Immobilien (Dienstleistungen)

Baustoffhandel: Erneute Rekordumsätze

Der Baustoff-Fachhandel – Zentrum jedes Bauvorhabens. Hier laufen sämtliche Anfragen von Architekten, Ingenieuren und Hand-werkern zusammen. Aber auch private Bauherren – finden hier, was sie zur Realisierung ihrer Umbaumaßnahme benötigen.

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von Regiomanager 23.07.2019
(Foto: ©marog-pixcells – stock.adobe.com)

Der deutsche Baustoff-Fachhandel hat eine überwiegend mittelständische Struktur. Als Großkonzerne treten Saint Gobain (Raab Karcher) und die BayWa in den Vordergrund. Andere Baustoffhändler organisieren sich zusätzlich in sogenannten Einkaufsverbänden. Beispiele dafür sind der Baustoffring, Eurobaustoff oder Hagebau. Aktuell wird ein Großteil des Verkaufs von Baustoffen auch über das
Internet abgewickelt.
Als Dachverband agiert der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel e. V. (BDB), der sich für die Interessen des Baustoff-Fachhandels einsetzt. Er veröffentlicht regelmäßig aktuelle Zahlen der Branche und bietet Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung, wie zum Beispiel die Weiterbildung zum Energie-Fachberater im Baustoff-Fachhandel, an. Ganz neu hat der Verband jetzt eine Stellen- und Ausbildungsbörse über
seine Website eingeführt.
Der BDB hat derzeit 900 Mitglieder mit 2.300 Betriebsstätten. Dort arbeiten momentan 37.806 Beschäftigte und 3.192 Auszubildende (Stand: 2018). Der Umsatz im Jahr 2018 betrug 14,6 Milliarden Euro.

Mehr neue Wohnungen

Eng verbunden sind die Umsätze im Baustoff-Fachhandel mit der Entwicklung der Bauwirtschaft. „Die Bauindustrie befindet sich weiter auf ihrem Wachstumskurs – und erweist sich als Stütze der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Dies ist kein Wunder, schließlich haben die Umsätze am Bau im ersten Quartal 2019 neue Rekordwerte erreicht“, so der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie Dieter Babiel. Dies ist nicht zuletzt auf die hohen Aktivitäten im Wohnungsbau zurückzuführen. Seit dem Tiefpunkt im Jahr 2008 ist die Zahl der genehmigten Wohnungen in Mehrfamilienhäusern und Wohnheime – trotz des Rückgangs im vergangenen Jahr – bis 2017 um 213 Prozent gestiegen. Die Investoren reagierten damit vor allem auf die Zuwanderung.
Babiel: „Im Gegensatz zu früheren Zeiten profitieren seit geraumer Zeit sämtliche Bausparten von der hohen Nachfrage
nach Bauleistungen.“

Profis in Sachen Beratung

Im Unterschied zu den Baumärkten ist der Baustoff-Fachhandel mit den unterschiedlichsten Baustoffen aus allen Bereichen des Baugeschehens bevorratet. Außerdem bietet er die passende Logistik mit Kipp- und Kranfahrzeugen für die Lieferung auf die Baustelle. In einem umfassenden Sortiment mit 50 bis 60.000 Produkten stehen moderne, leistungsfähige Baustoffe und Baustoff-Systeme für unterschiedliche Einsatzbereiche zur Wahl. Als Fachvertriebspartner der Baustoff-Industrie wird der Fachhandel frühzeitig über aktuelle Produkte und neue Verarbeitungstechniken informiert. Durch ihn erfolgt eine umfangreiche Fachberatung und Betreuung der Bauunternehmen und anderen Fachfirmen. Hierzu werden die Mitarbeiter des Baustoff-Fachhandels von den Herstellern zu deren Produkten umfassend geschult. Die Mitarbeiter im Baustoff-Fachhandel sind gefragte Experten mit Spezialwissen auf ihrem jeweiligen Fachgebiet. Vom Einkauf über den Verkauf bis zur Logistik reichen die
Berufsfelder im Baustoff-Fachhandel.
Fliesen, Parkett, Laminat oder doch lieber Kork? Beim Bauen oder Modernisieren gibt es jede Menge Entscheidungen zu treffen. Schließlich gilt es, sich in viele neue Themen einzuarbeiten, von denen man bisher kaum eine Ahnung hatte. Bei der Suche nach dem geeigneten Material oder Werkstoff hilft der Baustoff-Fachhandel. In modernen und großzügigen Ausstellungsräumen können Kunden unterschiedliche Lösungen im Einbauzustand begutachten und in Ruhe auswählen.

Das Geschäft mit der Strecke

Waren, die beim Baustoff-Fachhandel gekauft werden, können auf zwei verschiedenen Wegen ihr Ziel erreichen. Einmal holt der Kunde beim Kauf persönlich seine Ware ab – oder der Handel liefert direkt auf die Baustelle. Dazu hat er entweder einen eigenen Fuhrpark oder er beauftragt ein externes Logistik-Unternehmen. Die zweite Methode ist das sogenannte Streckengeschäft, eine Sonderform des Versendungsverkaufs (s. Kasten). Dabei bestellt der Kunde die Ware zunächst beim Fachhandel. Geliefert wird jedoch nicht vom Lager des Händlers aus, sondern die Ware nimmt ihren Weg direkt vom Werkstandort des Herstellers zu ihrem endgütigen Bestimmungsort. Das Streckengeschäft ist somit das Gegenteil vom Lagergeschäft
des Handels.
Mit diesen Streckengeschäften hat der Baustoffhandel im letzten Jahr fast genauso viel Umsatz gemacht (6,7 Milliarden Euro) wie mit Lagergeschäften (7,9 Milliarden Euro).
Entscheidend am Streckengeschäft ist, dass die beim Handel bestellte Ware den Handelsstandort quasi umgeht und direkt vom Werksgelände zum Kunden gelangt. Anders als beim Direktgeschäft bleibt der Händler Auftragnehmer. Er ist Vermittler, über ihn laufen Rechnungsstellung und Zahlungsvorgang. Und er wird zwischenzeitlich Eigentümer der Ware, ohne selbst mit ihr in Kontakt zu kommen.
Besonders sinnvoll sind Streckengeschäfte zur Lieferung von größeren Mengen an Baustoffen zu einer Baustelle. Insbesondere dann, wenn der Händler die gewünschten Mengen nicht vorrätig hat, hat es wenig Sinn, die Ware zunächst beim Händler anzuliefern und dann erst zum Kunden zu schaffen. Oft handelt es sich dabei ja auch um sehr schwere und großvolumige Güter, die viel Platz benötigen. Birgit Marx | redaktion@regiomanager.de

INFO

Was ist ein Streckengeschäft?

Was ist ein Streckengeschäft?
Eine Form der Warendistribution, bei der die Ware von einem Glied der Absatzkette, z. B. einem Hersteller (H), direkt, unter Umgehung des Großhandels (GH), an den Einzelhändler (EH) geliefert wird. Der GH hat nur eine disponierende Funktion, indem Auftrags-, Rechnungs- und Zahlungsweg über
ihn führen.
Streckengeschäfte werden häufig bei der Verteilung von Massengütern (Getreide, Eisen, Stahl, Kohle, Baustoffe, Düngemittel u. a.) getätigt (Streckengroßhandel), aber auch beim Handel mit Verbrauchsgütern, z. B. in kooperativen Gruppen, wo die Lieferanten nicht an den zentral disponierenden Großhandel, sondern an die dezentralen Auslieferungslager oder die Mitglieder der Einzelhandelsstufe direkt liefern. (Quelle: Gablers Wirtschaftslexikon)

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