Der demografische Wandel und der Fachkräftemangel lassen die Personaler hoffnungsvoll auf die Generation blicken, die in den 80er- und 90er-Jahren geboren wurde und die nach Ausbildung und Studium nun dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Bezeichnet als Generation Y, Millennials oder Digital Natives, werden ihnen ebenso wie der Generation der Baby-Boomer (die nach 1946 Geborenen) oder der Generation X (nach 1965 Geborene) eigene Werte und Ansprüche zugeschrieben. Und auch die nächste Generation steht in den beruflichen Startlöchern als Generation Z, die nach 1992 Geborenen. Auch wenn Pauschalurteile nicht auf jedes Individuum zutreffen, so lassen sich doch Tendenzen im Allgemeinen festmachen.
Ansprüche
verändern Arbeitswelt
Die Personalberatung Kienbaum hat für die seit 2007 jährlich erhobene „Absolventenstudie 2014/15“ Teilnehmer des Absolventenkongresses in Köln u.a. nach ihren Werten und Kriterien der Arbeitgeberwahl befragt. Genau wie im Vorjahr gaben die Studenten als wichtigste Werte und Ziele Familie und Freunde an (73 Prozent). Weitere Nennungen sind Erfolg und Karriere (56 Prozent), gefolgt von Gesundheit (48 Prozent). Auffällig ist, dass Werte wie Selbstverwirklichung und Reisen sowie das Kennenlernen fremder Länder und Kulturen vor Genuss und Konsum oder Reichtum genannt werden. Bei der Wahl des Arbeitgebers ist für 65 Prozent der Befragten das wichtigste Kriterium die kollegiale Arbeitsatmosphäre, gefolgt von der Work-Life-Balance (61 Prozent) und den Karrieremöglichkeiten (59 Prozent). An fünfter Stelle steht die gute Bezahlung (41 Prozent). 36 Prozent wünschen sich einen Konzern als Arbeitgeber, 32 Prozent bevorzugen ein mittelständisches oder inhabergeführtes Unternehmen. Die Ansprüche der jungen Mitarbeiter verändern die Arbeitswelt. Sie möchten in Teams arbeiten, einen sinnvollen Job erledigen. Doch der Job ist nicht das höchste Gut. Die Millennials sind nicht willens, für einen Job ihr Leben zu opfern. Wenn die Kinder krank sind, möchten sie zu Hause arbeiten; ist ein spannendes Projekt abgeschlossen, möchten sie sich einer neuen spannenden Herausforderung stellen. Wird diese nicht in Aussicht gestellt, gibt es immer noch die Option, den Arbeitgeber zu wechseln. Loyal verhalten sie sich gegenüber einem Team oder im Rahmen eines Projekts, einem Unternehmen gegenüber fühlen sie sich weniger verpflichtet.
Werte und Einstellungen
Das Praxispapier eines Expertenworkshops zum Thema „Zwischen Anspruch und Wirklichkeit: Generation Y finden, fördern und binden“ der Deutschen Gesellschaft für Personalführung e. V. stellt ebenfalls eine hohe Wechselbereitschaft der Generation Y fest, wenn etwas den eigenen Vorstellungen nicht entspricht. Entscheidungen gelten für den Moment und nicht für das ganze Leben. Diese Sprunghaftigkeit zeigt sich beispielsweise auch darin, dass der frisch eingestellte Azubi seine Ausbildung bereits nach wenigen Tagen wieder abbricht. Trotz der Gewissheit, im Laufe des Lebens mehrere Arbeitgeber zu haben, wünschen sich viele aus der Generation Y einen festen, unbefristeten Arbeitsplatz – immer mit der Option, selbst wieder gehen zu können. „So übernimmt das Unternehmen zum Teil die Rolle der fördernden, kümmernden, führenden und helfenden Familie (,In loco parentis’-Management), und dennoch bleiben dem Einzelnem Freiheit und Unabhängigkeit erhalten“, so lautet ein Fazit des Workshops. Findet sich die Stabilität nicht in der Arbeitswelt, verschiebt sich die Suche danach ins Private, beispielsweise in Form von konservativen Wertvorstellungen.
Effektive Instrumente
Wie eine empirische Studie am Beispiel von Genossenschaftsbanken und in Kooperation mit der GenoPersonalConsult zum Thema Mitarbeiterbindung in der Generation Y herausfand, gibt es dennoch effektive Instrumente der Mitarbeiterbindung. Im Beruf sind das Betriebsklima, die leistungsgerechte Bezahlung und die Wertschätzung durch die Führungskraft sowie auch die Anerkennung im Unternehmen wichtige Bindungsfaktoren. Signifikante Zusammenhänge konnten bei folgenden Punkten festgestellt werden: partizipativer Führungsstil, anerkennende und wertschätzende Unternehmenskultur und hohe Transparenz in der Kommunikation sowie transparente Entwicklungsperspektiven für den jungen Mitarbeiter. Die Digital Natives legen Wert auf Mitbestimmung. Der Vorgesetzte wird zum Freund, Hierarchien verflachen, es gibt viele Freiräume, wenige Anweisungen, dafür mehr Erklärungen. Wenn schon Überstunden, dann wollen die Millennials auch wissen, warum sie anfallen. Die DGFP-Studie hebt hervor, dass die jungen Mitarbeiter wissen wollen, wo sie im Unternehmen stehen, und sie wollen ihren Beitrag zum Team-, Projekt- und Unternehmenserfolg kennen und beeinflussen können. Sie fordern Aufmerksamkeit und regelmäßige Rückmeldungen von ihren Vorgesetzten, können allerdings mit Rückschlägen oder Kritik oftmals nicht angemessen umgehen und darin einen Anreiz zu sehen, sich zu verbessern.
Erwartungen
Homeoffice-Möglichkeiten, freie Arbeitsplatzwahl, frisches Obst und kostenlose Getränke – diese Angebote sollten moderne Unternehmen ihren Mitarbeitern machen bzw. werden von den jungen Mitarbeitern ganz selbstverständlich eingefordert. Auch das Sabbatjahr – eine einjährige berufliche Auszeit – zählt wie mobiles Arbeiten zu den flexiblen Arbeitszeitmodellen. Dafür dass sie flexibel über die eigene Zeit bestimmen können, arbeiten sie auch hart und zuverlässig. Ebenso selbstverständlich ist es für sie, das Internet im Unternehmen auch für private Zwecke zu nutzen. Im Gegenzug arbeiten sie am Wochenende oder am Feierabend weiter. Privat- und Berufsleben vermischen sich zunehmend. Und wie geht’s weiter? An den Universitäten sitzen in den ersten Semestern bereits Vertreter der Generation Z, die nach 1995 Geborenen. Ihnen sind Freunde und Familie wichtiger als die Karriere. Zwischen Privatem und Beruflichem trennen sie jedoch strikt, Feierabend zu haben heißt Freizeit zu haben. Flexible Arbeitsmodelle sind nach wie vor gefragt, aber das Homeoffice wird vor allem dann genutzt, wenn Handwerker kommen oder das Kind krank ist. Feste Arbeitszeiten, festes Gehalt mit Wachstumsgarantie, arbeiten in kleinen Teams – die Arbeit ist für diese kommende Generation lediglich ein notwendiges Übel zur Selbstverwirklichung. Karin Bünnagel | redaktion@regiomanager.de
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