Management

Serie – 10 Tipps: Paare als Geschäftspartner: Das gemeinsame Baby

Starke Partner gibt es nicht nur zwischen Unternehmen. Die meisten Familienunternehmen profitieren von einer starken Partnerschaft. Oft stehen Ehepaare an der Spitze, die gemeinsam Verantwortung für das Unternehmen übernehmen. Auch in der Start-up-Szene gibt es Paare, die zu zweit ein Geschäftsmodell entwickeln und ihr „berufliches Baby“ gemeinsam voranbringen. Das schweißt zusammen. Allerdings kann das Privatleben und vor allem die Liebesbeziehung dabei auf der Strecke bleiben. Doch so weit muss es nicht kommen. Berufliches und Privates lässt sich trennen. Wichtig ist auch, dass Konflikte auf beiden Ebenen schnell gelöst werden. Vielleicht mithilfe von externen Beratern und Coaches.

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von Regiomanager 23.03.2023
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1: GEMEINSAME STRATEGIE

Zwei Menschen, die ein Unternehmen gemeinsam führen und lenken, müssen sich zwangsläufig über ihr Geschäftsmodell Gedanken machen. Ist es tragfähig für die nächsten Jahre oder Jahrzehnte? In welche Richtung soll es weitergehen? Welche Ziele werden anvisiert? Eine gemeinsame Wertvorstellung sollte die Basis der unternehmerischen Entscheidungen bilden. Es muss Klarheit über den Unternehmenskurs herrschen. Zieht man als Geschäftspartner/-in nicht an einem Strang, hebelt man sich gegenseitig aus und kommt vom Kurs ab.

2: ROLLEN KLAR VERTEILEN

Vom Liebespaar zum Unternehmerpaar – das ist ein großer Schritt. Die Rollenverteilung, die innerhalb der Partnerschaft herrscht, kann im Unternehmen komplett anders aussehen. Wer gibt im Business den Ton an? Wer ist auf welchen Gebieten kompetent? Wie sieht es mit finanziellen Dingen aus? Wer trifft welche Entscheidungen? Und wie bleibt die private Beziehung trotz geschäftlicher Zusammenarbeit im Gleichgewicht? Solche Fragen müssen frühzeitig geklärt werden. Anfangs dürfte es ungewohnt sein, geschäftliche Verhandlungen mit dem Partner oder der Partnerin zu führen. „Es sollte eine gute Rollenaufteilung geben, wer für welche Themen zuständig ist“, rät Professor Dr. Tom A. Rüsen vom Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU). Am besten werden diese Zuständigkeiten schriftlich fixiert und im Organigramm dokumentiert. Dann wissen auch die Beschäftigten Bescheid, an wen sie sich wenden können. Neben den Funktionen (z.B. Beschaffung, Vertrieb, Personal, IT, Marketing et cetera) sollten auch die konkreten Aufgaben und individuelle Themenschwerpunkte festgelegt werden. Die inhaltlichen Schwerpunkte müssen regelmäßig überprüft und aktualisiert werden.

3: FINANZEN REGELN

Bei Geld hört die Freundschaft bekanntlich auf. Deswegen ist es sinnvoll, finanzielle Dinge von Beginn an zu durchdenken und zu dokumentieren. Wer bringt wie viel Eigenkapital ein? Wie werden Gewinne verwendet? Wie werden finanzielle Entscheidungen getroffen – z.B. bei Sparmaßnahmen oder Investitionen? Was passiert, wenn die private Beziehung in die Brüche geht? Die finanzielle Absicherung ist für beide Seiten wichtig, zumal wenn das gemeinsame Unternehmen die einzige Einnahmequelle ist und womöglich hohe Schulden aufgenommen wurden.

4: OFFENER AUSTAUSCH

Wenn beide ihrem Tagesgeschäft nachgehen und fleißig im Hamsterrad laufen, bekommt die jeweils andere Seite kaum mit, welche Aufgaben und Herausforderungen im Unternehmen insgesamt bewältigt werden müssen. Als Unternehmerpaar sollte man sich gegenseitig regelmäßig auf dem Laufenden halten. Ein wöchentlicher Jour fixe bietet sich an, um kanalisiert Informationen (und Gefühle) auszutauschen. Eine offene Kommunikation ist wichtig und hilft auch im Vertretungsfall. Ein Jour fixe hilft auch bei der Abgrenzung zwischen den Rollen Familienmitglied und Geschäftsführung. Im Jour fixe wird nur über die Firma gesprochen. Privates ist dann tabu. Ein weiteres Instrument sind Feedbackgespräche: Normalerweise geben Vorgesetze ihren Mitarbeitenden eine Rückmeldung über Verhalten und Leistung. Aber als Geschäftsführer/-in macht man auch nicht alles richtig. Ein Feedbackgespräch bietet Raum für konstruktive Kritik, für Ideen und Änderungsvorschläge. Man könnte sich als Unternehmerpaar gegenseitig ein Feedback geben – oder enge Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen um eine kritische Beurteilung bitten.

5: KONFLIKTE SCHNELL KLÄREN

Trotz offener Kommunikation können Konflikte entstehen. Nicht immer ist man als Paar einer Meinung. Das kann Folgen haben: „Eine unterschiedliche Auffassung über eine Geschäftsentscheidung könnte schlimmstenfalls negativ auf die Liebesbeziehung ausstrahlen“, erklärt Professor Dr. Tom A. Rüsen vom WIFU. Andererseits können private Streitigkeiten auch zur dicken Luft in Unternehmen führen. Das kann man sich als Unternehmerpaar nicht leisten; man ist es den Beschäftigten und Investoren schuldig, dass Konflikte schnell gelöst werden. Professor Rüsen schlägt vor, auf der Geschäftsebene ein Konfliktmanagement zu installieren – z.B. über externe Beiräte, Moderatoren et cetera. Alternativ käme ein professionelles Coaching infrage, das auch private Auseinandersetzungen beilegen kann.

6: BERUF UND PRIVATES TRENNEN

Viele Unternehmerpaare arbeiten quasi rund um die Uhr. Das ist für die Partnerschaft eine große Belastung. Da hilft nur, konsequent Berufliches und Privates zu trennen. Empfehlung von Professor Rüsen: „Es ist notwendig, sehr deutliche Räume für die Privatsphäre, aber auch die Geschäftssphäre zu schaffen. Zum Beispiel hat die Firma keinen Zugang zum Schlafzimmer.“ Wenn schon am Wochenende gearbeitet werden muss, dann wenigstens im Arbeitszimmer. Aber irgendwann haben auch Chefin und Chef Feierabend oder Wochenende. Die Balance von Arbeitszeit und Familienzeit darf nicht völlig aus dem Gleichgewicht geraten und die eigene Wohnung sollte als privater Rückzugsbereich „heilig“ sein. Es müssen ja nicht gleich radikale Lösungen her, wie zwei getrennte Wohnungen.

7: INDIVIDUELLE FREIZEITINSELN

Selbst wenn man sich als Paar supergut versteht und sich auch nach langen Arbeitstagen nicht auf den Wecker geht, ist es wichtig, individuelle Freizeitinseln zu haben. Zeit nur für sich, um aufzutanken und den Kopf freizubekommen. Es tut gut, ganz egoistisch das zu tun, was einem selbst Freude bereitet. Vielleicht laut Musik hören, beim Sport auspowern, meditieren, einem Hobby nachgehen, im Wannenbad entspannen oder mit der besten Freundin telefonieren.
Tipp: Tragen Sie diese Freizeitinseln in den Terminkalender ein. Freizeit kann man auch nachholen ähnlich wie bei einem Jahresarbeitszeitkonto: Klappt es eine Woche mal nicht, Sport zu machen, dann holen Sie es später nach.

8: ZEIT ZU ZWEIT

Damit nicht nur das Unternehmen floriert, sondern auch die Liebesbeziehung lebendig bleibt, sollte man sich Zeit zu zweit im Kalender reservieren. Wichtig dabei: Der Restaurantbesuch mit dem Partner oder der Partnerin sollte dieselbe Priorität bekommen wie ein Kundentermin. Das ist ein Zeichen von gegenseitiger Wertschätzung und Respekt. Wenn die Liebe vor lauter Pflichten und Routinen immer hintenansteht, stirbt sie irgendwann eines natürlichen Todes.

9: GEFÜHLE KLAR BENENNEN

In einer intakten Liebesbeziehung redet man über Gefühle. Im Geschäftsleben ist das meist tabu. Warum eigentlich? Gefühle bestimmen unser Leben. Gerade unter beruflichem Druck stauen sich viele negative Gefühle auf wie Ärger, Wut, Neid, Intoleranz, Ängste und Aggressionen. Paare, die gemeinsam ein Unternehmen führen, sollten sich auch auf der geschäftlichen Ebene trauen, über ihre Gefühle zu reden. Sagen Sie, wie es Ihnen geht. Hat Sie irgendetwas verletzt? Was sagt Ihr Bauchgefühl zu einer geschäftlichen Entscheidung? Warum fühlen Sie sich vielleicht übergangen? Aber auch positive Gefühle sollten benannt werden! Freuen Sie sich gemeinsam über Erfolge. Seien Sie stolz auf die ersten Meilensteine und zufrieden mit dem Endergebnis. Schweigen Sie Ihre Gefühle nicht tot und nehmen Sie Erfolge nicht als Selbstverständlichkeit hin.

10: PRIVATLEBEN MANAGEN

Neben Beruf und Partnerschaft gibt es noch eine dritte Säule, die auch Zeit frisst und gemanagt werden muss: z.B. Hausarbeit, Einkauf, Care-Arbeit, Pflege sozialer Kontakte und Ehrenamt. In florierenden Familienunternehmen erledigt traditionell die Haushälterin einen Großteil der Arbeit. Ohne externe Dienstleister schaffen es vollberufstätige Paare kaum. Das kostet natürlich Geld. Aber diese Kosten müssen Unternehmerpaare einkalkulieren – auch junge Start-ups, die noch mit jedem Cent rechnen müssen. Trotz Zukauf von Leistungen bleibt immer noch genug Arbeit übrig. Die gilt es gerecht zu teilen. Hier helfen nur klare Absprachen, wer welche Aufgaben im Privatleben übernimmt. Und daran müssen sich beide Seiten halten. Sonst hängt der Haussegen schief, nur weil keiner den Müll rausbringen will …

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