Aus
der Vogelperspektive gibt die 2.600 Quadratmeter große Produktionshalle
der RBU Group in Willich ein überaus interessantes Bild ab: Fein
sortiert stehen oder liegen Stahlerzeugnisse in den unterschiedlichsten
Größen, Formen und Farben an den einzelnen Produktionsstationen;
Mitarbeiter schneiden, biegen oder schweißen daran; auf Schienen
angebrachte gelbe Kräne an der Hallendecke transportieren die
Komponenten an einem Haken zur jeweils nächsten Station. Seit Mai 2017
ist die beeindruckende Halle Teil des neuen Firmensitzes der RBU Group
auf der Willicher Gießerallee. Der Umzug war nötig geworden, weil die
beiden Standorte Neuss und Krefeld aus allen Nähten platzte – und nun
auch die Fertigung mit größeren Komponenten ihren Platz hat. „In den
letzten Jahren sind wir stark gewachsen. Zu unserem RBU-Kerngeschäft,
dem Engineering von speziellen Klappen und Schiebern in der Prozess- und
Verfahrenstechnik ist mit dem Zukauf der HBS Service GmbH noch die
Montage und – wie Sie hier sehen – mit dem Erwerb der ME Metall GmbH die
Fertigung hinzugekommen“, erklärt Andreas Harmes, der Geschäftsführer.
Der sympathische 49-Jährige hat 2009 das Dreimannteam RBU übernommen und
es kontinuierlich weiterentwickelt. Heute beschäftigt er als Chef des
Dreiergespanns RBU, HBS Service und ME Metall insgesamt 45 Mitarbeiter.
„Mit der RBU Group haben wir auf der einen Seite drei Spezialfirmen in
ihren jeweiligen Bereichen, auf der anderen Seite können wir
hervorragend Synergien nutzen. Je nach Bedarf können wir dem Kunden
einzelne Services, aber eben auch die komplette Wertschöpfung vom
Engineering über die Fertigung bis hin zur Montage anbieten. Zudem
können wir im Vergleich mit größeren Playern auch ganz flexibel kleinere
Auftragsvolumina abwickeln“, so Harmes.
Das RBU-Kerngeschäft:
Engineering von
Klappen und Schiebern
Das Kerngeschäft der Unternehmensgruppe
bildet nach wie vor das Engineering von RBU Absperr- und Regelarmaturen.
Diese speziellen Bauteile können Prozesse in einem Betrieb optimieren
und seine Energieeffizienz signifikant steigern. Wie das genau
funktioniert, erklärt uns Harmes an einem anschaulichen Beispiel: „Leime
werden in der Industrie über sogenannte thermische
Abluftreinigungsanlagen verbrannt. Damit keine Rückstände entstehen,
sind dafür Temperaturen von rund 1.000 Grad Celsius notwendig. Um diese
Bedingungen genauestens zu regulieren und Störgrößen auszugleichen,
werden unsere extrem hitzebeständigen Produkte eingesetzt.“ Auch anderen
widrigen Umständen wie Korrosion oder aggressivem Staub können die
RBU-Produkte trotzen. „In Zementwerken etwa sind Prozessgase extrem
staubbeladen. Unsere Klappen und Schieber sorgen dafür, dass diese
sicher abgesperrt und reguliert werden“, ergänzt Harmes. So erhielt RBU
nahezu zeitgleich die Aufträge, das größte und auch das zweitgrößte
Zementwerk der Welt mit Regelklappen und -schiebern zur gesamten
Prozesssteuerung zu beliefern. Das größte Werk wird derzeit in Ägypten
von einem chinesischen Anlagenbauer errichtet und wird eine
Tagesproduktion von 36.000 Tonnen erreichen; das zweitgrößte Werk mit
einer Tagesproduktion von 20.000 Tonnen entsteht gegenwärtig unter
Federführung eines deutschen Anlagenbauers in Saudi-Arabien. Grundlagen
für diese hohe Robustheit der RBU-Produkte sind u.a. hochwertige
Spezialwerkstoffe, spezielle Dichtungsmaterialien und besondere
Geometrien. Aufgrund ihrer großen Engineering-Kompetenz und langjährigen
Erfahrung können die RBU-Mitarbeiter natürlich auch Konstruktionen
entwickeln, die nicht dem Standard entsprechen.
Zertifizierte Montage-
Spezialisten: HBS Service
Im Jahr 2013 kaufte Andreas Harmes den
Montage-Spezialisten HBS Service auf, mit dem bereits seit vielen Jahren
eine vertrauensvolle und leistungsstarke Partnerschaft bestand. „Fortan
konnten wir unseren Kunden nicht nur das Engineering und die Lieferung
unserer Spezialprodukte anbieten, sondern auch deren Installation.
Ebenso die Wartung und Instandhaltung von Industrieanlagen“, erklärt
Harmes. Je nach Kundenwunsch bietet HBS Service Teil- oder
Komplettleistungen an – von der Kalkulation und Planung über die
Bauleitung und Koordination bis hin zur technischen Dokumentation und
technischen Abnahme. Können bestimmte Reparaturen nicht beim Kunden vor
Ort durchgeführt werden, stellt HBS Service selbstverständlich seine
eigenen Werkstätten zur Verfügung. Groß geschrieben wird zudem das Thema
Arbeitssicherheit, denn diese dient nicht nur dem Schutz der
Mitarbeiter, sondern steigert auch die Produktivität und Qualität der
Arbeit. „Sicheres Arbeiten ist eine elementare Voraussetzung für
hochwertige Montageleistungen. Deshalb schulen wir unser Fachpersonal
regelmäßig und verwenden ausschließlich geprüfte Werkzeuge, Maschinen
und Hebezeuge“, so Andreas Harmes. Mit der SCC-Zertifizierung
(Sicherheits Certificat Contraktoren) durch die Dekra hat der
Diplom-Ingenieur diesen Anspruch schwarz auf weiß belegt. Außerdem
besitzt HBS die Erlaubnis zur Arbeitnehmerüberlassung – diesen Service
haben sich die Willicher ebenfalls zertifizieren lassen – mit dem
Gütesiegel SCP Personaldienstleister.
Große Kompetenz in der
Fertigung: ME Metall
Den Firmenverbund komplettiert hat im Jahr
2014 die Firma ME Metall. „ME Metall war viele Jahre zuvor bereits ein
zuverlässiger Lieferant von uns. Im Zuge unserer Strategie als
Komplettanbieter aufzutreten, lag es nahe, dieses Spezialunternehmen
ebenfalls zuzukaufen“, erklärt Harmes. Die Facharbeiter dieses
Unternehmens verarbeiten hochwertige Metall- und Edelstähle und fertigen
komplexe wärmetechnische Komponenten und Anlagen: Rekuperatoren,
Brennkammern, Rohrleitungen, Lufterhitzer und, und, und … – eben all
das, was wir schon eingangs in der großen neuen Produktionshalle
bestaunen konnten. Produziert werden in dieser neuen Halle an der
Gießerallee aber nicht nur eigene Produkte und Anlagen, die RBU Group
stellt hier auch Komponenten für externe Auftraggeber her. Eins möchte
Andreas Harmes an dieser Stelle ebenfalls klarstellen: „Unser
Kerngeschäft, die RBU-Klappen und -Schieber, stellen wir nicht
schwerpunktmäßig mit ME Metall her. Hier werden wir auch weiterhin mit
anderen Fertigungsunternehmen aus unserem Netz vertrauensvoll
zusammenarbeiten.“ Denn dem Geschäftsführer liegt es sehr am Herzen,
sowohl mit Bestandskunden als auch mit neuen Kunden solide und
langfristig zusammenzuarbeiten und zu wachsen. Infrastrukturell gesehen
ist der neue Standort in Willich auch eine gute Wahl: Dank der
exzellenten Verkehrsverbindung erreichen die Spezialprodukte ihre
umliegenden und europäischen Destinationen problemlos auf dem Landweg,
über die nahe gelegenen Häfen in Duisburg und Krefeld können sie auch
weltweit auf die Reise geschickt werden.
Vielfältige
Branchenlösungen
Die vielfältigen Lösungen der RBU Group schätzen
Kunden aus ganz unterschiedlichen Bereichen: Neben der angesprochenen
Abluftreinigung und Zementindustrie sind das vor allem
Müllverbrennungsanlagen, Kraftwerke, Trockner und Brennanlagen, die
Stahlindustrie und die Schiffstechnik. „Dazu zählen globale
Anlagenbauer. Aber auch kleinere Produktionsunternehmen, die im
Verfahrens- und prozesstechnischen Bereich tätig sind. Diese nehmen
erfahrungsgemäß eher unseren kompletten Service in Anspruch“, erklärt
Harmes. Neulich erst kam eine Anfrage eines kleineren
Produktionsunternehmens, das eine Störung in der Anlage hatte und neue
Komponenten brauchte – bei einer Woche Standzeit. „Wir haben in
kürzester Zeit ein Montage-Team hingeschickt, parallel hier die
Komponenten gezeichnet und gefertigt – und dann trotz straffen Zeitplans
alles pünktlich vor Ort eingebaut“, erinnert sich der Geschäftsführer.
Ein anderes Beispiel: Aktuell sanieren die Willicher die Glühöfen eines
Kunden aus der Region. Hier macht RBU das Engineering, ME fertigt die
Spezialkomponenten und HBS baut sie ein – das Komplettpaket eben.
Wiederum benötigen andere Kunden nur einzelne Services – den Austausch
einer Pumpe z.B.
Menschliches Miteinander wird großgeschrieben
Trotz all der Technik
scheint das Mensch-Sein aber nicht zu kurz zu kommen: Bei unserem
Rundgang durch den Firmensitz der RBU-Group fällt der herzliche und
entspannte Umgang zwischen den Mitarbeitern direkt auf. „Mir sind
Kommunikation auf Augenhöhe und ein Arbeitsumfeld, in dem man sich
wohlfühlt, sehr wichtig“, sagt Andreas Harmes. Dazu gehören natürlich
auch die ständige Fort- und Weiterbildung seiner Mitarbeiter oder
flexible Arbeitszeitmodelle. „Eine unserer Konstrukteurinnen z.B. ist
kürzlich Mutter geworden. Sie arbeitet daher zunächst von zu Hause aus“,
schildert Harmes. Die Konzentration aller Geschäftsfelder am neuen
Standort in Willich hat seiner Meinung nach auch die Arbeitsbedingungen
vereinfacht: „Unsere Produktdesigner können z.B. in die Produktionshalle
gehen, um Dinge direkt vor Ort zu klären.“ Und weil das Geschäft so gut
läuft, braucht der Diplom-Ingenieur noch Verstärkung – insbesondere
Schlosser, Schweißer und Monteure werden gesucht. Man merkt, dass
Andreas Harmes noch stundenlang voller Leidenschaft über sein Business
sprechen könnte. Nun muss er sich aber leider entschuldigen: Die
Verladung eines riesigen Bauteils steht an. Es soll pünktlich das große
Rolltor der Produktionshalle verlassen, um irgendwo auf der Welt wieder
für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen.
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