Der Wohnungsbestand in Deutschland nimmt zu, aber ist das aktuelle Wachstum auch ausreichend und wird es den Anforderungen der Zukunft gerecht? Klammert man die rund 400.000 Wohnungen in deutschen Wohnheimen einmal aus, gab es im Jahr 2015 rund 41 Millionen Wohnungen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, erhöhte sich der Wohnungsbestand damit im Vergleich zum Jahr 2000 um 6,8 Prozent bzw. 2,6 Millionen Wohneinheiten. Umgerechnet auf je 1.000 Einwohner gab es Ende 2015 demnach 499 Wohnungen und damit um 32 Wohnungen je 1.000 Einwohner mehr als 15 Jahre zuvor (2000: 467 Wohnungen). Die Bundes-Statistiker rechneten das auch in Wohnflächen um und kamen zu dem Ergebnis, dass Ende 2015 insgesamt knapp 3,8 Milliarden Quadratmeter bewohnt wurden. Damit vergrößerte sich die Wohnfläche der Republik gegenüber dem Jahr 2000 um 16,3 Prozent bzw. 0,5 Milliarden Quadratmeter (2000: 3,2 Milliarden Quadratmeter). Die durchschnittliche deutsche Wohnung hatte 2015 eine Größe von 92,1 Quadratmetern, die Wohnfläche je Einwohner betrug 45,9 Quadratmeter, ein Plus von 6,4 Quadratmeter pro Person.
350.000 neue Wohnungen
Dass diese durchaus positive Entwicklung jedoch für die Zukunft nicht ausreicht, machte Bundesbauministerin Barbara Hendricks vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Wandels familiärer Wohnsituationen und angesichts eines zunehmenden Bedarfes an preiswertem, sozialem Wohnraum deutlich. Sie fordert eine „Wohnungsbau-Offensive“: „Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum für alle. Mindestens 350.000 neue Wohnungen pro Jahr sind nötig, um den sozialen Zusammenhalt nicht zu gefährden“, sagte Hendricks zur Eröffnung eines wohnungspolitischen Kongresses im März in Berlin. Schon zu Jahresbeginn hatte die Ministerin eine weitere Erhöhung der Bundesmittel von jährlich einer Milliarde auf zwei Milliarden Euro zur stärkeren Förderung des sozialen Wohnungsbaus ins Gespräch gebracht – ein Statement, das der Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure e.V. (BDB) natürlich von ganzem Herzen begrüßte. BDB-Präsident Hans Georg Wagner: „Der BDB und die Aktion ,Impulse für den Wohnungsbau’ vertreten bereits seit Monaten die Ansicht, dass die jetzt beschlossene Erhöhung der Bundesmittel an die Länder für die Zwecke des sozialen Wohnungsbaus auf etwa eine Milliarde Euro auch angesichts des anhaltenden Flüchtlingszustroms bei Weitem nicht ausreicht. Eine weitere Aufstockung der Mittel auf die von der Bundesbauministerin genannte Summe ist daher unerlässlich. Nur so kann der soziale Wohnungsbau in Deutschland bereits kurzfristig spürbar gestärkt und ein wirklicher Neustart erreicht werden.“
Branche im Aufwind
Der mit den Bauaufgaben in Deutschland gleichfalls wachsenden Branche der Architekten gäbe das natürlich einen weiteren starken Wachstums-Impuls. Aktuelle Zahlen des Bundesamtes für Statistik weisen für Deutschland eine Branchengröße von rund 39.000 Architekturbüros zum September 2014 aus. Davon waren rund 32.000 Architekturbüros auf den Hochbau spezialisiert, während die restlichen rund 7.000 Architektur-Unternehmen ihre Schwerpunkte in den Bereichen Innenarchitektur, Orts-, Regional- oder Landesplanung bzw. Garten- und Landschaftsplanung hatten.
Die Struktur der Architektur-Branche ist dabei von vielen kleinen Büros und Unternehmen sowie zu rund einem Drittel von freiberuflich Selbstständigen geprägt. Unter den Architekturbüros für Hochbau waren zum Zeitpunkt der Zahlenerhebung 24.263 Einzelunternehmen und 4.160 Personengesellschaften. Kapitalgesellschaften (2.410) und sonstige Rechtsformen (880) waren deutlich in der Minderzahl. Die Branche beschäftigte im September 2014 insgesamt 102.382 Personen. Davon waren 65.075 (63,6 Prozent) abhängig Beschäftigte und 37.307 (36,4 Prozent) Selbstständige. In einem durchschnittlichen Architekturbüro waren drei Personen tätig, die einen durchschnittlichen Jahresumsatz von 247.000 Euro erwirtschafteten. Die ganze Branche realisierte einen Gesamtumsatz von 7,8 Milliarden Euro.
Smart-Home-Lösungen
Zu einer anderen Perspektive gelangt man jedoch, wenn man die Big Player der Branche betrachtet, also die Architektur-Büros, die einen Jahresumsatz von mindestens 250.000 Euro erzielen konnten. Unter ihnen sind nur noch 2.769 Einzelunternehmen und 1.932 Personengesellschaften zu finden. Der Anteil an Kapitalgesellschaften (1.514) und sonstigen Rechtsformen (204) ist hier vergleichsweise höher. Kein Wunder auch, dass die „Großen der Branche“ allein ein Umsatzvolumen von 5,8 Milliarden Euro auf sich vereinigen.
Zum gesellschaftlich relevanten Fokus der Branche gehört auch die anspruchsvolle Aufgabe, in den kommenden Jahren immer mehr Bestandswohnungen altersgerecht umzubauen, wobei technische Hilfen und Assistenzsysteme zunehmend an Bedeutung gewinnen. Baustaatssekretär Gunther Adler: „Nach einer aktuellen Studie fehlen in Deutschland bis 2030 rund 2,9 Millionen altersgerechte Wohnungen. Smart-Home-Lösungen können den altersgerechten Umbau von Wohngebäuden unterstützen und das Leben älterer Menschen erleichtern. Innovative, elektronische Assistenzsysteme können es Menschen ermöglichen, länger selbstbestimmt in ihrer vertrauten Wohnumgebung zu leben.“
Emrich Welsing I redaktion@regiomanager.de
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