potenzial von
„Digitainability“ erkennen
Auch dort, wo Digitalisierung und Nachhaltigkeit bisher so gut wie keine Rolle spielen, lohnt es sich, über ganzheitliche Lösungen nachzudenken. Grundsätzlich gilt, dass man stark interdisziplinär vorgehen sollte. So haben gerade auch Big Techs wie Google das Bedürfnis erkannt, ihre digitale Kernkompetenz nachhaltiger zu gestalten. Betreiber großer Rechenzentren können beispielsweise durch ein effizientes Datenmanagement große Vorteile erzielen. Das Gleiche gilt für CleanTech-Start-ups, deren Geschäftsmodell sich auf digitale Anwendungen zur Steigerung der Nachhaltigkeit konzentriert.
Von Pionieren lernen
Möchten sich Managerinnen und Manager konkreter das Potenzial von digitalen und nachhaltigen Lösungen vor Augen führen, ist es hilfreich, sich zunächst an bereits erfolgreich durchgeführten Projekten von anderen Firmen zu orientieren. Siemens hat z.B. eine Cloud-basierte Lösung für Energieeffizienz-Analysen entwickelt. Der Einsatz künstlicher Intelligenz bietet Kunden hier eine Möglichkeit zur integrierten Erfassung, Verarbeitung und Analyse großer Datenmengen mit dem Ziel, den Energieverbrauch zu verringern. Das Beispiel von Siemens schlägt somit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Der Energieverbrauch wird optimiert und gleichzeitig werden Kosten gespart, indem Digitalisierung und Nachhaltigkeit erfolgreich miteinander kombiniert werden. Da Siemens die Lösung nicht nur intern nutzt, sondern auch an Kunden vermarktet, zeigt diese Innovation auch die Wachstumschancen an der Schnittstelle von Digitalisierung und Nachhaltigkeit.
Auch kleine Schritte
führen zum Ziel
Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind so omnipräsent, dass Start-ups heute fast automatisch beide Felder bei der Gründung berücksichtigen. Allerdings widmen sich auch die meisten jungen Unternehmen diesen beiden Themen in der Regel separat, ohne besonders auf deren Zusammenspiel zu achten. Etablierte Firmen stehen dabei häufig vor zusätzlichen Herausforderungen, weil sie den Transformationsprozess aus einer oft wenig digitalen und nachhaltigen Vergangenheit erfolgreich gestalten müssen. Für diese Firmen können die Herausforderungen, welche die digitale Transformation mit sich bringt, erstmals überwältigend wirken. Doch etablierte Firmen sollten keinesfalls den Kopf in den Sand stecken, wie ISM-Professor Dr. Ulrich Lichtenthaler erläutert: „Auch kleine erste Schritte in Richtung Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind wichtig. Denn erste Erfolge führen häufig zu einer größeren Offenheit gegenüber diesen Themen in der Organisation. Idealerweise entsteht dadurch eine positive Dynamik und Begeisterung im Unternehmen und am Ende ein sich selbst verstärkender Kreislauf. Die ersten Schritte dahin sind nicht immer ganz einfach, aber es gibt mittlerweile einige Tools, z.B. die Sustainability Innovation Map, die bei einem systematischen Vorgehen helfen.“
Digitainable or dead?
Aufgrund der herausragenden Rolle, die diese beiden Megatrends in den kommenden Jahren spielen werden, haben fast alle Unternehmen kaum eine andere Wahl, als sich mit beiden Themenfeldern aktiv auseinanderzusetzen. Es geht dabei nicht nur um Investitionen, sondern auch um große Chancen durch Innovation und Wachstum. Wenn einem Unternehmen sowohl Digitalisierung als auch Nachhaltigkeit jedoch egal sind, sollten sich die Verantwortlichen über mögliche aktuelle Geschäftserfolge freuen, solange es noch geht – denn das Ende einer positiven Unternehmensentwicklung wird in solchen Fällen oft absehbar sein. Für die allermeisten Firmen gilt: digital und nachhaltig – oder wenig zukunftsfähig. Oder auf Englisch auf den Punkt gebracht: „digitainable or dead“.
Professor Dr. Ulrich Lichtenthaler ist Professor für Management und Entrepreneurship an der International School of Management (ISM) in Köln. Als Experte ist er regelmäßig als Keynote-Speaker, Executive Coach und freiberuflicher Berater zu Innovation, digitaler Transformation, künstlicher Intelligenz und Nachhaltigkeit tätig.
karin.gessler@ism.de | redaktion@regiomanager.de
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