Was wünschen sich Start-ups, was wünschen sich sogar gestandene Unternehmen, was wünschen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, was wünscht sich eigentlich (fast) jeder Mensch? Einen starken Partner an der eigenen Seite. Oder geht es Ihnen nicht so? Möchten Sie nicht auch, dass da jemand ist, der Sie unterstützt, Sie durch Krisen begleitet, der an Sie glaubt und der Wind unter Ihren Flügeln ist? Tja, in der Geschäftswelt hat es sich leider bislang kaum herumgesprochen, dass die meisten Unternehmen besser fahren, wenn sie kooperieren. Hier herrscht immer noch die Dog-eat-dog-Mentalität vor – die Konkurrenz ausschalten, ehe sie zu viele Marktanteile übernimmt.
Doch ist das wirklich erstrebenswert? Ist ein endloses Wachstum für ein Unternehmen das höchste Ziel? Ist es sinnvoll, die Konkurrenz in den Boden zu rammen? Ich meine nein.
Natürlich sollte jedes Unternehmen sein Geschäft auf gesunde Füße stellen, um allein klarzukommen, natürlich ist es sinnvoll, ein gewisses Wachstum anzustreben, um nicht nur vor sich hin zu werkeln, sondern Gewinne einzufahren. Doch unendliches Wachstum, das stellte schon der Club of Rome 1972 in seinem Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ fest, kann es, zum Beispiel aufgrund endlicher Ressourcen und der damit verbundenen Umweltzerstörung, nicht geben. Die Studie des Club of Rome plädierte daher schon vor 40 Jahren für ein qualitatives Wachstum mit mehr Lebensqualität, für eine gleichmäßigere Verteilung von Wohlstand. Sie macht deutlich, dass individuelles lokales Handeln stets auch globale Auswirkungen hat.
Was das mit unternehmerischem Wachstum zu tun hat? Jeder Betrieb, jedes Start-up sollte sich überlegen, ob starkes Wachstum tatsächlich die Lösung aller Probleme und erstrebenswerter als alles andere ist. Denn je größer ein Unternehmen wird, umso unübersichtlicher werden die Strukturen. Tätigkeiten müssen an verschiedene Arbeitsbereiche abgegeben, die Arbeit der einzelnen Bereiche koordiniert werden. Es wird alles komplizierter, und das geht nicht immer mit qualitativem Wachstum, mit Zufriedenheit und Lebensqualität, einher. Auch gehen über großem Wachstum manchmal die Werte eines Unternehmens verloren, für die es einst stand. Werte werden im Wachstum oft als nachrangig betrachtet, obwohl vielleicht gerade sie es waren, die das Unternehmen bei den Kundinnen und Kunden erfolgreich gemacht haben. Das kann der Anfang vom Ende des Erfolgs eines Unternehmens sein. Denn Kunden reagieren auf derartige Änderungen mittlerweile empfindlicher als früher.
Und da wären wir wieder bei den starken Partnern und Kooperationen: Statt sich gegenseitig zu übertrumpfen oder preislich zu unterbieten, kann es sinnvoll sein, sich mit der vermeintlichen Konkurrenz zusammenzuschließen. Zwei Unternehmen aus derselben Branche können zum Beispiel beim Einkauf bessere Konditionen erzielen, eine Zusammenarbeit kann in Boom-Zeiten helfen, Engpässe zu überbrücken, in schwierigen Zeiten lassen sich die Kräfte bündeln, um Durststrecken leichter zu überstehen. Eine solche Kooperation kann sich auf einzelne Bereiche beschränken und natürlich muss kein Unternehmen dem anderen seine Betriebsgeheimnisse zur Verfügung stellen.
Durch Kooperationen kann das Wachstum eines Unternehmens auf ein gesundes Maß gebracht werden. Als Folge müssen Umstrukturierungen nicht mit der heißen Nadel gestrickt werden. Besonders wichtig jedoch, gerade in heutiger Zeit: Werte wie nachhaltiges Arbeiten und Wirtschaften gehen über einem zu raschen Wachstum nicht unter. Auch das Arbeitsklima ändert sich nicht rasant. Menschen sind Gewohnheitstiere und passen sich besser an sich langsam verändernde Bedingungen an. Das alles kann dazu beitragen, Unternehmen auf eine langfristig solide Basis zu stellen. Auch viele Kunden werden es danken. Jedenfalls die, für die Werte eines Unternehmens von Bedeutung sind. Und von diesen Kunden gibt es immer mehr.
Simone Harland | redaktion@regiomanager.de
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