Als sich Schriftsetzer Günter Finken 1965 selbstständig machte, ahnte er vermutlich nicht, dass er mit diesem Schritt den Grundstein für ein echtes Pionierunternehmen legen würde. Aus seiner ambitionierten Düsseldorfer Schriftsetzerei ist ein Full-Service-Anbieter für Medienproduktion erwachsen, der seit mehreren Jahrzehnten die Digitalisierung konsequent vorantreibt. Sein Name: LSD. Die Unternehmensgruppe offeriert heute ein breites Leistungsspektrum rund um die Verpackungsentwicklung, die Gestaltung kreativer Werbemittel sowie die klassische und webbasierte Medienproduktion. Dass sie zu den Branchenführern zählt und zu den wenigen Firmen in Europa, denen der Wechsel von einer Schriftsetzerei zu einem multimedialen Unternehmen gelang, verdankt sie nicht zuletzt ihrer Weitsicht und dem beharrlichen Mut, neue Pfade zu betreten. „Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Konzepten, die unsere Kunden weiterbringen“, sagt Chris Finken, der die LSD-Gruppe zusammen mit seinem Bruder Klaus in zweiter Generation führt. „Unser Ziel ist es, dem Markt immer einen Schritt voraus zu sein.“ Auch ihr Vater Günter bewies seinerzeit Pioniergeist und ein Gespür für zukünftige Marktentwicklungen: Der Rheinländer setzte anfangs auf den guten alten Bleisatz, der mehr als 500 Jahre zuvor von Johannes Gutenberg erfunden wurde, führte dann aber als eine der ersten Setzereien in Deutschland amerikanische Schriften ein. Sein Unternehmen nannte er Lettern Service Düsseldorf – kurz: LSD. Nachdem zunächst der Fotosatz immer mehr an Bedeutung gewinnen konnte, revolutionierte die Markteinführung des Apple Macintosh Mitte der 1980er-Jahre das Geschäft des Schriftsetzers vollends: „Mit Einzug des Desktop-Publishings in das grafische Gewerbe konnten Text, Bilder und im Laufe der Zeit auch immer mehr multimediale Inhalte auf einer Plattform kombiniert werden. Das hatte zur Folge, dass wir Berufe wie Schriftsetzer, Druckvorlagenhersteller, Lithograf, Grafiker oder Fotograf, die früher autark nebeneinander bestanden, plötzlich in unserer Firma zusammenbringen konnten“, erklärt Klaus Finken.
Prominente Hightech-Prototypen
Während diese Entwicklung viele andere Schriftsetzereien in die Krise stürzte, entschied sich das LSD-Team erneut für einen unkonventionellen Weg und richtete sein Angebot fortan auf Industriekunden aus: Die Düsseldorfer investierten in einen umfangreichen Maschinenpark und spezialisierten sich auf die Produktion von Kleinserien und Dummys ab Auflagenstärke eins. 1995 nahm LSD sogar die erste Indigo-Digitaldruckmaschine in Nordrhein-Westfalen in Betrieb und bestätigte damit seine Vorreiterrolle. „Wir konnten dann Prototypen von Verpackungen in kleinsten Auflagen für TV-Werbespots, Marktforschungs- und Präsentationsmuster drucken“, sagt Geschäftsführer Chris Finken. „Auch hier legten wir stets großen Wert auf die neueste Technik.“ Kein Wunder also, dass heute namhafte Unternehmen aus den Bereichen Kosmetik, Nahrungsmittel, Mode, Mobilfunk, Pharmazie und Automobil auf die Dummyspezialisten von LSD setzen und viele der in Düsseldorf produzierten Einzelstücke wie Chipstüten, Shampooflaschen oder Fruchtgummi-Verpackungen in TV-Werbespots zu sehen sind. Und ebenso wenig überrascht es, dass das PSO-zertifizierte Unternehmen, das übrigens dank seines großen Maschinenparks auch die gesamte Herstellung sämtlicher dazugehöriger Printmedien abwickeln kann, zu den ersten Anbietern zählte, die neben der manuellen Konfektionierung auf den 3D-Druck setzten. „Die Vorteile liegen buchstäblich auf der Hand: Das Modell wird ohne Umwege direkt aus CAD-Daten erzeugt. Der Kunde profitiert somit von besonders kurzen Fertigungszeiten“, erläutert Chris Finken. So sind dank der 3D-Visualisierungen aus dem Hause LSD jederzeit schnelle Änderungen möglich – in der Dummyerstellung ebenso wie bei der digitalen Postproduktion von Firmen- und Werbefilmen.
Industrie 4.0 vorantreiben
„Unser Ziel ist es letztlich“, so Managing Partner Klaus Finken, „die Medienwelt für die intelligente Vernetzung fit zu machen und zu zeigen, welche Vorteile sie bringt. Deshalb haben wir uns seit einigen Jahren auf die Entwicklung webbasierter Lösungen und digitaler Technologien spezialisiert.“ Bestes Beispiel ist die Software-Suite „myWorkflow“, die mittels intelligenter Technologie Prozesse in Druckvorstufe, im Marketing sowie im Vertrieb optimiert und dabei Standorte, Kunden und Dienstleister weltweit vernetzt. „In Marketingabteilungen laufen viele Aufgaben zusammen: Verpackungen, Kataloge, Anzeigen oder Poster müssen rechtzeitig übersetzt, korrigiert, freigegeben und gedruckt werden – und zwar in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. Diese Abstimmungsprozesse ziehen eine regelrechte E-Mail-Flut nach sich, die bearbeitet und beantwortet werden muss. Dabei geht jede Menge Zeit verloren, sodass die Kernaufgaben auf der Strecke bleiben.“ An dieser Stelle bringt „myWorkflow“ Arbeitsabläufe wieder in Schwung: Die Software bietet nämlich die Möglichkeit, diese Aufgaben über eine zentrale Online-Plattform abzuwickeln. Hier werden unter anderem Marketingabläufe, To-dos und Aufträge übersichtlich angezeigt und online gemanagt. Die Daten der Kunden werden für die internationale Kommunikation zentral gepflegt, Adobe-InDesign-Dateien online bearbeitet, freigegeben und produziert, Übersetzungen oder Korrekturen webbasiert direkt im Layout ausgeführt und Werbemittel beliebig oft individualisiert. Zur Verfügung stehen verschiedene Module, die individuell für jeden Kunden zusammengestellt werden. „myWorkflow verkürzt perfekt die Prozesse im Marketing“, sagt Klaus Finken. „Viele begeisterte Manager oder auch strategische Einkäufer haben die Herausforderung angenommen, alte Strukturen aufzubrechen und traditionelle Arbeitsweisen mit allen involvierten Abteilungen zu überdenken und zu verändern. Hat man diese Hürde erst einmal überwunden, winken bis zu 40 Prozent Zeit- und Kostenersparnis. Der Schritt in Richtung Industrie 4.0 lohnt sich also.“
Multichannel-Marketing und Smart-Packaging im Fokus
Mit ihren innovativen Ideen unterstützen die Pioniere von LSD ihre Auftraggeber aber nicht nur bei der Optimierung ihrer Arbeitsabläufe, sondern auch im Bereich Multichannel-Marketing. „Für unsere Kunden haben wir in den vergangenen Jahren immer wieder Daten für die Erstellung von Reinzeichnungen, Verpackungen, Prospekten, Broschüren oder Flyern erstellt und diese online verwaltet: Doch wir wollten mehr aus diesen Informationen machen und haben angefangen, daraus Mediendatenbanken zu erstellen, PIM-Systeme zu füllen oder sogar interaktive Apps zu entwickeln“, erklärt Klaus Finken. „Schließlich sind wir überzeugt davon, dass das Multichannel-Marketing in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen und für den Erfolg unserer Kunden entscheidend sein wird.“ Anstatt eines Flyers können die Unternehmen dann spannende Apps anbieten, die beispielsweise Videos oder Gewinnspiele enthalten, oder Verpackungen mit Augmented-Reality-Funktionen. Damit wecken sie nicht nur das Interesse ihrer eigenen Auftraggeber oder machen Neukunden auf sich aufmerksam, sondern schaffen auch ganz neue Vertriebsmöglichkeiten (siehe Interview). Gemeinsam mit dem ehemaligen Geschäftsführer der Airweb GmbH, Claudius Bertheau, gründeten die Finken-Brüder schließlich die jointMedia Deutschland GmbH. Die Firma, nun ebenfalls Teil der Unternehmensgruppe, ist auf Marketing-Resource-Management-Lösungen, ganzheitliche Mobiltechnologien sowie auf Virtual- und Augmented-Reality-Anwendungen spezialisiert. „‚Smart-Packaging‘ und ‚Augmented Reality‘, das klingt für viele heute vielleicht noch nach Science-Fiction und Spielerei“, sagt Bertheau. „Die jüngsten Entwicklungen zeigen jedoch, dass diese Dinge schon in wenigen Jahren unseren Alltag entscheidend prägen werden.“ Mit ihrem Zukunftslabor jointMedia will die LSD-Gruppe ihre Kunden auf die kommenden Entwicklungen vorbereiten und ihnen die Möglichkeit geben, rechtzeitig auf den Innovationszug aufzuspringen.
Innovationsmesse „Design meets Industry“
Wie schnell und wohin dieser Zug fährt, dazu hat das LSD-Team bereits sehr konkrete Vorstellungen. Und über die will es sprechen. Zur Eröffnung seines neuen Mediencampus gibt LSD deshalb den Startschuss für das Zukunftsevent „Design meets Industry“, zu dem Marketingdirektoren von Konsumgüterunternehmen und Führungskräfte großer Designagenturen aus ganz Deutschland erwartet werden. „Auf unserer Innovationsveranstaltung ‚Design meets Industry‘ bringen wir Experten aus dem Kreativ-, Packaging-, App-, 3D- und Augmented-Reality-Bereich zusammen. Mit Keynote, Ausstellern, Live-Events, Virtual-Reality-Erlebnissen, VIP-Abendveranstaltung und vielem mehr wollen wir uns im Dialog mit unseren Partnern auf die Trends der Zukunft vorbereiten“, sagt Chris Finken. Die Vorbereitungen sind bereits in vollem Gange. Auch nach der Messe wird sich der neue Mediencampus schwerpunktmäßig der Entwicklung neuer Technologien und der Digitalisierung der Packaging- und Medienproduktionsbranche widmen. Dazu sollen sich auf den mehr als 5000 Quadratmetern Bürofläche in den kommenden Jahren neben dem LSD-Team auch andere innovative Agenturen ansiedeln, die sich mit den Themen Verpackungen, Fotografie und Apps beschäftigen. „Schließlich wollen wir uns immer weiterentwickeln, damit wir auch in Zukunft die Nase vorn haben und unseren Kunden im Bereich der Medienproduktion weiterhin eine Welt voller Möglichkeiten eröffnen können.“
INTERVIEW:
Einkaufen im virtuellen Supermarkt
Im Gespräch mit Claudius Bertheau von jointMedia, Technologieschmiede und Zukunftslabor der LSD-Gruppe.
NRM: Herr Bertheau, was bringt ein Unternehmen wie die LSD-Gruppe dazu, sich auf den Gebieten Augmented und Virtual Reality zu betätigen?
Claudius Bertheau: Wir wollen lieber mitgestalten als Entwicklungen hinterherlaufen. Der AR- und VR-Technologie gehört die Zukunft. Davon sind wir überzeugt. Abgesehen davon sind sie die logische Erweiterung unserer vielseitigen Kompetenzen, unserer „Welt voller Möglichkeiten“. LSD ist bereits seit Jahrzehnten der Spezialist für Verpackungen. Unser Kreativ-Partner cool artwork hat sich u. a. zu einem anerkannten Experten für Shopper-Marketing entwickelt. Da liegt es nahe, mit uns als Technologieschmiede nun den nächsten Schritt zu gehen und die Dinge virtuell miteinander zu verknüpfen. Was das konkret heißt? Überspitzt: Durch den Einsatz der Augmented-Reality-Technologie, also durch die virtuelle Erweiterung unserer Wahrnehmung, wird die Verpackung von einem einfachen Gebrauchsgegenstand zu einem wertvollen, multimedialen Informationsträger und Kommunikationskanal, der ganz neue Formen der Interaktion ermöglicht. Durch AR und VR entsteht eine neue Dimension des Produktmarketings.
NRM: Was sind das für neue Interaktionsmöglichkeiten?
Claudius Bertheau: Die Einsatzmöglichkeiten sind riesig. Das können Hintergrundinformationen zu einem Produkt oder einem Unternehmen sein, zusätzliche Service-Leistungen, Promotions oder erweiterte Funktionen zur direkten Absatzsteigerung, beispielsweise ein virtueller Bestellknopf.
NRM: Allein die Verpackung vermittelt uns also bald Dinge, für die wir normalerweise in den Handel gehen müssten oder lange im Netz recherchieren?
Claudius Bertheau: Genau! Aus welchen Bestandteilen besteht das Produkt? Wie benutze ich es? Was kostet es? Wo und wie kaufe ich das Produkt? Wer liefert es? Wie repariere ich es? Animationen, Anwendungsvideos oder Imagefilme, um nur ein paar Beispiele zu nennen. In Zukunft halten Sie einfach die Kamera auf das Produkt oder die Verpackung und schon haben Sie die Möglichkeit, sich alle nur denkbaren zusätzlichen Informationen und Services virtuell einblenden zu lassen.
NRM: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Augmented Reality und Virtual Reality?
Claudius Bertheau: Die Übergänge sind fließend. Virtual Reality geht einen Schritt weiter als AR. Von Augmented Reality sprechen wir, wenn die Wirklichkeit um zusätzliche virtuelle Informationen erweitert wird. Als Virtual Reality bezeichnen wir das vollständige Eintauchen in einen virtuellen Raum. Dank Virtual-Reality-Technologie könnten wir in Zukunft zum Beispiel von der Wohnzimmer-Couch aus im Supermarkt einkaufen gehen. Einfach Brille aufsetzen, Beine hoch und los geht’s! Natürlich sind hier noch logistische Herausforderungen zu bewältigen, auch ist die Verbreitung VR-fähiger Endgeräte wie Brillen aktuell noch sehr gering. Aber es dauert nicht mehr lange, bis solche Probleme gelöst sind.
NRM: Und dann bieten sich auch ganz neue Möglichkeiten für das Marketing?
Claudius Bertheau: Absolut. AR- und VR-Technologien werden die Kundenbindung und natürlich den Vermarktungserfolg stärken. So wird es durch VR zum Beispiel möglich, schon im Vorfeld der Erstellung einer Verpackung Erkenntnisse und Feedback einzuholen. Das heißt, hier haben wir neben dem Einsatz von Dummys eine neue Möglichkeit, auf das ideale Produkt, die ideale Verpackung hinzuwirken – bevor die Produktion gestartet wird. Und was die Augmented Reality betrifft: AR schafft in Zukunft die Möglichkeit der kontinuierlichen Steuerung und Einflussnahme während des Lebenszyklus einer Verpackung. Will sagen: Das Produktmarketing kann dank AR noch schneller und effizienter auf den Wettbewerb reagieren. Und das führt mich wieder zu Ihrer Ausgangsfrage, weshalb wir uns mit AR und VR befassen. Wir sehen hier eine unaufhaltsame Entwicklung. Wir wollen vorangehen, damit unsere Kunden später nicht den Anschluss verlieren.
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