Management

KI Anwendungsfall: Management: KI funktioniert nicht wie ein Schweizer Taschenmesser

Eins ist klar: Die eigentliche KI-Revolution findet im Management der Unternehmen statt. Aber wie verändert die KI die Kernaufgabe des Managements, die unternehmerische Entscheidung?

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von Regiomanager 13.09.2023
(© ­­­master1305 − stock.adobe.com)

Die Erwartungen an die Praxistauglichkeit der KI bei den Managern sind hoch. „Eine bahnbrechende Innovation wie künstliche Intelligenz wird nicht als Gefahr, sondern als Unterstützung und Bereicherung gesehen“, referiert Michaela Kreitmayer, Leiterin des Hernstein Instituts in Wien, die Ergebnisse ihres Management Reports 2023 zum KI-Einsatz in den Betrieben. Immerhin erwarten 82 Prozent der 1.500 befragten Führungskräfte positive Effekte für ihre Arbeit in den nächsten fünf Jahren. Angst, dass die neue Technik sie überfordert, haben sie nicht. Der Aussage, „KI hat das Potenzial, mich als Führungskraft in meiner Arbeit wesentlich zu unterstützen und für mich einen Mehrwert zu bieten“, stimmte die knappe Mehrheit der interviewten Führungskräfte zu. Managerinnen sehen die persönlichen Auswirkungen allerdings etwas skeptischer. Die Führungskräfte reklamieren für sich spezifische Unterstützung und Weiterbildung. Das entsprechende Statement findet in der Befragung des Hernstein Instituts viel Zustimmung.
Und wo sehen Manager die Einsatzmöglichkeiten der KI? Im Mittelpunkt sehen sie erwartungsgemäß die Verarbeitung von großen Datenmengen mithilfe von Algorithmen. Aber: Die Manager wollen die automatisierte Datenanalyse für sich nutzen. Sie soll dabei helfen, dass Manager und Führungskräfte schnellere und fundiertere Entscheidungen treffen.


Nur eine Minderheit der
Manager nutzt KI

Noch ist die Verbreitung von KI-Systemen überschaubar. Das Münchner ifo Institut hat im Rahmen seiner Konjunkturumfrage im Juni 2023 ermittelt, dass 13 Prozent der Unternehmen KI einsetzen.
Professor Dr. Stefan Feuerriegel, einer der wenigen Wissenschaftler, der sich mit den KI-Bedürfnissen des Managements auskennt, sieht die Einsatzfelder in klar definierten, repetitiven und wenig komplexen Aufgaben. Mit einem Beispiel verdeutlicht er auf der Interseite der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) die Vorteile von KI: Den Gesamtbetrag oder die Rechnungsnummer aus Dokumenten ziehen und automatisch eine Überweisung ausfüllen, schaffe die KI mühelos. „Was bei einer Million Kundinnen oder Kunden eine hohe Effizienz ergibt.“ Überall da, wo große Datenmengen anfallen, hilft KI. Nicht anders sei es im Marketing, wo Unternehmen Tausende von Werbe-E-Mails verschicken oder Webseitenbesuche verzeichnen. Finanzdaten seien ebenfalls gut geeignet: Im Accounting oder Controlling kann KI eruieren, wie liquide ein Unternehmen ist. So weit, so gut und bekannt.
Aber es gebe Grenzen, wo auch in Zukunft das Management gefragt sei, sagt der Wissenschaftler, der in München das wichtige Zukunftsthema beackert. Überall da, wo Emotionalität gefragt ist, seien Kreativität und kognitives Denken des Menschen unverzichtbar. Denn ob die Firma ihr Geld in einen Firmenzukauf, in Forschung und Entwicklung oder besser in die Ablösung von Krediten steckt – diese komplexeren Entscheidungen muss, laut Professor Feuerriegel, der Manager selbst treffen. Hierbei könne die KI nicht helfen.
Grenzen von KI ergeben sich ebenfalls bei der Entwicklung von Strategien: Wie kann ich neue Kunden gewinnen? Was macht ein erfolgreiches Produktdesign aus? Hierzu kann KI allenfalls Input liefern. Und noch eins macht KI-Entscheidungen schwierig: Nicht alle Unwägbarkeiten lassen sich programmieren, so die klare Ansage des Wissenschaftlers.


Blindes Vertrauen ist
nicht angesagt

Die Manager sollten sich davor hüten, blind der KI zu vertrauen. Die Forschungsarbeiten von Lingjiao Chen, Matei Zaharia und James Zou, drei junge Datenwissenschaftler und IT-Experten an der Universität Stanford und der California-Universität Berkeley in den USA, machen in diesem Zusammenhang stutzig. Die Forschungscrew hat zwei Chatboot-Generationen von AI-ChatGPT verglichen. Konkret ging es um GPT-3.5 und GPT-4. Die Programme mussten mathematische Probleme lösen, sensible Fragen beantworten, Programmcodes schreiben und visuelle Denkaufgaben bearbeiten.
Das Ergebnis des Vergleichs überrascht: Das neuste AI-KI-System ist dümmer als das Vorgängermodell. Das ChatGPT machte zuletzt immer mehr Fehler. Das Handelsblatt zitiert einen Tweet von OpenAI‘s Produktchef Peter Welinder, in dem er sich verzweifelt gegen den Imageverfall wehrt: „Nein, wir haben GPT-4 nicht dümmer gemacht“, kommentierte er die schwächelnde Qualität seiner KI.


Es fehlt an einfachen
KI-Anwendungen

Der Münchner Wissenschaftler Professor Stefan Feuerriegel vermisst, dass es für die Manager zu wenige fertige „KI-Business-Produkte“ gibt.
Es fehlen noch die einfachen Anwendungen vergleichbar mit Word oder Excel, die Manager mit ein paar Klicks starten können. Stattdessen ist es notwendig, maßgeschneiderte KI-Anwendungen für das Management zu entwickeln – wozu aber die dafür notwendigen Fachkräfte fehlen.
Adrian Weiler, Vordenker der computergestützten Entscheidungsintelligenz, der Unternehmen wie BMW, dem Hamburger Hafen oder Bosch bei der Implementierung von KI-Systemen beraten und unterstützt hat, fordert im Gespräch mit der WirtschaftsWoche: „Manager müssen lernen, mit künstlicher Intelligenz als Werkzeug umzugehen – genauso wie sie vor einigen Jahren den Umgang mit Smartphones gelernt haben.“ So einfach wie der Umgang mit dem Smartphone ist die Arbeit mit KI allerdings nicht. „Das ist natürlich schwieriger“, räumt auch Weiler ein. „Aber jeder kann es lernen.“
Dr. Klaus Heimann | redaktion@regiomanager.de

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