Wenn die Menschen im Kreis Steinfurt sich etwas vornehmen, dann finden sie auch eine Lösung und ziehen das durch. Der Verwaltungssitz des Kreises ist das beste Beispiel dafür: Als nach der Verwaltungsreform das Kreishaus nach Rheine als größte Stadt im Kreis verlegt werden sollte, ersannen die Bürger der Stadt Burgsteinfurt, wo der Sitz vor der Kreisreform angesiedelt war, eine solch typische Lösung. Gegen manche Widerstände fusionierten sie mit der Nachbarstadt Borghorst, um die Mindesteinwohnerzahl von 30.000 zu erreichen, die dem Land NRW vorschwebte. Diese Anekdote aus der Geschichte des Kreises Steinfurt ist symptomatisch für den Umgang des Kreises mit Herausforderungen. Klagen andere Regionen über den Strukturwandel, so setzen sich die 24 Städte und Gemeinden, die auf einer Fläche von 1.796 km² beheimatet sind, zusammen, entwickeln Ideen und machen sich an die Umsetzung. Mit einem guten Erfolg wie die Wirtschaftsdaten zeigen. Aber auch abseits der Wirtschaft haben die Verantwortlichen im Kreis einen Blick für die Bürger. „Unsere Arbeit ist kein Selbstzweck, wir wollen das Leben und das Umfeld für unsere Bürgerinnen und Bürger verbessern“, sagt Landrat Dr. Klaus Effing, der das Ohr immer am Puls der Zeit hat. Als vor wenigen Jahren im ganzen Land die Förderschulen aufgelöst wurden, hat er beharrlich dafür gekämpft, dass sie im Kreis Steinfurt erhalten bleiben. Weil bei der Bestandsaufnahme der touristischen Highlights auffiel, dass trotz hoher Golfplatzdichte, Premiumwanderwegen, zauberhafter Wasserschlösser, des beliebten Kunsthauses „Kult“ und gut besuchtem Factory-Outlet ein Publikumsmagnet fehlte, entstand die Idee, eine Hängebrücke zu installieren. Auch wenn sich der Kreis Steinfurt mit solchen Projekten hoch hinaus wagt, bleibt er doch bodenständig und behält im Blick, was im Alltag wichtig und richtig ist. Die Grundlage des Kreises ist vielversprechend: Zwischen der A1 und der A31 gelegen, tangiert von der A30, mit dem Flugplatz Lotte-Osnabrück auf dem Kreisgelände, dem Dortmund-Ems-Kanal und Mittellandkanal als Wasserstraße für den Schiffsverkehr, mehreren Bahnhöfen und vielen Radwegen ist er über jeden Weg und mit jedem Verkehrsmittel erreichbar. Kein Wunder, dass Tourismus neben der Wirtschaftsförderung als wichtige Aufgabe für die Zukunft gesehen wird.
Wirtschaft
Die Wirtschaft im Kreis Steinfurt ist geprägt von mittelständischen Betrieben, die von den klassischen Branchen jener Region wie Landwirtschaft und Textilindustrie bis hin zu Innovationsbranchen wie Informationstechnologie und nachhaltiger Energiewirtschaft alles abdecken. Viele der Unternehmen in Zukunftssegmenten haben sich dank der Mentalität der Menschen im Kreis aus klassischen Betrieben entwickelt, die den Strukturwandel frühzeitig gesehen und nach neuen Produkten Ausschau gehalten haben. Unterstützt wurden die Unternehmen dabei von ihren Politikern, die mit dem Projekt „Gute Aussichten“ die Folgen des Niedergangs der Textilindustrie frühzeitig im Blick hatten und neue Wege gesucht haben. So ist es den Unternehmen und den Politikern zu verdanken, dass heute ein guter Branchenmix im Kreis vorhanden ist. Vom Maschinenbau über Logistik und Straßenbau bis hin zur Nahrungsmittelindustrie und zu spezialisierten Unternehmen der Textilindustrie reicht die Wirtschaft. Manch Hidden Champion arbeitet hier daran, seine Marktführerschaft zu erhalten, und der eine oder andere Global Player wie Schmitz Cargobull, Emsa oder Coppenrath & Wiese wirkt aus dem beschaulichen Kreis Steinfurt zwischen Schlössern und grünen Wiesen in die Welt. Unterstützt werden die Unternehmen durch eine Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft, die sich vor allem die Begleitung und Förderung von Innovationen auf die Fahne geschrieben hat und dabei eng mit dem Standort Steinfurt und der Fachhochschule Münster zusammenarbeitet. Dass gleich drei Münsterland-Innovationspreise 2017 in den Kreis Steinfurt gingen, zeigt, dass die Aktivitäten Früchte tragen. Das größte Wirtschaftsprojekt ist derzeit der Airport-Park auf dem Gelände des Flughafens Lotte-Osnabrück in Greven, wo sich viele namhafte Unternehmen ansiedeln werden. Ein Kreis, der in jeder Hinsicht in Bewegung bleibt. Dr. Birgit Ebbert | redaktion@regiomanager.de
INFO
Kreise im Münsterland
Teil 1: Kreis Borken, 1. Ausgabe 2018
Teil 2: Kreis Coesfeld, 2. Ausgabe 2018
Teil 3: Kreis Steinfurt, 3. Ausgabe 2018
Teil 4: Kreis Warendorf, 4. Ausgabe 2018
Teil 5: Stadt Münster, 5. Ausgabe 2018
Städte und Gemeinden des Kreises
Altenberge
In der 63 km² großen Gemeinde mit 10.285 Einwohnern ist die Zukunft schon heute zu Gast, sitzt hier doch die Firma CLK, die sich unter anderem mit Robotik einen Namen macht.
Emsdetten
36.388 Einwohner leben in der 72,06 km² großen Stadt Emsdetten, in der viele überregional bekannte Unternehmen wie beispielsweise Emsa ihren Firmensitz haben.
Greven
Die Stadt Greven mit ihren 37.097 Einwohnern, die auf einer Fläche von ca. 140 km² leben und arbeiten, ist ein Beispiel für den Strukturwandel. Hier wurde die untergehende Textilindustrie, zum Beispiel dank Fiege Logistics, durch die Logistik-Branche ersetzt.
Hörstel
Die 20.038 Einwohner der Stadt Hörstel sitzen kulturell in der ersten Reihe, seit das Zisterzienserinnenkloster Gravenhorst aus dem 13. Jahrhundert als Kunsthaus genutzt wird. Eines der Unternehmen auf den 107 km² Stadtfläche ist Oase Living Water, das sich aus einer Reparaturwerkstatt für Landmaschinen in fast 70 Jahren zu einem Global Player in Sachen Wassergestaltung entwickelt hat.
Hopsten
Hopsten mit 7.589 Einwohnern und knapp 100 km² Fläche zählt neben dem Naturschutzgebiet Heiliges Meer ein besonderes Traditionsunternehmen zu seiner Gemeinde – die Kerzenfabrik G. & W. Jaspers GmbH, die hier seit 1864 Kerzen fertigt.
Horstmar
Die Stadt Horstmar, die sich offiziell Stadt der Burgmannshöfe nennen darf, zählt nur 6.402 Einwohner und eine Fläche von 44,76 km². Sie ist vor allem bekannt dafür, dass hier die Zentrale des Marktführers im Nutzfahrzeugbau, Schmitz Cargobull, angesiedelt ist.
Ibbenbüren
Ibbenbüren gehört mit seinen 51.289 Einwohnern auf 108,87 km² zu den letzten Städten in NRW, in denen noch Kohle gefördert wird, und hat sogar einem Steinkohlerevier seinen Namen gegeben. Aber es arbeiten bereits junge Unternehmen daran, den Namen der Stadt bekannt zu machen. Zum Beispiel die Firma Vorndieck, die erst 2017 für die Abschlepp-Vorrichtung CarCaddy den Innovationspreis Münsterland gewann.
Ladbergen
Ladbergen hat 6.621 Einwohner und eine Fläche von 52,35 km². Die Gemeinde war über Jahre geprägt von der Landwirtschaft, heute ist einer der größten Arbeitgeber die Firma Oelrich, die neben dem seit 1933 existierenden Baustoffhandel auch in der Logistik tätig ist und das Hafengelände „Westladbergen“ betreibt.
Laer
Kulturhistorisch macht sich die 35,25 km² große Gemeinde Laer mit 6.745 Einwohnern einen Namen durch die Wallburg aus dem 5. Jahrhundert und das Holzschuhmuseum. Die Wirtschaft hingegen blickt eher nach vorn. Etwa in Gestalt der Firma Welotec, die ihre 50-jährige Erfahrung in Sachen industrielle Kommunikation seit einiger Zeit auch für die Energie-
wende einsetzt.
Lengerich
Die Stadt Lengerich, 22.530 Einwohner und eine Fläche von 90,79 km² zählend, kann ihre Wirtschaftsgeschichte bis ins 16. Jahrhundert belegen, als hier neben Landwirtschaft bereits Textil- und Papierfertigung üblich waren. Indirekt mit Papier hat das größte Unternehmen in der Stadt Windmöller & Hölscher zu tun, ist es doch durch seine Verpackungs-, Druck- und Veredelungsmaschinen weltweit bekannt.
Lienen
Die Gemeinde Lienen mit 8.584 Einwohnern und einer Fläche von 73,44 km² war ursprünglich stark von der Landwirtschaft geprägt, heute ist hier ein Unternehmen ansässig, das Maschinen mit der Ernährungswirtschaft verbindet – seit 1966 produziert Vakona Nahrungsmittelmaschinen.
Lotte
14.148 Einwohner leben in der 37,71 km² großen Gemeinde Lotte. Einige der Einwohner arbeiten bei der Firma Wulff, Großhändler für Auto- und Schiffslacke sowie Baufarben und Hersteller von Klebstoffen und Spachtelmassen, die ihren Stammsitz seit über 120 Jahren am Bahnhof Lotte hat.
Metelen
Die Gemeinde Metelen befindet sich in der Münsterländer Parklandschaft, hat eine Fläche von 40,28 km² und beherbergt 6.416 Einwohner. Bis vor 40 Jahren war die Stadt geprägt von der Textilindustrie, die gänzlich verschwunden ist. Eines der überregional bekannten Unternehmen ist die Firma Sula, die seit 1950 Karamellen und andere Bonbonprodukte herstellt.
Mettingen
Äußerlich hebt sich die 40,6 km² große Gemeinde Mettingen mit ihren 11.829 Einwohnern von anderen Gemeinden in der Region ab, weil hier noch viele gut erhaltene Sandstein- und Fachwerkgebäude zu finden sind. Über die Kreisgrenzen hinaus hat die Firma Coppenrath & Wiese den Ort bekannt gemacht. Der Gründer, Konditor Josef Wiese, war hier tätig und noch heute befindet sich die Produktionsstätte hier.
Neuenkirchen
An der Grenze zu Niedersachsen bietet die Gemeinde Neuenkirchen, 13.772 Einwohner und 48,44 km² Fläche, vor allem viel Grün und Traditionsfeste, aber auch Unternehmen wie die Firma Ungrund, die sich über drei Generationen vom regionalen Handwerksbetrieb zum bundesweit tätigen Experten für Bauelemente nach Kundenwünschen entwickelt hat.
Nordwalde
Die Gemeinde Nordwalde, 9.421 Einwohner und 51,6 km² Fläche, war früher stark von der Textilindustrie und Landwirtschaft geprägt, heute sind es eher die kleinen, kreativen Unternehmen, die den Ort bekannt machen. Etwa die Firma Trendelkamp, die unter anderem nach Vorgaben eines Künstlers den Bundesadler für den Bundestag in Bonn und in Berlin fertigte.
Ochtrup
Neben der Textilindustrie spielte in der gut 105 km² großen Stadt Ochtrup die Töpferei eine besondere Rolle. Seit dem 16. Jahrhundert galt sie als Töpferstadt, heute erinnert sie mit einem Töpfereimuseum daran, das nicht nur die 19.634 Einwohner über die Geschichte informiert. Deutlich mehr Besucher als das Museum zieht sicher ein wirtschaftliches Highlight an, das Factory-Outlet-Center der McArthurGlen-Group, das in einer Shoppingmall im Baustil des Münsterlandes zum Bummeln einlädt.
Recke
In der kleinen Bergbaugemeinde Recke, die 11.341 Einwohner hat und 53,69 km² groß ist, zeigt die Firma TexTech mit ihren Lösungen für die textile Aufbereitung und Logistik, wie sich auch im Strukturwandel neue Wege und Möglichkeiten für die Textilindustrie eröffnet haben.
Rheine
Die 75.338 Einwohner zählende Stadt Rheine ist mit ihren 145 km² Fläche die größte Stadt im Kreis Steinfurt. Aus den historischen Gebäuden im Stadtgebiet sticht besonders das Gradierwerk der Saline Gottesgabe heraus, in dem bereits im Jahr 1022 bis Mitte des 20. Jahrhunderts Salz gewonnen wurde. Zudem sorgt die Firma Apetito für Tiefkühlkost weit über die Kreis- und Landesgrenzen hinaus.
Saerbeck
Die kleine Gemeinde Saerbeck, 7.149 Einwohner zählend, 59 km² groß und seit 2009 offiziell „Klimakommune“, ist unter anderem durch die Firma Saertex, die auf allen fünf Kontinenten mit Niederlassungen vertreten ist und in Saerbeck ihre Heimat hat, weltweit bekannt.
Steinfurt
Getränke und Textilien sind es, die die Wirtschaft der Kreisstadt Steinfurt bestimmen. Auf der 111,67 km² großen Fläche der Stadt gibt es eine Brauerei, eine Destillerie und eine Kornbrennerei. Darüber hinaus verschiedene Textilfirmen, die den 33.633 Einwohnern Arbeitsplätze bieten. Etwa die Textilfabrik Fischer, welche die Tradition der Textilindustrie in der Region mit technischen Textilien sowie Textilien für Heim und Freizeit fortführt.
Tecklenburg
Die Stadt Tecklenburg, in der 8.989 Menschen auf einer Fläche von 70,49 km2 leben, wird wegen der gut erhaltenen Gebäude aus dem Mittelalter auch „Westfälisches Rothenburg“ genannt. Ihre Festspiele sind ebenso über die Kreisgrenzen hinaus bekannt wie manche Firmen, darunter das Unternehmen Ventker Metallbau, die seit Jahrzehnten in der Stadt tätig sind.
Westerkappeln
Die Wirtschaft der Gemeinde Westerkappeln (85,83 km² Fläche, 11.117 Einwohner) ist geprägt von zwei Gewerbegebieten, in denen große Logistik-Unternehmen ihre Lager angesiedelt haben. Aber auch die ABC-Klinkergruppe, die als eines der größten inhabergeführten Familienunternehmen der Ziegelindustrie in Deutschland gilt, ist hier tätig.
Wettringen
Fahrräder sind in der Gemeinde Wettringen mit ihren 8.154 Einwohnern und ihrer Fläche von 57,69 km2 häufig zu sehen, liegt der Ort doch an mehreren großen Radwegen. Zu den Unternehmen, die aus der kleinen Gemeinde herausstrahlen, gehört die Firma Imi-Beton, die sich seit 1947 von einer Tischlerei zu einem Spezialbetrieb für Objekte, Einrichtungen und Möbel mit einem Ladenlokal auf der Düsseldorfer Kö entwickelt hat.
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