Produktion

Industrieböden: Fester Boden unter den Füßen

Industrieböden sind oft besonderen Belastungen ausgesetzt. Daher bestehen sie oft aus speziellem Beton. Eine beliebte Art der Bodenbeschichtung sind Kunstharz-Estriche, die aufgrund ihrer fugenlosen Dichtigkeit auch hohen Hygienestandards genügen.

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von Regiomanager 17.07.2020
Foto: ©zhu difeng – stock.adobe.com | Michael Otterbein

Der feste Boden unter den Füßen ist ein wichtiges Element von Architektur – egal ob im Wohnhaus, Ladenlokal oder Veranstaltungssaal. Für den gewerblichen Bereich zählen notwendigerweise andere Kriterien als für reine Wohn- oder Repräsentationsräume. Vor allem in Gebäuden, die der industriellen Produktion dienen, gelten besondere Anforderungen. Hier kommt es weniger auf Optik oder Ästhetik an, sondern auf Belastbarkeit und Robustheit. Denn in Industriebetrieben oder Lagerhallen ist der Boden oft das am stärksten beanspruchte Bauteil. Belastungen entstehen durch das Begehen und Befahren, das Gewicht von Maschinen und Anlagen sowie andere temporär abgestellte Lasten. Dazu ist er häufig Chemikalien und hohen Temperaturschwankungen ausgesetzt. Genügt der Boden diesen Anforderungen nicht, kann das zu Behinderungen der Betriebsabläufe bis hin zum Produktionsstillstand führen. Oft steigt auch die Unfallgefahr oder schädliche Substanzen aus der Produktion gelangen nach außen.

Beton bietet die nötige Tragfähigkeit

Um Tragfähigkeit und Belastbarkeit von Industrieböden sicherzustellen, wird in der Regel Beton als Basismaterial eingesetzt. Die Planung der Betonböden beginnt mit der Analyse der zu erwartenden Beanspruchungen. Wobei für die Dimensionierung des verwendeten Materials vor allem die Abschätzung vermutlicher Punkt- und Flächenlasten sowie rollender und schleifender Beanspruchungen wichtig ist. Dabei baut sich ein Betonboden konstruktiv im Wesentlichen aus drei Teilen auf – aus einem gleichmäßigen und genügend tragfähigen Untergrund, einer hydraulisch gebundenen oder ungebundenen Tragschicht und einer aus Betonplatten bestehenden Oberfläche. Manche Einsatzbereiche benötigen eine besondere Ebenheit, was durch den Einsatz moderner, lasergesteuerter Einbaugeräte möglich wird. Böden in geschlossenen Hallen haben dabei in der Regel kein Gefälle, während industriell genutzte Freiflächen über ein ausreichendes Längs- und/oder Quergefälle verfügen müssen.

Höhere Belastbarkeit durch Oberflächenbehandlung

Zur Vermeidung von Rissen werden Betonböden häufig mit Fugen verlegt. Diese sind aber zugleich Schwachstellen, an denen Schäden ihren Anfang nehmen können. Daher sollten Fugen in möglichst großen Abständen angeordnet und nicht da angesetzt werden, wo der Boden besonders stark beansprucht wird, wie zum Beispiel im Fahrbereich einer Halle. Gesteigert werden Nutzbarkeit und Belastbarkeit von Betonböden durch eine geeignete Oberflächenbehandlung. Durch „Abscheiben“ und „Flügelglätten“ können die Betonoberflächen mit geeigneten Geräten bis hin zu einer sogenannten Kellerglätte poliert werden. Häufig werden geglättete Betonböden aber auch mit Estrichen belegt. Dabei basieren Estriche auf unterschiedlichen Materialien wie Zement, Gussasphalt, Calciumsulfat oder Magnesit. Eine zunehmend beliebtere Art von Estrichböden wird mit Hilfe von Kunstharzen oder Reaktionsharzen wie Epoxyd, Polyurethan oder Methylmethacrylat hergestellt. Kunstharz-Estriche werden auf trockenem Untergrund meist in einer einzigen dünnen Schicht von ca. 8–15 Millimetern eingebaut, was praktisch auf vielen Untergründen – Fliesen, Holz, Beton, Metall und Keramik – möglich ist.

In wenigen Stunden aufgebracht

Ein großer Vorteil von Kunstharzböden ist ihre lange Lebensdauer. Sie sind absolut fugenlos sowie schlag-, kratz- und stoßfest. Durch ihre glatte Oberfläche sind Böden auf Kunstharzbasis auch unter schwierigen hygienischen Gegebenheiten problemlos sauber zu halten – unempfindlich gegen Temperaturschwankungen, wie sie zum Beispiel in lebensmittelverarbeitenden Betrieben auftreten können. Auch hohem Druck hält der Industriefußboden gut stand und seine Festigkeit gegen jeglichen Abrieb ist ein weiterer Vorteil. Reaktionsharze bestehen im Allgemeinen aus zwei Komponenten, die auf der Baustelle im flüssigen Zustand angemischt und verarbeitet werden. Durch chemische Reaktion härten sie in kurzer Zeit aus. Auf diese Weise können Kunstharzböden oft in wenigen Stunden aufgebracht und dadurch Betriebsunterbrechungen gering gehalten werden, was sie auch zu einer geeigneten Lösung für Bodensanierungen im laufenden Betrieb macht.

Kunstharzböden entsprechen Hygienebestimmungen

Die Anwendungsfelder von Kunstharzböden sind vielfältig und reichen von Lager- und Produktionshallen über Krankenhäuser und Parkhäuser bis hin zu Logistikzentren. Je nach Bedarf können Kunstharzböden in unterschiedlichen Rutschhemmstufen und in vielen Farbvarianten angeboten werden. Besonders lebensmittelverarbeitende Betriebe entscheiden sich oft für diese Art des Industriebodens, weil er den hier besonders strengen hygienischen Bestimmungen entspricht. Der Polyurethanharz-Boden eines deutschen Herstellers hat sogar vor Kurzem ein „Halal-Zertifikat“ für die Lebensmittelproduktion nach islamischen Standards erhalten. Um Kunstharzböden pflegeleichter zu machen, lässt sich zusätzlich vor der ersten Nutzung ein transparenter Schutzfilm auftragen, der den Einzug von Schmutz verhindert. Danach sollte der beschichtete Boden regelmäßig mit Wasser und Pflegemitteln gereinigt werden. Bei Böden mit starker Belastung kann der Schutzfilm zusätzlich in größeren Abständen entfernt und neu aufgetragen werden.

Michael Otterbein | redaktion@regiomanager.deMichael Otterbein
| redaktion@regiomanager.de

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