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Portfolio Management: So stimmt’s im Depot

Fallende Börsen, eine galoppierende Inflation und die Zinswende: Anleger haben es derzeit wahrlich nicht leicht. Doch wie jede Krise bietet auch die aktuelle Situation Chancen für das Investmentportfolio.

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von Regiomanager 21.11.2022
In der aktuellen Krise fragen sich viele Anleger, wie sie ihr Depot richtig aufstellen sollen. Doch das ist gar nicht so schwer. Denn gerade jetzt bieten sich gute Kaufgelegenheiten. (© William W. Potter – stock.adobe.com)

„Hin und her macht Taschen leer“, lautet eine bekannte Börsenweisheit, die Anleger davor warnt, Wertpapiere häufig zu verkaufen, um sie dann bald wieder neu zu erwerben. Sie unterstreicht, was Finanzexperten Anlegern ohnehin empfehlen: einen ständigen Wechsel zu vermeiden. Schließlich kostet jede Transaktion Geld.
Wer sich bei Finanzberatern und Fondsvermittlern umhört, stellt fest, dass Privatinvestoren diese Regel offensichtlich selbst im aktuellen Krisen-Cocktail aus geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten, steigenden Energiepreisen und galoppierender Inflation weitestgehend beherzigen. Kaum ein Berater berichtet, dass seine Kunden ihr einmal vernünftig aufgestelltes Depot hektisch umschichteten, auf sichere Anlagen wie Anleihen setzten oder gar Cash auf dem Konto parkten.
Das ist auch richtig, denn ein breit diversifiziertes Portfolio, in dem sich verschiedene, möglichst wenig korrelierende Asset-Klassen finden, leidet auch in Krisenzeiten nicht so sehr wie ein reines Aktien-Depot – und erholt sich im Laufe der Jahre wieder. Stellt sich nur die Frage, wie ein Anlageportfolio in Zeiten enormer Preissteigerungen, sinkender Börsenkurse und steigender Zinsen sinnvoll bestückt werden kann.
Auch wenn so manchem Anleger der Spaß an Aktien und entsprechenden Fonds zuletzt vergangen sein dürfte: Solange die großen Indizes wie der deutsche Leitindex Dax, der US-Leitindex S&P 500 oder der globale Aktienindex MSCI World weiter fallen, ist es Zeit zu kaufen. Und noch ist der Boden Experten zufolge nicht erreicht. Erst Ende September haben Strategen von Banken und Asset Managern ihre Kursziele nach unten korrigiert. So rechnen etwa die Kapitalmarktstrategen der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) erst in der ersten Hälfte des kommenden Jahres mit einem Tiefstand an den Börsen. Die Dekabank, der zentrale Wertpapierdienstleister der deutschen Sparkassen, sieht den Dax zum Jahresende bei 12.000 Zählern, die Nord-LB hält 11.000 Punkte für die untere Grenze, bevor es wieder bergauf geht.

Lohnenswerte Aktien

Genau deshalb sind Aktien jetzt lohnenswert. Dies gilt umso mehr, da die Papiere als Sachwerte einen guten Inflationsschutz bieten. Wer nicht stets selbst die Märkte verfolgen möchte, kann auf gemanagte Aktienfonds setzen. Bei diesen Sondervermögen schichten Fondsmanager das Portfolio je nach Börsenlage und den Kursentwicklungen der einzelnen Titel regelmäßig um. Auch Fondssparpläne bieten sich an. Allerdings nur, wenn Anleger in schlechten Phasen die Nerven behalten und regelmäßig weiter einzahlen. In diesem Fall nehmen sie günstige Kurse mit und müssen einer späteren positiven Entwicklung nicht hinterherlaufen.
Möchte sich ein Sparer nicht auf die Künste einzelner Fondsmanager verlassen, hat er die Möglichkeit, sich sogenannte passiv gemanagte, börsengehandelte Indexfonds, zu Englisch: Exchange Trades Funds (ETFs), ins Depot zu legen. ETFs bilden einen Index ab und vollziehen dessen Entwicklung nach. Das Schöne daran: Solche Produkte sind im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds mit deutlich geringeren Gebühren belastet und schneiden keineswegs per se schlechter ab als aktiv gemanagte Sondervermögen. Im Sinne einer breiten Streuung sollten Anleger möglichst auf mehrere ETFs setzen. Neben einem global anlegenden Fonds, der etwa den MSCI World abbildet, kann zusätzlich Geld zum Beispiel in einen Nachhaltigkeits- oder einen Schwellenländer-ETF investiert werden.
Finanzexperten raten oft dazu, einen Anteil von etwa 50 Prozent Aktienfonds im Depot zu halten. Gute Ergänzungen sind nach wie vor Immobilienfonds. Wer etwas weniger risikobereit ist und sein Vermögen bereits in einem einzelnen Fonds breit streuen möchte, tut gut daran, in sogenannte Multi-Asset-Produkte zu investieren.

Interessante Strategien

Diese Sondervermögen legen – wie der Name schon sagt – in ganz unterschiedliche Asset-Klassen an und verfolgen zum Teil sehr interessante Strategien zur Absicherung des Portfolios. So gibt es Produkte, die einen gewissen Prozentanteil des Fondsvermögens in Aktien und Anleihen von Unternehmen in Sondersituationen investieren. Solche Sondersituationen bieten sich etwa bei Aktien von Firmen, die einem Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag unterliegen. Für die Aktionäre ist ein solcher Vertrag für eine gewisse Zeit mit einem Abfindungsangebot verbunden. Dieses kann der Fondsmanager jederzeit annehmen, es begrenzt das Verlustpotenzial und es ist wie ein Fangnetz, das die Aktie anleiheähnlich macht.
Als Beimischung für das Depot eignen sich zudem Themenfonds. Solche Fonds investieren in Aktien von Unternehmen, die in ganz bestimmten, sehr zukunftsträchtig eingestuften Branchen unterwegs sind. So setzen die Sondervermögen etwa auf Themen wie Robotik, Wasser oder Wasserstofftechnologie. Hier gilt aber: Auf mehr als fünf Prozent sollte sich der Anteil an Themenfonds nicht belaufen und Anleger müssen die Entwicklung der betreffenden Branche gut beobachten.
Abgesehen von Fonds kommen natürlich auch Einzelaktien für das Depot infrage. Allerdings sind die Papiere eher für erfahrene Anleger geeignet, die bereit sind, sich mit den betreffenden Unternehmen intensiv auseinanderzusetzen. Wer sich an einzelne Aktien aber heranwagen will, kann derzeit mit Papieren von Technologiekonzernen wie Microsoft oder Apple gut fahren, die nach Kursverlusten zuletzt wieder zulegen konnten. Aufwärtspotenzial sehen Kapitalmarktstrategen aktuell auch bei europäischen Aktien.

Anleihen werden attraktiver

Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinswende ausgerufen hat, bringen auch Anleihen wieder Rendite. Die zehnjährige deutsche Staatsanleihe notierte zuletzt bei knapp unter einem Prozent, die italienische Staatsanleihe notiert mittlerweile sogar knapp unter drei Prozent. Auch bei Unternehmensanleihen ist die Rendite gestiegen. Damit gehört ein gewisser Anteil von festverzinslichen Wertpapieren inzwischen auch wieder in ein vernünftig strukturiertes Depot. Das gilt jedoch nur, wenn die Papiere ein kalkulierbares Risiko darstellen, was bei Ländern der Eurozone der Fall sein dürfte. Zudem ist nicht zu vergessen, dass bei Anleihen Kursverluste drohen, falls die Zinsen weiter steigen.
In Krisenzeiten setzen Anleger bekanntlich verstärkt auf Gold. Das Edelmetall gehört auch tatsächlich zur Standardausstattung eines jeden Depots, übertreiben sollten Privatinvestoren es damit aber nicht. Denn: Gold bringt weder Dividenden noch Zinsen. Daher sollte es lediglich in Höhe von fünf bis zehn Prozent des Vermögens beigemischt werden.
Wer etwas Neues ausprobieren möchte, kann es ruhig auch einmal mit Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum versuchen. Allerdings müssen sich Mutige darüber im Klaren sein, dass solche Währungen enormen Schwankungen unterworfen sind und keinesfalls eine strategische Geldanlage darstellen. Daher sollte in Bitcoin und Co. immer nur Kapital investiert werden, dessen Verlust im Notfall verschmerzt werden kann. Zudem sollten Anleger Kryptowährungen auch nur bei Instituten oder Plattformen kaufen, die von der Finanzaufsicht Bafin überwacht werden und möglichst einen langen Atem haben. Bisher hat es zumindest der Bitcoin geschafft, Kurseinbrüche immer wieder mehr als aufzuholen. Schade, wenn die Währung vorher verkauft worden wäre. Aber was besagt eine alte Börsenweisheit? Hin und her macht Taschen leer.
Andrea Martens I redaktion@regiomanager.de

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